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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
production, die Erzeugung einer großen Menge Eiweißkörper und eine Verminderung der
Zuckerproduction herbei.

In Betreff des Einflusses der Rüben auf den Boden ergeben die Untersuchungen von
Wilhelm und Breitenlohner (Bd. I. S. 23), daß dieselben den Boden viel stärker austrocknen
als die Halmfrüchte. Bemerkenswerth ist der Umstand, daß die Zuckerrüben gerne in Drain-
röhren hineinwachsen und ein Verstopfen derselben herbeiführen.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Die Rübenpflanze liebt warme Lagen, indem sie besonders in der Jugend gegen
Fröste empfindlich ist. Großen Einfluß nimmt die Wärme auf die Zuckerbildung.
Der Zuckergehalt steigt und fällt mit dem Wärmeausmaße einer Gegend, weshalb die
Rentabilität des Zuckerrübenbaues schon im südlichen Schweden ihre Grenze erreicht.
Als Futterrübe gedeiht jedoch die Runkel überall dort, wo noch Wintergetreide gebaut
werden kann.

Die Ansprüche an den Boden werden durch das große Wasserbedürfniß der
Rübe bestimmt. Je trockener das Klima, um so mehr verlangt die Rübe einen
tiefgründigen, frischen Boden, welcher einen reichlichen Nährstoffvorrath besitzen muß,
nachdem sie besonders in ihrer ersten Jugend nur langsam wächst. Nachdem
die Rübenwurzel oft 1 -- 1.2 Meter tief geht, so wird ein Theil der Nährstoffe
aus tieferen Bodenschichten entnommen, bis zu welchen die Düngung nicht reicht.
Es kann daher die Rübe nur nach einer Reihe von Jahren, nach 4--5 Jahren,
auf dasselbe Feld wiederkehren. Die Ansprüche einer mittleren Zucker- oder Futter-
rüben-Ernte an den Nährstoffvorrath im Boden sind beträchtlich. Es erfordert,
in Kilogramm, eine Mittelernte von

[Tabelle]
[Tabelle]

Trotz den bedeutenden Nährstoffansprüchen verliert ein Gut nur wenig Aschen-
bestandtheile, sofern dasselbe nur reinen Zucker ausführt und die Preßlinge oder
Rübenschnitzel, den Scheideschlamm und die Melasse zur Fütterung und Dünger-
erzeugung verwendet.

Von den verschiedenen Bodenarten eignen sich für den Zuckerrübenbau vorzüglich
tiefgründige, humose Lehm- und Mergelböden. Ungeeignet für die Rübencultur, be-
sonders den Zuckerrübenbau, sind lose, arme und trockene Sandböden, zähe Thonböden,
sowie alle flachgründigen und nassen Bodenarten.


Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
production, die Erzeugung einer großen Menge Eiweißkörper und eine Verminderung der
Zuckerproduction herbei.

In Betreff des Einfluſſes der Rüben auf den Boden ergeben die Unterſuchungen von
Wilhelm und Breitenlohner (Bd. I. S. 23), daß dieſelben den Boden viel ſtärker austrocknen
als die Halmfrüchte. Bemerkenswerth iſt der Umſtand, daß die Zuckerrüben gerne in Drain-
röhren hineinwachſen und ein Verſtopfen derſelben herbeiführen.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Die Rübenpflanze liebt warme Lagen, indem ſie beſonders in der Jugend gegen
Fröſte empfindlich iſt. Großen Einfluß nimmt die Wärme auf die Zuckerbildung.
Der Zuckergehalt ſteigt und fällt mit dem Wärmeausmaße einer Gegend, weshalb die
Rentabilität des Zuckerrübenbaues ſchon im ſüdlichen Schweden ihre Grenze erreicht.
Als Futterrübe gedeiht jedoch die Runkel überall dort, wo noch Wintergetreide gebaut
werden kann.

