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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 28.

Sechszeilige Frühgerste (Hordeum
hexastichon L.
) Sun und .

c. Nackte vierzeilige Gerste. Sorten:
Aegyptisches Korn, Himalayagerste, Nackte
Namptogerste etc.

3. Gabelgerste (Hordeum trifurcatum
Ser.
). Diese vierzeilige Gerste besitzt keine
Grannen, sondern an Stelle dieser befinden
sich an den Hüllspelzen lederartige, dreigabelige
Fortsätze. Diese nackte Wintergerste wird in
Aegypten cultivirt.

4. Sechszeilige Gerste (Hordeum
hexastichon L.
) Sun und , Fig. 28. Diese als
Winter- und Sommerfrucht angebaute Gerste
besitzt sechs, regelmäßig von der Spindel ab-
stehende Zeilen von Aehrchen.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Bei den geringen Wärmeansprüchen und
der Kürze der Vegetationszeit der Gerste
kann dieselbe, als einzige Getreidepflanze, noch
in dem kurzen nordischen Sommer unter dem
70° nördlicher Breite angebaut werden. Ihr
Anbau ist überall unter der Isothere (Orte
gleicher mittlerer Sommertemperatur) von
10°C. möglich. Sie wird am Nordcap noch
unter dem 70° nördl. Br., am weißen Meere
unter dem Polarkreise angebaut. In den
mitteleuropäischen Alpen geht ihr Anbau bis
nahe an 1000 Meter Höhe. Ebenso gut wie
ein kaltes, verträgt sie auch ein heißes,
trockenes Klima. Sie kommt in heißen Ge-
genden, wie z. B. in Arabien, leichter als der
Hafer fort. Sie gedeiht bei 5--10° und
auch bei 30°C. Bodenwärme.

In jenen nördlichen Himmelsstrichen bil-
det die Gerste -- in Schweden Korn ge-
nannt -- die Hauptbrodfrucht für die Be-
völkerung, während sie in südlichen Ländern
ausschließlich zur Graupen-, Stärke-, Bier- und
Malzbereitung und zur Fütterung der Nutzthiere,
besonders der Pferde verwendet wird. Am
weitesten nach Norden geht die vierzeilige
Gerste. Die zweizeilige Gerste, die gewöhnlichste

Beſondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 28.

Sechszeilige Frühgerſte (Hordeum
hexastichon L.
) ☉ und ⚇.

c. Nackte vierzeilige Gerſte. Sorten:
Aegyptiſches Korn, Himalayagerſte, Nackte
Namptogerſte ꝛc.

3. Gabelgerſte (Hordeum trifurcatum
Ser.
). Dieſe vierzeilige Gerſte beſitzt keine
Grannen, ſondern an Stelle dieſer befinden
ſich an den Hüllſpelzen lederartige, dreigabelige
Fortſätze. Dieſe nackte Wintergerſte wird in
Aegypten cultivirt.

4. Sechszeilige Gerſte (Hordeum
hexastichon L.
) ☉ und ⚇, Fig. 28. Dieſe als
Winter- und Sommerfrucht angebaute Gerſte
beſitzt ſechs, regelmäßig von der Spindel ab-
ſtehende Zeilen von Aehrchen.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Bei den geringen Wärmeanſprüchen und
der Kürze der Vegetationszeit der Gerſte
kann dieſelbe, als einzige Getreidepflanze, noch
in dem kurzen nordiſchen Sommer unter dem
70° nördlicher Breite angebaut werden. Ihr
Anbau iſt überall unter der Iſothere (Orte
gleicher mittlerer Sommertemperatur) von
10°C. möglich. Sie wird am Nordcap noch
unter dem 70° nördl. Br., am weißen Meere
unter dem Polarkreiſe angebaut. In den
mitteleuropäiſchen Alpen geht ihr Anbau bis
nahe an 1000 Meter Höhe. Ebenſo gut wie
ein kaltes, verträgt ſie auch ein heißes,
trockenes Klima. Sie kommt in heißen Ge-
genden, wie z. B. in Arabien, leichter als der
Hafer fort. Sie gedeiht bei 5—10° und
auch bei 30°C. Bodenwärme.

In jenen nördlichen Himmelsſtrichen bil-
det die Gerſte — in Schweden Korn ge-
nannt — die Hauptbrodfrucht für die Be-
völkerung, während ſie in ſüdlichen Ländern
ausſchließlich zur Graupen-, Stärke-, Bier- und
Malzbereitung und zur Fütterung der Nutzthiere,
beſonders der Pferde verwendet wird. Am
weiteſten nach Norden geht die vierzeilige
Gerſte. Die zweizeilige Gerſte, die gewöhnlichſte

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[36/0050] Beſondere Pflanzenbaulehre. [Abbildung Fig. 28. Sechszeilige Frühgerſte (Hordeum hexastichon L.) ☉ und ⚇. ] c. Nackte vierzeilige Gerſte. Sorten: Aegyptiſches Korn, Himalayagerſte, Nackte Namptogerſte ꝛc. 3. Gabelgerſte (Hordeum trifurcatum Ser.). Dieſe vierzeilige Gerſte beſitzt keine Grannen, ſondern an Stelle dieſer befinden ſich an den Hüllſpelzen lederartige, dreigabelige Fortſätze. Dieſe nackte Wintergerſte wird in Aegypten cultivirt. 4. Sechszeilige Gerſte (Hordeum hexastichon L.) ☉ und ⚇, Fig. 28. Dieſe als Winter- und Sommerfrucht angebaute Gerſte beſitzt ſechs, regelmäßig von der Spindel ab- ſtehende Zeilen von Aehrchen. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Bei den geringen Wärmeanſprüchen und der Kürze der Vegetationszeit der Gerſte kann dieſelbe, als einzige Getreidepflanze, noch in dem kurzen nordiſchen Sommer unter dem 70° nördlicher Breite angebaut werden. Ihr Anbau iſt überall unter der Iſothere (Orte gleicher mittlerer Sommertemperatur) von 10°C. möglich. Sie wird am Nordcap noch unter dem 70° nördl. Br., am weißen Meere unter dem Polarkreiſe angebaut. In den mitteleuropäiſchen Alpen geht ihr Anbau bis nahe an 1000 Meter Höhe. Ebenſo gut wie ein kaltes, verträgt ſie auch ein heißes, trockenes Klima. Sie kommt in heißen Ge- genden, wie z. B. in Arabien, leichter als der Hafer fort. Sie gedeiht bei 5—10° und auch bei 30°C. Bodenwärme. In jenen nördlichen Himmelsſtrichen bil- det die Gerſte — in Schweden Korn ge- nannt — die Hauptbrodfrucht für die Be- völkerung, während ſie in ſüdlichen Ländern ausſchließlich zur Graupen-, Stärke-, Bier- und Malzbereitung und zur Fütterung der Nutzthiere, beſonders der Pferde verwendet wird. Am weiteſten nach Norden geht die vierzeilige Gerſte. Die zweizeilige Gerſte, die gewöhnlichſte

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/50>, abgerufen am 28.03.2024.