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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
äußere Umhüllung der Rübe die Oberhaut (Periderm), 2. das eigentliche Zellgewebe, 3. das
von kleinzelligem Gewebe (Markstrahlen) durchsetzte Cambium und weiter 4. in regelmäßi-
gem Wechsel Ringe von Zellgewebe und von Holzfasern mit Gefäßen, welche den Blatt-
ringen am Kopfe der Wurzel entsprechen. Die Wand der Zellen erleidet allmählig eine
Umwandlung, deren erstes Product die aus Pektose bestehende Zwischenzellsubstanz ist. Der
Zucker findet sich in größter Menge im Zellgewebe in der Nähe des Cambiums. Morpho-
logisch, wenigstens in ihrem oberen Theile, besteht die Rübenwurzel aus dem rübenartig
angeschwollenen, hypokotylen Gliede, in welchem durch die Cultur die Entwickelung des
Parenchyms zu Ungunsten der Holzbildung gesteigert ist.

Nach den Untersuchungen von Nobbe lieferten von den zu einem Knäule verwachsenen
5--6 Blüthen im Durchschnitte nur 2 1/3 je 1 Samen, von diesen keimten im Durchschnitte
59,6 % (45.0--82.4 %). Gewöhnlich erwartet man von einem Knäule 3 Keimpflanzen, während
die Mehrzahl nach Nobbe nur 1 und 2 hervorbringen. Der Same bleibt durch 4 bis
6 Jahre keimfähig. In 1 Kilogramm Runkelsamen sind durchschnittlich 46.570 Frucht-
knäule mit ungefähr 68,000 keimfähigen Samen enthalten. Dieselben keimen erst bei einer
Temperatur von 9.4°C.

Die Blattentwickelung der Rübenpflanze zeigt nach den Messungen von Th. v. Gohren
(Landw. Vers. Stat. IX, 298) gegenüber den anderen Culturpflanzen die größte Flächen-
ausdehnung, sie beträgt per Pflanze 14,044 Qu.-Ctm. Dagegen besitzt bei dem weiten
Wachsraume die mit Rübe bestandene Fläche, abgesehen von den Kartoffeln, die geringste
Gesammtoberfläche der Blätter.

Die in den Blättern erzeugte Stärke verwandelt sich bei den wachsenden Runkelrüben
in den Blattstielen in Glycose, aus welcher in der anschwellenden Wurzelknolle krystallisir-
barer Rohrzucker entsteht. Im Allgemeinen nimmt nach C. Scheibler (Ztschr. d. V. s. d.
Zuckerrübenindustrie XVII. 625) das specifische Gewicht der Rüben (1.0209--1.0673) sowohl,
als das der Säfte (1.0518--1.0841) während der Vegetation zu, nur anhaltendes Regen-
wetter veranlaßt eine vorübergehende Abnahme der Dichtigkeit. Wenn auch die Saftmenge
in der ersten Zeit der Entwickelung größer ist, als später, so steigt doch mit dem spec.
Gewichte der Zuckergehalt der Säfte, während der Gehalt an Nichtzucker (Asche und orga-
nische Substanzen) sowie auch an Stickstoff stetig fällt. Der Werthquotient (Zucker + Nicht-
zucker: Zucker = 100: X) nimmt daher in demselben Verhältnisse mit der vorschreitenden
Entwickelung zu. Die kleineren, 3/4--1 Kilogramm schweren Rüben besitzen zur Zeit der
Ernte im Herbste im Allgemeinen ein etwas größeres spec. Gewicht und einen größeren
Zuckergehalt. Rücksichtlich des äußeren Typus fand Mehais (Compt. rend. LXVI. 556),
daß Rüben, deren einzelne Nebenwurzeln angeschwollen waren, im Durchschnitte 15.08 %
Zucker zeigten, während mit feinen Nebenwurzeln versehene Rüben nur 11.13 % enthielten. Kugel-
förmige, und sehr raschwüchsige Rüben enthielten im Durchschnitte weniger Zucker als spindel-
förmige langsam wachsende. Die Farbe der Rüben scheint in keinem Zusammenhange mit
dem Zuckergehalte zu stehen.

