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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Ernte.
Kartoffeln werden selbst unter den günstigsten Umständen durch Verdunsten des
Wassers und gegen das Frühjahr hin auch durch Verlust an Stärke und stickstoff-
haltigen Substanzen an Gewicht verlieren. Bei der Aufbewahrung muß man daher
trachten in den Aufbewahrungsräumen eben nur so viel Wärme, 4--5°C, zu er-
halten, daß die Knollen nicht erfrieren, daß der Zersetzungsprozeß der organischen
Bestandtheile und das Austreiben der Knospenaugen bei den Knollen, der Herzblätter
bei den Wurzelfrüchten verhindert werde. Das Austreiben wird nicht nur durch die
Erhaltung einer gleichmäßigen Temperatur, sondern auch durch möglichsten Abschluß
gegen die Feuchtigkeit hintangehalten.

Die Versuche Nobbe's 1) über die Veränderungen der Kartoffeln, während der Winter-
ruhe ergeben bei verschiedener Aufbewahrung folgende Resultate:

[Tabelle]

Die erwähnten Bedingungen für eine gute Aufbewahrung von Knollen und
Wurzelfrüchten werden am leichtesten in luftigen trockenen Kellern zu erreichen sein.
Bei leicht dem Verderben ausgesetzten Wurzel- und Knollenfrüchten, wie Möhren,
Kohlrüben, Kartoffeln u. dgl. legt man die genannten Wurzeln und Knollen nicht
auf den feuchten Boden, sondern in nicht zu hohen Lagen auf luftige Lattenroste.
Bei kleineren Mengen und werthvolleren Knollen und Wurzeln wie z. B. bei Speise-
kartoffeln, Gemüsewurzeln u. dgl. wird sich für die gute Erhaltung ein schichtenweises
Einschlagen in trockenen Sand bestens bewähren.

Fehlen hinreichend ausgedehnte und geeignete Kellerräumlichkeiten, so ist die Auf-
bewahrung in Mieten, welche im freien Felde oder im Hofraume angelegt werden,
vorzunehmen. Die Mieten oder Haufen von Wurzeln oder Knollen, welche durch eine
einfache Erdbedeckung geschützt werden, sind je nach der Bodenbeschaffenheit entweder
vertieft in die Erde oder unmittelbar auf dem geebeneten Boden anzulegen. Die Auf-
bewahrung in Gruben, welche 1--1.5 Meter tief in trockenem Sandboden ausgehoben
werden, ist gewöhnlich wärmer, daher im Allgemeinen weniger zu empfehlen, als die
Aufbewahrung über der Erde oder in nur wenige Centimeter in den Boden ein-
gelassenen Mieten. In diesen Gruben oder auf den mäßig vertieften Lagerplätzen
werden die Wurzeln und Knollen derart aufgeschichtet, daß sie einen dachförmigen
Haufen bilden. Die Breite des Haufens hängt vorzugsweise von der Beschaffenheit

1) Landwirthschaftliche Versuchsstationen. VII. S. 452.

Die Ernte.
Kartoffeln werden ſelbſt unter den günſtigſten Umſtänden durch Verdunſten des
Waſſers und gegen das Frühjahr hin auch durch Verluſt an Stärke und ſtickſtoff-
haltigen Subſtanzen an Gewicht verlieren. Bei der Aufbewahrung muß man daher
trachten in den Aufbewahrungsräumen eben nur ſo viel Wärme, 4—5°C, zu er-
halten, daß die Knollen nicht erfrieren, daß der Zerſetzungsprozeß der organiſchen
Beſtandtheile und das Austreiben der Knoſpenaugen bei den Knollen, der Herzblätter
bei den Wurzelfrüchten verhindert werde. Das Austreiben wird nicht nur durch die
Erhaltung einer gleichmäßigen Temperatur, ſondern auch durch möglichſten Abſchluß
gegen die Feuchtigkeit hintangehalten.

Die Verſuche Nobbe's 1) über die Veränderungen der Kartoffeln, während der Winter-
ruhe ergeben bei verſchiedener Aufbewahrung folgende Reſultate:

[Tabelle]

Die erwähnten Bedingungen für eine gute Aufbewahrung von Knollen und
Wurzelfrüchten werden am leichteſten in luftigen trockenen Kellern zu erreichen ſein.
Bei leicht dem Verderben ausgeſetzten Wurzel- und Knollenfrüchten, wie Möhren,
Kohlrüben, Kartoffeln u. dgl. legt man die genannten Wurzeln und Knollen nicht
auf den feuchten Boden, ſondern in nicht zu hohen Lagen auf luftige Lattenroſte.
Bei kleineren Mengen und werthvolleren Knollen und Wurzeln wie z. B. bei Speiſe-
kartoffeln, Gemüſewurzeln u. dgl. wird ſich für die gute Erhaltung ein ſchichtenweiſes
Einſchlagen in trockenen Sand beſtens bewähren.

