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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Futterpflanzen.
[Tabelle]
1. Die Wachsthumsbedingungen.

Der Rothklee verlangt zu seinem Gedeihen einen frischen, humosen Boden.
In trockenen Gegenden wird man denselben nur auf solchen Feldern bauen können,
welche durch das Grundwasser oder durch Bewässerung feucht erhalten werden. Am
üppigsten gedeiht er daher in kühlen, feuchten Gebieten und im Gebirge, soweit das
Wintergetreide reicht. Am sichersten wird er sein Bedürfniß nach Wasser auf einem
tiefgründigen Boden befriedigen können. Derselbe ermöglicht die ungehinderte Ent-
wickelung der Pfahlwurzel, welche die Kleepflanze mit Wasser zu versehen hat. In
feuchtem Boden und Klima gedeiht die Rothkleepflanze auch auf einem weniger tief-
gründigen Boden. Nicht rothkleefähig sind lose Sandböden, geringe lehmige Sand-
böden und arme dürre Kalkböden. Böden mit stauender Nässe sind, so lange sie
nicht entwässert sind, gleichfalls ungeeignet. Auf Moorböden und in rauhen, schnee-
losen Lagen ist der Rothklee durch das Auswintern sehr gefährdet. Am üppigsten
entwickelt er sich auf nährstoffreichen, in einem guten mechanischen Zustande befind-
lichen Feldern, auf welchen er sich rasch anwurzeln und gleich in der ersten Jugend
kräftig entwickeln kann. Nur in solchen Lagen gibt er mit Sicherheit zwei gute,
seltener drei Schnitte. In dürren Jahrgängen und auf unsicherem Boden kann man
häufig nur auf einen Schnitt rechnen.

Eine Mittelernte von 4000 Kilogr. Rothkleeheu entnimmt dem Boden per
Hektar: 227.6 Kilogr. Asche, 73.2 Kilogr. Kali, 80 Kilogr. Kalk, 22.4 Kilogr.
Phosphorsäure, 6.8 Kilogr. Schwefelsäure, 5.6 Kilogr. Kieselsäure etc.

2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.

Der Rothklee folgt nach Brache oder gedüngter Hackfrucht. Ungeeignete Vor-
früchte sind Hülsenfrüchte, Pferdebohnen etc. Gewöhnlich wird dem Klee eine
Schutzfrucht gegeben, nachdem er, wie in den einleitenden Bemerkungen erwähnt,
in der ersten Jugend klein bleibt und bei freiem Stande durch trockene Witterung
leicht eingehen kann. Als Schutzfrucht sind nur solche Gewächse zu verwenden, welche
sich nicht lagern und den Klee nicht allzusehr beschatten. Es ist dann möglich, daß
sich der Klee im Aussaatjahre unter der Schutzfrucht soweit entwickelt, daß er schon
im Herbste einen Stoppelschnitt oder wenigstens eine Stoppelweide gibt. Als geeignetste
Ueberfrüchte in absteigender Reihenfolge sind zu erwähnen: der Grünhafer, der
Mischling mit wenig Wicken, Lein, Rübsen, Wintergerste, Winterroggen, Winterweizen,

Die Futterpflanzen.
[Tabelle]
1. Die Wachsthumsbedingungen.

Der Rothklee verlangt zu ſeinem Gedeihen einen friſchen, humoſen Boden.
In trockenen Gegenden wird man denſelben nur auf ſolchen Feldern bauen können,
welche durch das Grundwaſſer oder durch Bewäſſerung feucht erhalten werden. Am
üppigſten gedeiht er daher in kühlen, feuchten Gebieten und im Gebirge, ſoweit das
Wintergetreide reicht. Am ſicherſten wird er ſein Bedürfniß nach Waſſer auf einem
tiefgründigen Boden befriedigen können. Derſelbe ermöglicht die ungehinderte Ent-
wickelung der Pfahlwurzel, welche die Kleepflanze mit Waſſer zu verſehen hat. In
feuchtem Boden und Klima gedeiht die Rothkleepflanze auch auf einem weniger tief-
gründigen Boden. Nicht rothkleefähig ſind loſe Sandböden, geringe lehmige Sand-
böden und arme dürre Kalkböden. Böden mit ſtauender Näſſe ſind, ſo lange ſie
nicht entwäſſert ſind, gleichfalls ungeeignet. Auf Moorböden und in rauhen, ſchnee-
loſen Lagen iſt der Rothklee durch das Auswintern ſehr gefährdet. Am üppigſten
entwickelt er ſich auf nährſtoffreichen, in einem guten mechaniſchen Zuſtande befind-
lichen Feldern, auf welchen er ſich raſch anwurzeln und gleich in der erſten Jugend
kräftig entwickeln kann. Nur in ſolchen Lagen gibt er mit Sicherheit zwei gute,
ſeltener drei Schnitte. In dürren Jahrgängen und auf unſicherem Boden kann man
häufig nur auf einen Schnitt rechnen.