Werden die Rüben zur Samengewinnung ein zweitesmal in das Feld versetzt, so ver-
lieren sie nach Corenwinder (Journal d'agric. prat. XXX. II, 585) während der ersten
Entwickelung der Blattknospen etwas Zucker, späterhin bleibt der Zuckergehalt stationär.
Erst wenn die Samen erscheinen, vermindert sich der Zuckergehalt rasch, so zwar, daß er
bei der Reife der Samen vollständig aufgezehrt ist. Abnorme, im ersten Jahre geschoßte
Rüben enthalten jedoch auch noch nach der Samenreife beträchtliche Mengen (9.58--13.38 %)
Zucker, jedoch viel weniger als normal gewachsene, nicht geschoßte Rüben.

Nach den Vegetationsversuchen von Nobbe, Zöller u. A. wird die Zuckerproduction
und der Zuckergehalt der Rübe durch Düngung mit Kali in Verbindung mit Phosphor-
säure vermehrt. Ammoniakverbindungen und Kochsalz führen eine überwiegende Blatt-

Beſondere Pflanzenbaulehre.
äußere Umhüllung der Rübe die Oberhaut (Periderm), 2. das eigentliche Zellgewebe, 3. das
von kleinzelligem Gewebe (Markſtrahlen) durchſetzte Cambium und weiter 4. in regelmäßi-
gem Wechſel Ringe von Zellgewebe und von Holzfaſern mit Gefäßen, welche den Blatt-
ringen am Kopfe der Wurzel entſprechen. Die Wand der Zellen erleidet allmählig eine
Umwandlung, deren erſtes Product die aus Pektoſe beſtehende Zwiſchenzellſubſtanz iſt. Der
Zucker findet ſich in größter Menge im Zellgewebe in der Nähe des Cambiums. Morpho-
logiſch, wenigſtens in ihrem oberen Theile, beſteht die Rübenwurzel aus dem rübenartig
angeſchwollenen, hypokotylen Gliede, in welchem durch die Cultur die Entwickelung des
Parenchyms zu Ungunſten der Holzbildung geſteigert iſt.

Nach den Unterſuchungen von Nobbe lieferten von den zu einem Knäule verwachſenen
5—6 Blüthen im Durchſchnitte nur 2⅓ je 1 Samen, von dieſen keimten im Durchſchnitte
59,6 % (45.0—82.4 %). Gewöhnlich erwartet man von einem Knäule 3 Keimpflanzen, während
die Mehrzahl nach Nobbe nur 1 und 2 hervorbringen. Der Same bleibt durch 4 bis
6 Jahre keimfähig. In 1 Kilogramm Runkelſamen ſind durchſchnittlich 46.570 Frucht-
knäule mit ungefähr 68,000 keimfähigen Samen enthalten. Dieſelben keimen erſt bei einer
Temperatur von 9.4°C.

Die Blattentwickelung der Rübenpflanze zeigt nach den Meſſungen von Th. v. Gohren
(Landw. Verſ. Stat. IX, 298) gegenüber den anderen Culturpflanzen die größte Flächen-
ausdehnung, ſie beträgt per Pflanze 14,044 Qu.-Ctm. Dagegen beſitzt bei dem weiten
Wachsraume die mit Rübe beſtandene Fläche, abgeſehen von den Kartoffeln, die geringſte
Geſammtoberfläche der Blätter.

