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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Hülsenfrüchte.
Aussaat mit der Drillmaschine auf 30--40 Ctm. Entfernung. Das Saatquantum
beträgt bei Breitsaat 2--3 Hektoliter, bei Drillsaat 1.5--2.5 Hektoliter für ein Hektar.
Das geringere Saatquantum nimmt man bei Frühsaat, das stärkere bei später ge-
säeten Erbsen.

4. Die Pflege.

Bei feuchter Witterung und dichtem Stande tritt leicht Lagerfrucht und in wei-
terer Folge ein Verfaulen der Erbsenpflanzen ein. Bei geringer Ausdehnung der
Erbsenfelder verhindert man das Lagern durch das sogenannte Stiefeln oder Stengeln
der Erbsen, indem man denselben Gelegenheit gibt, sich an eingesteckten Stäben auf-
zuranken. Im Großen sucht man dem Lagern durch Untersäen von (20--25 %)
Pferdebohnen vorzubeugen. Zeigt sich nach dem Aufgehen der Erbsensaat viel
Unkraut, so hat man dasselbe durch Uebereggen oder auch durch Jäten zu be-
seitigen. Bei gedrillten Saaten oder bei untergepflügten Erbsen, welche in unregel-
mäßigen Reihen auflaufen, empfiehlt sich ein Durchfahren mit der Pferdehacke. Bei
sehr sorgfältiger Cultur hackt man selbst mit der Hand. Ein Ueberstreuen mit
Gyps befördert weniger den Hülsenansatz als die Blattentwickelung; erscheint daher
nicht räthlich.

Bei sehr üppigem Wachsthume der Erbsen treten häufig Risse an den Stengeln
auf, welche nach den Untersuchungen von Marek 1) durch Gewebespannungen und nicht
durch Spätfröste, wie häufig vermuthet wird, hervorgebracht werden.

Die Erbse ist eine unsichere Pflanze, da sie häufig durch Mehlthau (Erysiphe
communis Wallr.)
, Schimmel (Peronospora Viciae Berk.) oder durch Rost (Uromyces
appendiculatus Lev.)
zu Grunde geht, ohne daß es gelingt, dagegen erfolgreich auf-
zutreten. Ebenso macht zuweilen der Erbsenkäfer (Bruchus pisi L.), Fig. 48,
den Erbsenbau unmöglich. Die Larve desselben frißt die Cotyledonen des Erbsen-
samens und benutzt schließlich die Erbse als Puppenlager. Der Erbsenkeim bleibt
jedoch unverletzt, weshalb befallene Körner immerhin, wenn auch schwächliche Keim-
pflanzen liefern. Der Erbsenkäfer wird durch Dörren der Samen bis zu 50°C.
für die nächste Ernte unschädlich gemacht, indem dadurch die eingeschlossenen Puppen
und Käfer zu Grunde gehen, ohne daß die Erbsen ihre Keimkraft verlieren.

Außerdem werden die Erbsen von folgenden Insecten heimgesucht:

[Abbildung] Fig. 47.

Erbseneule (Mamestra pisi Hb.). -- 1 Raupe, 2 Falter.

1) Dr. G. Marek. Stengelrisse an wachsenden Pflanzentheilen. Oest. landw. Wchbl.
1875. S. 124.

Die Hülſenfrüchte.
Ausſaat mit der Drillmaſchine auf 30—40 Ctm. Entfernung. Das Saatquantum
beträgt bei Breitſaat 2—3 Hektoliter, bei Drillſaat 1.5—2.5 Hektoliter für ein Hektar.
Das geringere Saatquantum nimmt man bei Frühſaat, das ſtärkere bei ſpäter ge-
ſäeten Erbſen.

4. Die Pflege.

Bei feuchter Witterung und dichtem Stande tritt leicht Lagerfrucht und in wei-
terer Folge ein Verfaulen der Erbſenpflanzen ein. Bei geringer Ausdehnung der
Erbſenfelder verhindert man das Lagern durch das ſogenannte Stiefeln oder Stengeln
der Erbſen, indem man denſelben Gelegenheit gibt, ſich an eingeſteckten Stäben auf-
zuranken. Im Großen ſucht man dem Lagern durch Unterſäen von (20—25 %)
Pferdebohnen vorzubeugen. Zeigt ſich nach dem Aufgehen der Erbſenſaat viel
Unkraut, ſo hat man daſſelbe durch Uebereggen oder auch durch Jäten zu be-
ſeitigen. Bei gedrillten Saaten oder bei untergepflügten Erbſen, welche in unregel-
mäßigen Reihen auflaufen, empfiehlt ſich ein Durchfahren mit der Pferdehacke. Bei
ſehr ſorgfältiger Cultur hackt man ſelbſt mit der Hand. Ein Ueberſtreuen mit
Gyps befördert weniger den Hülſenanſatz als die Blattentwickelung; erſcheint daher
nicht räthlich.