Fehlen hinreichend ausgedehnte und geeignete Kellerräumlichkeiten, ſo iſt die Auf-
bewahrung in Mieten, welche im freien Felde oder im Hofraume angelegt werden,
vorzunehmen. Die Mieten oder Haufen von Wurzeln oder Knollen, welche durch eine
einfache Erdbedeckung geſchützt werden, ſind je nach der Bodenbeſchaffenheit entweder
vertieft in die Erde oder unmittelbar auf dem geebeneten Boden anzulegen. Die Auf-
bewahrung in Gruben, welche 1—1.5 Meter tief in trockenem Sandboden ausgehoben
werden, iſt gewöhnlich wärmer, daher im Allgemeinen weniger zu empfehlen, als die
Aufbewahrung über der Erde oder in nur wenige Centimeter in den Boden ein-
gelaſſenen Mieten. In dieſen Gruben oder auf den mäßig vertieften Lagerplätzen
werden die Wurzeln und Knollen derart aufgeſchichtet, daß ſie einen dachförmigen
Haufen bilden. Die Breite des Haufens hängt vorzugsweiſe von der Beſchaffenheit

1) Landwirthſchaftliche Verſuchsſtationen. VII. S. 452.
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[293/0311] Die Ernte. Kartoffeln werden ſelbſt unter den günſtigſten Umſtänden durch Verdunſten des Waſſers und gegen das Frühjahr hin auch durch Verluſt an Stärke und ſtickſtoff- haltigen Subſtanzen an Gewicht verlieren. Bei der Aufbewahrung muß man daher trachten in den Aufbewahrungsräumen eben nur ſo viel Wärme, 4—5°C, zu er- halten, daß die Knollen nicht erfrieren, daß der Zerſetzungsprozeß der organiſchen Beſtandtheile und das Austreiben der Knoſpenaugen bei den Knollen, der Herzblätter bei den Wurzelfrüchten verhindert werde. Das Austreiben wird nicht nur durch die Erhaltung einer gleichmäßigen Temperatur, ſondern auch durch möglichſten Abſchluß gegen die Feuchtigkeit hintangehalten. Die Verſuche Nobbe's 1) über die Veränderungen der Kartoffeln, während der Winter- ruhe ergeben bei verſchiedener Aufbewahrung folgende Reſultate: Die erwähnten Bedingungen für eine gute Aufbewahrung von Knollen und Wurzelfrüchten werden am leichteſten in luftigen trockenen Kellern zu erreichen ſein. Bei leicht dem Verderben ausgeſetzten Wurzel- und Knollenfrüchten, wie Möhren, Kohlrüben, Kartoffeln u. dgl. legt man die genannten Wurzeln und Knollen nicht auf den feuchten Boden, ſondern in nicht zu hohen Lagen auf luftige Lattenroſte. Bei kleineren Mengen und werthvolleren Knollen und Wurzeln wie z. B. bei Speiſe- kartoffeln, Gemüſewurzeln u. dgl. wird ſich für die gute Erhaltung ein ſchichtenweiſes Einſchlagen in trockenen Sand beſtens bewähren. Fehlen hinreichend ausgedehnte und geeignete Kellerräumlichkeiten, ſo iſt die Auf- bewahrung in Mieten, welche im freien Felde oder im Hofraume angelegt werden, vorzunehmen. Die Mieten oder Haufen von Wurzeln oder Knollen, welche durch eine einfache Erdbedeckung geſchützt werden, ſind je nach der Bodenbeſchaffenheit entweder vertieft in die Erde oder unmittelbar auf dem geebeneten Boden anzulegen. Die Auf- bewahrung in Gruben, welche 1—1.5 Meter tief in trockenem Sandboden ausgehoben werden, iſt gewöhnlich wärmer, daher im Allgemeinen weniger zu empfehlen, als die Aufbewahrung über der Erde oder in nur wenige Centimeter in den Boden ein- gelaſſenen Mieten. In dieſen Gruben oder auf den mäßig vertieften Lagerplätzen werden die Wurzeln und Knollen derart aufgeſchichtet, daß ſie einen dachförmigen Haufen bilden. Die Breite des Haufens hängt vorzugsweiſe von der Beſchaffenheit 1) Landwirthſchaftliche Verſuchsſtationen. VII. S. 452.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/311>, abgerufen am 28.03.2024.