Die in den Blättern erzeugte Stärke verwandelt ſich bei den wachſenden Runkelrüben
in den Blattſtielen in Glycoſe, aus welcher in der anſchwellenden Wurzelknolle kryſtalliſir-
barer Rohrzucker entſteht. Im Allgemeinen nimmt nach C. Scheibler (Ztſchr. d. V. ſ. d.
Zuckerrübeninduſtrie XVII. 625) das ſpecifiſche Gewicht der Rüben (1.0209—1.0673) ſowohl,
als das der Säfte (1.0518—1.0841) während der Vegetation zu, nur anhaltendes Regen-
wetter veranlaßt eine vorübergehende Abnahme der Dichtigkeit. Wenn auch die Saftmenge
in der erſten Zeit der Entwickelung größer iſt, als ſpäter, ſo ſteigt doch mit dem ſpec.
Gewichte der Zuckergehalt der Säfte, während der Gehalt an Nichtzucker (Aſche und orga-
niſche Subſtanzen) ſowie auch an Stickſtoff ſtetig fällt. Der Werthquotient (Zucker + Nicht-
zucker: Zucker = 100: X) nimmt daher in demſelben Verhältniſſe mit der vorſchreitenden
Entwickelung zu. Die kleineren, ¾—1 Kilogramm ſchweren Rüben beſitzen zur Zeit der
Ernte im Herbſte im Allgemeinen ein etwas größeres ſpec. Gewicht und einen größeren
Zuckergehalt. Rückſichtlich des äußeren Typus fand Méhais (Compt. rend. LXVI. 556),
daß Rüben, deren einzelne Nebenwurzeln angeſchwollen waren, im Durchſchnitte 15.08 %
Zucker zeigten, während mit feinen Nebenwurzeln verſehene Rüben nur 11.13 % enthielten. Kugel-
förmige, und ſehr raſchwüchſige Rüben enthielten im Durchſchnitte weniger Zucker als ſpindel-
förmige langſam wachſende. Die Farbe der Rüben ſcheint in keinem Zuſammenhange mit
dem Zuckergehalte zu ſtehen.

Werden die Rüben zur Samengewinnung ein zweitesmal in das Feld verſetzt, ſo ver-
lieren ſie nach Corenwinder (Journal d’agric. prat. XXX. II, 585) während der erſten
Entwickelung der Blattknospen etwas Zucker, ſpäterhin bleibt der Zuckergehalt ſtationär.
Erſt wenn die Samen erſcheinen, vermindert ſich der Zuckergehalt raſch, ſo zwar, daß er
bei der Reife der Samen vollſtändig aufgezehrt iſt. Abnorme, im erſten Jahre geſchoßte
Rüben enthalten jedoch auch noch nach der Samenreife beträchtliche Mengen (9.58—13.38 %)
Zucker, jedoch viel weniger als normal gewachſene, nicht geſchoßte Rüben.

Nach den Vegetationsverſuchen von Nobbe, Zöller u. A. wird die Zuckerproduction
und der Zuckergehalt der Rübe durch Düngung mit Kali in Verbindung mit Phosphor-
ſäure vermehrt. Ammoniakverbindungen und Kochſalz führen eine überwiegende Blatt-

