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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Farbepflanzen.
von J. Kühn 1) das Ausschneiden jeder befallenen Pflanze, eventuell zeitweiliges Aus-
setzen der Kardencultur, empfohlen. Dieselben Hilfsmittel beschränken die Sclerotien-
bildung (wahrscheinlich von Peziza Sclerotiorum Lib.), welche ein Abfaulen der
Stengelbasis und damit ein Absterben der Köpfe der etwa fußhohen Kardenpflanzen bewirkt.

Außerdem sind die Weberkarden den Angriffen der Kardenälchen (Anguillula
Dipsaci Kühn)
ausgesetzt, welche im Mark, Samen und Pappus der Kardenköpfe
auftreten und dieselben mißfärbig und hohl machen (Kernfäule der Weberkarde). Für
die Ernte gibt Pohl 2) die folgenden Anhaltspunkte: Haben die Pflanzen gestaudet,
so zeigt sich zuerst die Stengel- oder Hauptkarde, welche sogleich entfernt werden muß,
sobald sie einen 2.5 Ctm. langen Stiel hat. Häufig verbindet man damit das
Schlitzen des trichterförmigen Stengelblattes, in welchem sich leicht Wasser sammelt.
Weiterhin werden alle an den Seitentrieben hervorkommenden über 6 Ctm. langen
Köpfe als zu groß abgebrochen und entfernt. Mitte Juli treten die Karden ge-
wöhnlich in die Blüthe. Nach dem Verblühen werden die Köpfe nach und nach mit
einem 5--6 Ctm. langen Stiel geschnitten und in luftigen Räumen unter Dach
getrocknet. Nach vier bis fünf Wochen sind die etwa 10--15 Ctm. hoch auf-
geschichteten Köpfe soweit trocken, daß die vertrockneten Blumenblätter und Samen
durch mehrmaliges Hin- und Herschaufeln entfernt werden können. Die getrockneten
Köpfe werden sortirt und in Büscheln von 25 oder 50 Stück zusammengebunden.
An Köpfen werden von 1 Hektar 120,000--350,000, im Durchschnitte 260,000
Stück gewonnen.

V.
Die Farbepflanzen.

Unter den Handelspflanzen kommt den Farbepflanzen die geringste allgemeine
Bedeutung zu, weßhalb ihr Anbau nur auf ganz bestimmte Oertlichkeiten beschränkt
bleibt. Ihr Werth wird durch das Bekanntwerden und die allgemeinere Verwendung
der Farbestoffe zahlreicher, tropischer Pflanzen und der viel haltbareren, auf rein che-
mischem Wege hergestellten Farbestoffe immer mehr verringert. Die meiste Beachtung
verdienen noch die nachstehenden, nach dem Farbestoff liefernden Pflanzentheile geordne-
ten Pflanzen:

Rothe Farbestoffe liefernde Blüthen:

Malvaceen: Schwarze Malve (Althaea rosea var. nigra. L.).

Compositen: Saflor (Carthamus tinctorius L.).

Gelbe Farbestoffe liefernde Stengel und Blätter:

Resedaceen: Wau (Reseda luteola L.).


1) Schles. Landw. Zeitg. 1867, Nr. 51.
2) Landwirth 1870, Nr. 101.

Die Farbepflanzen.
von J. Kühn 1) das Ausſchneiden jeder befallenen Pflanze, eventuell zeitweiliges Aus-
ſetzen der Kardencultur, empfohlen. Dieſelben Hilfsmittel beſchränken die Sclerotien-
bildung (wahrſcheinlich von Peziza Sclerotiorum Lib.), welche ein Abfaulen der
Stengelbaſis und damit ein Abſterben der Köpfe der etwa fußhohen Kardenpflanzen bewirkt.

Außerdem ſind die Weberkarden den Angriffen der Kardenälchen (Anguillula
Dipsaci Kühn)
ausgeſetzt, welche im Mark, Samen und Pappus der Kardenköpfe
auftreten und dieſelben mißfärbig und hohl machen (Kernfäule der Weberkarde). Für
die Ernte gibt Pohl 2) die folgenden Anhaltspunkte: Haben die Pflanzen geſtaudet,
ſo zeigt ſich zuerſt die Stengel- oder Hauptkarde, welche ſogleich entfernt werden muß,
ſobald ſie einen 2.5 Ctm. langen Stiel hat. Häufig verbindet man damit das
Schlitzen des trichterförmigen Stengelblattes, in welchem ſich leicht Waſſer ſammelt.
Weiterhin werden alle an den Seitentrieben hervorkommenden über 6 Ctm. langen
Köpfe als zu groß abgebrochen und entfernt. Mitte Juli treten die Karden ge-
wöhnlich in die Blüthe. Nach dem Verblühen werden die Köpfe nach und nach mit
einem 5—6 Ctm. langen Stiel geſchnitten und in luftigen Räumen unter Dach
getrocknet. Nach vier bis fünf Wochen ſind die etwa 10—15 Ctm. hoch auf-
geſchichteten Köpfe ſoweit trocken, daß die vertrockneten Blumenblätter und Samen
durch mehrmaliges Hin- und Herſchaufeln entfernt werden können. Die getrockneten
Köpfe werden ſortirt und in Büſcheln von 25 oder 50 Stück zuſammengebunden.
An Köpfen werden von 1 Hektar 120,000—350,000, im Durchſchnitte 260,000
Stück gewonnen.