Eine Mittelernte von 4000 Kilogr. Rothkleeheu entnimmt dem Boden per
Hektar: 227.6 Kilogr. Aſche, 73.2 Kilogr. Kali, 80 Kilogr. Kalk, 22.4 Kilogr.
Phosphorſäure, 6.8 Kilogr. Schwefelſäure, 5.6 Kilogr. Kieſelſäure ꝛc.

2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.

Der Rothklee folgt nach Brache oder gedüngter Hackfrucht. Ungeeignete Vor-
früchte ſind Hülſenfrüchte, Pferdebohnen ꝛc. Gewöhnlich wird dem Klee eine
Schutzfrucht gegeben, nachdem er, wie in den einleitenden Bemerkungen erwähnt,
in der erſten Jugend klein bleibt und bei freiem Stande durch trockene Witterung
leicht eingehen kann. Als Schutzfrucht ſind nur ſolche Gewächſe zu verwenden, welche
ſich nicht lagern und den Klee nicht allzuſehr beſchatten. Es iſt dann möglich, daß
ſich der Klee im Ausſaatjahre unter der Schutzfrucht ſoweit entwickelt, daß er ſchon
im Herbſte einen Stoppelſchnitt oder wenigſtens eine Stoppelweide gibt. Als geeignetſte
Ueberfrüchte in abſteigender Reihenfolge ſind zu erwähnen: der Grünhafer, der
Miſchling mit wenig Wicken, Lein, Rübſen, Wintergerſte, Winterroggen, Winterweizen,

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[187/0201] Die Futterpflanzen. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Der Rothklee verlangt zu ſeinem Gedeihen einen friſchen, humoſen Boden. In trockenen Gegenden wird man denſelben nur auf ſolchen Feldern bauen können, welche durch das Grundwaſſer oder durch Bewäſſerung feucht erhalten werden. Am üppigſten gedeiht er daher in kühlen, feuchten Gebieten und im Gebirge, ſoweit das Wintergetreide reicht. Am ſicherſten wird er ſein Bedürfniß nach Waſſer auf einem tiefgründigen Boden befriedigen können. Derſelbe ermöglicht die ungehinderte Ent- wickelung der Pfahlwurzel, welche die Kleepflanze mit Waſſer zu verſehen hat. In feuchtem Boden und Klima gedeiht die Rothkleepflanze auch auf einem weniger tief- gründigen Boden. Nicht rothkleefähig ſind loſe Sandböden, geringe lehmige Sand- böden und arme dürre Kalkböden. Böden mit ſtauender Näſſe ſind, ſo lange ſie nicht entwäſſert ſind, gleichfalls ungeeignet. Auf Moorböden und in rauhen, ſchnee- loſen Lagen iſt der Rothklee durch das Auswintern ſehr gefährdet. Am üppigſten entwickelt er ſich auf nährſtoffreichen, in einem guten mechaniſchen Zuſtande befind- lichen Feldern, auf welchen er ſich raſch anwurzeln und gleich in der erſten Jugend kräftig entwickeln kann. Nur in ſolchen Lagen gibt er mit Sicherheit zwei gute, ſeltener drei Schnitte. In dürren Jahrgängen und auf unſicherem Boden kann man häufig nur auf einen Schnitt rechnen. Eine Mittelernte von 4000 Kilogr. Rothkleeheu entnimmt dem Boden per Hektar: 227.6 Kilogr. Aſche, 73.2 Kilogr. Kali, 80 Kilogr. Kalk, 22.4 Kilogr. Phosphorſäure, 6.8 Kilogr. Schwefelſäure, 5.6 Kilogr. Kieſelſäure ꝛc. 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. Der Rothklee folgt nach Brache oder gedüngter Hackfrucht. Ungeeignete Vor- früchte ſind Hülſenfrüchte, Pferdebohnen ꝛc. Gewöhnlich wird dem Klee eine Schutzfrucht gegeben, nachdem er, wie in den einleitenden Bemerkungen erwähnt, in der erſten Jugend klein bleibt und bei freiem Stande durch trockene Witterung leicht eingehen kann. Als Schutzfrucht ſind nur ſolche Gewächſe zu verwenden, welche ſich nicht lagern und den Klee nicht allzuſehr beſchatten. Es iſt dann möglich, daß ſich der Klee im Ausſaatjahre unter der Schutzfrucht ſoweit entwickelt, daß er ſchon im Herbſte einen Stoppelſchnitt oder wenigſtens eine Stoppelweide gibt. Als geeignetſte Ueberfrüchte in abſteigender Reihenfolge ſind zu erwähnen: der Grünhafer, der Miſchling mit wenig Wicken, Lein, Rübſen, Wintergerſte, Winterroggen, Winterweizen,

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/201>, abgerufen am 19.04.2024.