Die Anſprüche an den Boden werden durch das große Waſſerbedürfniß der
Rübe beſtimmt. Je trockener das Klima, um ſo mehr verlangt die Rübe einen
tiefgründigen, friſchen Boden, welcher einen reichlichen Nährſtoffvorrath beſitzen muß,
nachdem ſie beſonders in ihrer erſten Jugend nur langſam wächſt. Nachdem
die Rübenwurzel oft 1 — 1.2 Meter tief geht, ſo wird ein Theil der Nährſtoffe
aus tieferen Bodenſchichten entnommen, bis zu welchen die Düngung nicht reicht.
Es kann daher die Rübe nur nach einer Reihe von Jahren, nach 4—5 Jahren,
auf daſſelbe Feld wiederkehren. Die Anſprüche einer mittleren Zucker- oder Futter-
rüben-Ernte an den Nährſtoffvorrath im Boden ſind beträchtlich. Es erfordert,
in Kilogramm, eine Mittelernte von

[Tabelle]
[Tabelle]

Trotz den bedeutenden Nährſtoffanſprüchen verliert ein Gut nur wenig Aſchen-
beſtandtheile, ſofern daſſelbe nur reinen Zucker ausführt und die Preßlinge oder
Rübenſchnitzel, den Scheideſchlamm und die Melaſſe zur Fütterung und Dünger-
erzeugung verwendet.

Von den verſchiedenen Bodenarten eignen ſich für den Zuckerrübenbau vorzüglich
tiefgründige, humoſe Lehm- und Mergelböden. Ungeeignet für die Rübencultur, be-
ſonders den Zuckerrübenbau, ſind loſe, arme und trockene Sandböden, zähe Thonböden,
ſowie alle flachgründigen und naſſen Bodenarten.


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[155/0169] Die Knollen- und Wurzelfrüchte. production, die Erzeugung einer großen Menge Eiweißkörper und eine Verminderung der Zuckerproduction herbei. In Betreff des Einfluſſes der Rüben auf den Boden ergeben die Unterſuchungen von Wilhelm und Breitenlohner (Bd. I. S. 23), daß dieſelben den Boden viel ſtärker austrocknen als die Halmfrüchte. Bemerkenswerth iſt der Umſtand, daß die Zuckerrüben gerne in Drain- röhren hineinwachſen und ein Verſtopfen derſelben herbeiführen. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Die Rübenpflanze liebt warme Lagen, indem ſie beſonders in der Jugend gegen Fröſte empfindlich iſt. Großen Einfluß nimmt die Wärme auf die Zuckerbildung. Der Zuckergehalt ſteigt und fällt mit dem Wärmeausmaße einer Gegend, weshalb die Rentabilität des Zuckerrübenbaues ſchon im ſüdlichen Schweden ihre Grenze erreicht. Als Futterrübe gedeiht jedoch die Runkel überall dort, wo noch Wintergetreide gebaut werden kann. Die Anſprüche an den Boden werden durch das große Waſſerbedürfniß der Rübe beſtimmt. Je trockener das Klima, um ſo mehr verlangt die Rübe einen tiefgründigen, friſchen Boden, welcher einen reichlichen Nährſtoffvorrath beſitzen muß, nachdem ſie beſonders in ihrer erſten Jugend nur langſam wächſt. Nachdem die Rübenwurzel oft 1 — 1.2 Meter tief geht, ſo wird ein Theil der Nährſtoffe aus tieferen Bodenſchichten entnommen, bis zu welchen die Düngung nicht reicht. Es kann daher die Rübe nur nach einer Reihe von Jahren, nach 4—5 Jahren, auf daſſelbe Feld wiederkehren. Die Anſprüche einer mittleren Zucker- oder Futter- rüben-Ernte an den Nährſtoffvorrath im Boden ſind beträchtlich. Es erfordert, in Kilogramm, eine Mittelernte von Trotz den bedeutenden Nährſtoffanſprüchen verliert ein Gut nur wenig Aſchen- beſtandtheile, ſofern daſſelbe nur reinen Zucker ausführt und die Preßlinge oder Rübenſchnitzel, den Scheideſchlamm und die Melaſſe zur Fütterung und Dünger- erzeugung verwendet. Von den verſchiedenen Bodenarten eignen ſich für den Zuckerrübenbau vorzüglich tiefgründige, humoſe Lehm- und Mergelböden. Ungeeignet für die Rübencultur, be- ſonders den Zuckerrübenbau, ſind loſe, arme und trockene Sandböden, zähe Thonböden, ſowie alle flachgründigen und naſſen Bodenarten.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/169>, abgerufen am 19.04.2024.