V.
Die Farbepflanzen.

Unter den Handelspflanzen kommt den Farbepflanzen die geringſte allgemeine
Bedeutung zu, weßhalb ihr Anbau nur auf ganz beſtimmte Oertlichkeiten beſchränkt
bleibt. Ihr Werth wird durch das Bekanntwerden und die allgemeinere Verwendung
der Farbeſtoffe zahlreicher, tropiſcher Pflanzen und der viel haltbareren, auf rein che-
miſchem Wege hergeſtellten Farbeſtoffe immer mehr verringert. Die meiſte Beachtung
verdienen noch die nachſtehenden, nach dem Farbeſtoff liefernden Pflanzentheile geordne-
ten Pflanzen:

Rothe Farbeſtoffe liefernde Blüthen:

Malvaceen: Schwarze Malve (Althaea rosea var. nigra. L.).

Compoſiten: Saflor (Carthamus tinctorius L.).

Gelbe Farbeſtoffe liefernde Stengel und Blätter:

Reſedaceen: Wau (Reseda luteola L.).


1) Schleſ. Landw. Zeitg. 1867, Nr. 51.
2) Landwirth 1870, Nr. 101.
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[105/0119] Die Farbepflanzen. von J. Kühn 1) das Ausſchneiden jeder befallenen Pflanze, eventuell zeitweiliges Aus- ſetzen der Kardencultur, empfohlen. Dieſelben Hilfsmittel beſchränken die Sclerotien- bildung (wahrſcheinlich von Peziza Sclerotiorum Lib.), welche ein Abfaulen der Stengelbaſis und damit ein Abſterben der Köpfe der etwa fußhohen Kardenpflanzen bewirkt. Außerdem ſind die Weberkarden den Angriffen der Kardenälchen (Anguillula Dipsaci Kühn) ausgeſetzt, welche im Mark, Samen und Pappus der Kardenköpfe auftreten und dieſelben mißfärbig und hohl machen (Kernfäule der Weberkarde). Für die Ernte gibt Pohl 2) die folgenden Anhaltspunkte: Haben die Pflanzen geſtaudet, ſo zeigt ſich zuerſt die Stengel- oder Hauptkarde, welche ſogleich entfernt werden muß, ſobald ſie einen 2.5 Ctm. langen Stiel hat. Häufig verbindet man damit das Schlitzen des trichterförmigen Stengelblattes, in welchem ſich leicht Waſſer ſammelt. Weiterhin werden alle an den Seitentrieben hervorkommenden über 6 Ctm. langen Köpfe als zu groß abgebrochen und entfernt. Mitte Juli treten die Karden ge- wöhnlich in die Blüthe. Nach dem Verblühen werden die Köpfe nach und nach mit einem 5—6 Ctm. langen Stiel geſchnitten und in luftigen Räumen unter Dach getrocknet. Nach vier bis fünf Wochen ſind die etwa 10—15 Ctm. hoch auf- geſchichteten Köpfe ſoweit trocken, daß die vertrockneten Blumenblätter und Samen durch mehrmaliges Hin- und Herſchaufeln entfernt werden können. Die getrockneten Köpfe werden ſortirt und in Büſcheln von 25 oder 50 Stück zuſammengebunden. An Köpfen werden von 1 Hektar 120,000—350,000, im Durchſchnitte 260,000 Stück gewonnen. V. Die Farbepflanzen. Unter den Handelspflanzen kommt den Farbepflanzen die geringſte allgemeine Bedeutung zu, weßhalb ihr Anbau nur auf ganz beſtimmte Oertlichkeiten beſchränkt bleibt. Ihr Werth wird durch das Bekanntwerden und die allgemeinere Verwendung der Farbeſtoffe zahlreicher, tropiſcher Pflanzen und der viel haltbareren, auf rein che- miſchem Wege hergeſtellten Farbeſtoffe immer mehr verringert. Die meiſte Beachtung verdienen noch die nachſtehenden, nach dem Farbeſtoff liefernden Pflanzentheile geordne- ten Pflanzen: Rothe Farbeſtoffe liefernde Blüthen: Malvaceen: Schwarze Malve (Althaea rosea var. nigra. L.). Compoſiten: Saflor (Carthamus tinctorius L.). Gelbe Farbeſtoffe liefernde Stengel und Blätter: Reſedaceen: Wau (Reseda luteola L.). 1) Schleſ. Landw. Zeitg. 1867, Nr. 51. 2) Landwirth 1870, Nr. 101.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/119>, abgerufen am 29.03.2024.