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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Der Ackerbau hat die Aufgabe, Stoffe und Kräfte, welche an den Boden und
die Atmosphäre gebunden sind, durch Vermittelung des vegetabilischen Lebens für den
menschlichen Verbrauch geeignet zu machen.

Die Pflanze bildet das vermittelnde Moment zwischen der unbelebten Natur
und dem animalischen Leben, sie allein vermag aus dem Boden Material zum Auf-
baue ihres eigenen und indirect des Thierkörpers zu entnehmen, sofern ihr nur die
Kraft in ihren verschiedenen Bewegungsformen als Wärme, Licht, Elektricität, Schwer-
kraft, chemische Verwandtschaft zur Verfügung steht.

Die Lehre vom Ackerbaue hat daher von der Kenntniß des Pflanzenlebens
(Phytobiologie) auszugehen und die Bedingungen für dasselbe wie Stoff und Kraft,
Boden und Atmosphäre festzustellen, um ermitteln zu können, inwiefern es möglich,
entweder abgesehen von dem wirthschaftlichen Vortheile -- durch den wissenschaftlichen
Versuch -- oder mit Rücksicht auf denselben -- durch die praktische Ausführung --,
einen Einfluß auf das Pflanzenleben zu gewinnen. Dieser Einfluß erstreckt sich entweder
auf eine Umänderung des Pflanzenstandortes durch Melioration und Bodenbearbeitung,
oder auf eine Vermehrung der Pflanzennährstoffe durch Düngung, oder schließlich auf
eine Unterstützung des Pflanzenlebens während der einzelnen Entwickelungsstadien als
des Keimens, Wachsens und Reifens der Pflanze.

Demzufolge hat die allgemeine Ackerbaulehre zu umfassen:

1. Das Pflanzenleben.
2. Den Boden.
3. Die Atmosphäre. (Natürliche Lage.)
4. Die Melioration.
5. Die Bodenbearbeitung.
6. Die Düngung.
7. Die Saat.
8. Die Pflege.
9. Die Ernte.

Der Ackerbau hat die Aufgabe, Stoffe und Kräfte, welche an den Boden und
die Atmoſphäre gebunden ſind, durch Vermittelung des vegetabiliſchen Lebens für den
menſchlichen Verbrauch geeignet zu machen.

Die Pflanze bildet das vermittelnde Moment zwiſchen der unbelebten Natur
und dem animaliſchen Leben, ſie allein vermag aus dem Boden Material zum Auf-
baue ihres eigenen und indirect des Thierkörpers zu entnehmen, ſofern ihr nur die
Kraft in ihren verſchiedenen Bewegungsformen als Wärme, Licht, Elektricität, Schwer-
kraft, chemiſche Verwandtſchaft zur Verfügung ſteht.

Die Lehre vom Ackerbaue hat daher von der Kenntniß des Pflanzenlebens
(Phytobiologie) auszugehen und die Bedingungen für daſſelbe wie Stoff und Kraft,
Boden und Atmoſphäre feſtzuſtellen, um ermitteln zu können, inwiefern es möglich,
entweder abgeſehen von dem wirthſchaftlichen Vortheile — durch den wiſſenſchaftlichen
Verſuch — oder mit Rückſicht auf denſelben — durch die praktiſche Ausführung —,
einen Einfluß auf das Pflanzenleben zu gewinnen. Dieſer Einfluß erſtreckt ſich entweder
auf eine Umänderung des Pflanzenſtandortes durch Melioration und Bodenbearbeitung,
oder auf eine Vermehrung der Pflanzennährſtoffe durch Düngung, oder ſchließlich auf
eine Unterſtützung des Pflanzenlebens während der einzelnen Entwickelungsſtadien als
des Keimens, Wachſens und Reifens der Pflanze.

Demzufolge hat die allgemeine Ackerbaulehre zu umfaſſen:

1. Das Pflanzenleben.
2. Den Boden.
3. Die Atmoſphäre. (Natürliche Lage.)
4. Die Melioration.
5. Die Bodenbearbeitung.
6. Die Düngung.
7. Die Saat.
8. Die Pflege.
9. Die Ernte.

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[[5]/0023] Der Ackerbau hat die Aufgabe, Stoffe und Kräfte, welche an den Boden und die Atmoſphäre gebunden ſind, durch Vermittelung des vegetabiliſchen Lebens für den menſchlichen Verbrauch geeignet zu machen. Die Pflanze bildet das vermittelnde Moment zwiſchen der unbelebten Natur und dem animaliſchen Leben, ſie allein vermag aus dem Boden Material zum Auf- baue ihres eigenen und indirect des Thierkörpers zu entnehmen, ſofern ihr nur die Kraft in ihren verſchiedenen Bewegungsformen als Wärme, Licht, Elektricität, Schwer- kraft, chemiſche Verwandtſchaft zur Verfügung ſteht. Die Lehre vom Ackerbaue hat daher von der Kenntniß des Pflanzenlebens (Phytobiologie) auszugehen und die Bedingungen für daſſelbe wie Stoff und Kraft, Boden und Atmoſphäre feſtzuſtellen, um ermitteln zu können, inwiefern es möglich, entweder abgeſehen von dem wirthſchaftlichen Vortheile — durch den wiſſenſchaftlichen Verſuch — oder mit Rückſicht auf denſelben — durch die praktiſche Ausführung —, einen Einfluß auf das Pflanzenleben zu gewinnen. Dieſer Einfluß erſtreckt ſich entweder auf eine Umänderung des Pflanzenſtandortes durch Melioration und Bodenbearbeitung, oder auf eine Vermehrung der Pflanzennährſtoffe durch Düngung, oder ſchließlich auf eine Unterſtützung des Pflanzenlebens während der einzelnen Entwickelungsſtadien als des Keimens, Wachſens und Reifens der Pflanze. Demzufolge hat die allgemeine Ackerbaulehre zu umfaſſen: 1. Das Pflanzenleben. 2. Den Boden. 3. Die Atmoſphäre. (Natürliche Lage.) 4. Die Melioration. 5. Die Bodenbearbeitung. 6. Die Düngung. 7. Die Saat. 8. Die Pflege. 9. Die Ernte.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/23>, abgerufen am 19.04.2024.