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[154/0168] Beſondere Pflanzenbaulehre. äußere Umhüllung der Rübe die Oberhaut (Periderm), 2. das eigentliche Zellgewebe, 3. das von kleinzelligem Gewebe (Markſtrahlen) durchſetzte Cambium und weiter 4. in regelmäßi- gem Wechſel Ringe von Zellgewebe und von Holzfaſern mit Gefäßen, welche den Blatt- ringen am Kopfe der Wurzel entſprechen. Die Wand der Zellen erleidet allmählig eine Umwandlung, deren erſtes Product die aus Pektoſe beſtehende Zwiſchenzellſubſtanz iſt. Der Zucker findet ſich in größter Menge im Zellgewebe in der Nähe des Cambiums. Morpho- logiſch, wenigſtens in ihrem oberen Theile, beſteht die Rübenwurzel aus dem rübenartig angeſchwollenen, hypokotylen Gliede, in welchem durch die Cultur die Entwickelung des Parenchyms zu Ungunſten der Holzbildung geſteigert iſt. Nach den Unterſuchungen von Nobbe lieferten von den zu einem Knäule verwachſenen 5—6 Blüthen im Durchſchnitte nur 2⅓ je 1 Samen, von dieſen keimten im Durchſchnitte 59,6 % (45.0—82.4 %). Gewöhnlich erwartet man von einem Knäule 3 Keimpflanzen, während die Mehrzahl nach Nobbe nur 1 und 2 hervorbringen. Der Same bleibt durch 4 bis 6 Jahre keimfähig. In 1 Kilogramm Runkelſamen ſind durchſchnittlich 46.570 Frucht- knäule mit ungefähr 68,000 keimfähigen Samen enthalten. Dieſelben keimen erſt bei einer Temperatur von 9.4°C. Die Blattentwickelung der Rübenpflanze zeigt nach den Meſſungen von Th. v. Gohren (Landw. Verſ. Stat. IX, 298) gegenüber den anderen Culturpflanzen die größte Flächen- ausdehnung, ſie beträgt per Pflanze 14,044 Qu.-Ctm. Dagegen beſitzt bei dem weiten Wachsraume die mit Rübe beſtandene Fläche, abgeſehen von den Kartoffeln, die geringſte Geſammtoberfläche der Blätter. Die in den Blättern erzeugte Stärke verwandelt ſich bei den wachſenden Runkelrüben in den Blattſtielen in Glycoſe, aus welcher in der anſchwellenden Wurzelknolle kryſtalliſir- barer Rohrzucker entſteht. Im Allgemeinen nimmt nach C. Scheibler (Ztſchr. d. V. ſ. d. Zuckerrübeninduſtrie XVII. 625) das ſpecifiſche Gewicht der Rüben (1.0209—1.0673) ſowohl, als das der Säfte (1.0518—1.0841) während der Vegetation zu, nur anhaltendes Regen- wetter veranlaßt eine vorübergehende Abnahme der Dichtigkeit. Wenn auch die Saftmenge in der erſten Zeit der Entwickelung größer iſt, als ſpäter, ſo ſteigt doch mit dem ſpec. Gewichte der Zuckergehalt der Säfte, während der Gehalt an Nichtzucker (Aſche und orga- niſche Subſtanzen) ſowie auch an Stickſtoff ſtetig fällt. Der Werthquotient (Zucker + Nicht- zucker: Zucker = 100: X) nimmt daher in demſelben Verhältniſſe mit der vorſchreitenden Entwickelung zu. Die kleineren, ¾—1 Kilogramm ſchweren Rüben beſitzen zur Zeit der Ernte im Herbſte im Allgemeinen ein etwas größeres ſpec. Gewicht und einen größeren Zuckergehalt. Rückſichtlich des äußeren Typus fand Méhais (Compt. rend. LXVI. 556), daß Rüben, deren einzelne Nebenwurzeln angeſchwollen waren, im Durchſchnitte 15.08 % Zucker zeigten, während mit feinen Nebenwurzeln verſehene Rüben nur 11.13 % enthielten. Kugel- förmige, und ſehr raſchwüchſige Rüben enthielten im Durchſchnitte weniger Zucker als ſpindel- förmige langſam wachſende. Die Farbe der Rüben ſcheint in keinem Zuſammenhange mit dem Zuckergehalte zu ſtehen. Werden die Rüben zur Samengewinnung ein zweitesmal in das Feld verſetzt, ſo ver- lieren ſie nach Corenwinder (Journal d’agric. prat. XXX. II, 585) während der erſten Entwickelung der Blattknospen etwas Zucker, ſpäterhin bleibt der Zuckergehalt ſtationär. Erſt wenn die Samen erſcheinen, vermindert ſich der Zuckergehalt raſch, ſo zwar, daß er bei der Reife der Samen vollſtändig aufgezehrt iſt. Abnorme, im erſten Jahre geſchoßte Rüben enthalten jedoch auch noch nach der Samenreife beträchtliche Mengen (9.58—13.38 %) Zucker, jedoch viel weniger als normal gewachſene, nicht geſchoßte Rüben. Nach den Vegetationsverſuchen von Nobbe, Zöller u. A. wird die Zuckerproduction und der Zuckergehalt der Rübe durch Düngung mit Kali in Verbindung mit Phosphor- ſäure vermehrt. Ammoniakverbindungen und Kochſalz führen eine überwiegende Blatt-

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/168>, abgerufen am 25.04.2024.