Bei ſehr üppigem Wachsthume der Erbſen treten häufig Riſſe an den Stengeln
auf, welche nach den Unterſuchungen von Marek 1) durch Gewebeſpannungen und nicht
durch Spätfröſte, wie häufig vermuthet wird, hervorgebracht werden.

Die Erbſe iſt eine unſichere Pflanze, da ſie häufig durch Mehlthau (Erysiphe
communis Wallr.)
, Schimmel (Peronospora Viciae Berk.) oder durch Roſt (Uromyces
appendiculatus Lèv.)
zu Grunde geht, ohne daß es gelingt, dagegen erfolgreich auf-
zutreten. Ebenſo macht zuweilen der Erbſenkäfer (Bruchus pisi L.), Fig. 48,
den Erbſenbau unmöglich. Die Larve deſſelben frißt die Cotyledonen des Erbſen-
ſamens und benutzt ſchließlich die Erbſe als Puppenlager. Der Erbſenkeim bleibt
jedoch unverletzt, weshalb befallene Körner immerhin, wenn auch ſchwächliche Keim-
pflanzen liefern. Der Erbſenkäfer wird durch Dörren der Samen bis zu 50°C.
für die nächſte Ernte unſchädlich gemacht, indem dadurch die eingeſchloſſenen Puppen
und Käfer zu Grunde gehen, ohne daß die Erbſen ihre Keimkraft verlieren.

Außerdem werden die Erbſen von folgenden Inſecten heimgeſucht:

[Abbildung] Fig. 47.

Erbſeneule (Mamestra pisi Hb.). — 1 Raupe, 2 Falter.

1) Dr. G. Marek. Stengelriſſe an wachſenden Pflanzentheilen. Oeſt. landw. Wchbl.
1875. S. 124.
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[69/0083] Die Hülſenfrüchte. Ausſaat mit der Drillmaſchine auf 30—40 Ctm. Entfernung. Das Saatquantum beträgt bei Breitſaat 2—3 Hektoliter, bei Drillſaat 1.5—2.5 Hektoliter für ein Hektar. Das geringere Saatquantum nimmt man bei Frühſaat, das ſtärkere bei ſpäter ge- ſäeten Erbſen. 4. Die Pflege. Bei feuchter Witterung und dichtem Stande tritt leicht Lagerfrucht und in wei- terer Folge ein Verfaulen der Erbſenpflanzen ein. Bei geringer Ausdehnung der Erbſenfelder verhindert man das Lagern durch das ſogenannte Stiefeln oder Stengeln der Erbſen, indem man denſelben Gelegenheit gibt, ſich an eingeſteckten Stäben auf- zuranken. Im Großen ſucht man dem Lagern durch Unterſäen von (20—25 %) Pferdebohnen vorzubeugen. Zeigt ſich nach dem Aufgehen der Erbſenſaat viel Unkraut, ſo hat man daſſelbe durch Uebereggen oder auch durch Jäten zu be- ſeitigen. Bei gedrillten Saaten oder bei untergepflügten Erbſen, welche in unregel- mäßigen Reihen auflaufen, empfiehlt ſich ein Durchfahren mit der Pferdehacke. Bei ſehr ſorgfältiger Cultur hackt man ſelbſt mit der Hand. Ein Ueberſtreuen mit Gyps befördert weniger den Hülſenanſatz als die Blattentwickelung; erſcheint daher nicht räthlich. Bei ſehr üppigem Wachsthume der Erbſen treten häufig Riſſe an den Stengeln auf, welche nach den Unterſuchungen von Marek 1) durch Gewebeſpannungen und nicht durch Spätfröſte, wie häufig vermuthet wird, hervorgebracht werden. Die Erbſe iſt eine unſichere Pflanze, da ſie häufig durch Mehlthau (Erysiphe communis Wallr.), Schimmel (Peronospora Viciae Berk.) oder durch Roſt (Uromyces appendiculatus Lèv.) zu Grunde geht, ohne daß es gelingt, dagegen erfolgreich auf- zutreten. Ebenſo macht zuweilen der Erbſenkäfer (Bruchus pisi L.), Fig. 48, den Erbſenbau unmöglich. Die Larve deſſelben frißt die Cotyledonen des Erbſen- ſamens und benutzt ſchließlich die Erbſe als Puppenlager. Der Erbſenkeim bleibt jedoch unverletzt, weshalb befallene Körner immerhin, wenn auch ſchwächliche Keim- pflanzen liefern. Der Erbſenkäfer wird durch Dörren der Samen bis zu 50°C. für die nächſte Ernte unſchädlich gemacht, indem dadurch die eingeſchloſſenen Puppen und Käfer zu Grunde gehen, ohne daß die Erbſen ihre Keimkraft verlieren. Außerdem werden die Erbſen von folgenden Inſecten heimgeſucht: [Abbildung Fig. 47. Erbſeneule (Mamestra pisi Hb.). — 1 Raupe, 2 Falter. ] 1) Dr. G. Marek. Stengelriſſe an wachſenden Pflanzentheilen. Oeſt. landw. Wchbl. 1875. S. 124.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/83>, abgerufen am 19.04.2024.