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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
5. Die Kohlrübe.

Die Kohlrübe, Steckrübe, Wrucke, Erdkohlrabi, Bodenkohlrabi, Unterkohlrabi,
Krautrübe, Dorsch, schwedische Kohlrübe oder Rutabaga (Brassica napus rapifera
DC.
) kann als eine durch die Cultur entstandene Varietät des Rapfes (Brassica napus
oleifera DC.
) angesehen werden. Von demselben unterscheidet sie sich durch die dicke,
fleischige, oben mit Blattnarben besetzte Wurzel. Wie die Kohlrübe und der Raps, so

[Abbildung] Fig. 103.

Runde, weiße Kohlrübe (Brassica
napus rapifera var. alba Alfld.
) .

[Abbildung] Fig. 104.

Schwedische Rutabaga (Brassica
napus rapifera var. flava Alfld.
) Sun und .

können fast alle Kreuzblüthler durch die Cultur
entweder in Rüben- oder Oelpflanzen um-
gewandelt werden. Von der Stoppel- oder Wasser-
rübe unterscheidet sich die Steck- oder Kohlrübe
durch die glatte und bläuliche Oberfläche der
Blätter. Als Varietäten der Kohlrüben kennt
man: 1. die weiße Kohlrübe mit weißschaliger
und weißfleischiger Wurzel, welche wieder je nach
der Form der Wurzel verschiedene Untervarietäten
bildet. Sie wird als vortreffliches Futter für
Kühe, Schafe und Mastvieh gebaut, welches sich
jedoch nicht so gut als die Runkelrüben auf-
bewahren läßt; zuweilen findet sie auch Ver-
wendung als menschliches Nahrungsmittel. Sorten:
Eiförmige, gemeine Kohlrübe; Runde, weiße Kohl-
rübe, Fig. 103; Ovale, französische Kohlrübe etc.;
2. die gelbe Kohlrübe mit gelbschaliger und
gelbfleischiger Wurzel. Sorten: Englische Rutabaga
mit violettem Anfluge, als Viehfutter verwendet;
Schwedische Kohlrübe oder schwedische Rutabaga
mit grünlichem Kopfe, Fig. 104, zur Fütterung
und Speise geeignet.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Die Steckrübe liebt feuchtes Klima und frischen Boden, sie ist wegen ihrer
kurzen Vegetationszeit (18--20 Wochen) besonders für Gebirgsgegenden, rauhe Lagen
und zähen Boden sehr werthvoll. Durch trockene Witterung und Insectenfraß leidet
sie mehr als die Runkelrübe. Am zusagendsten sind derselben in gutem Düngungs-
zustande befindliche, tiefgründige Lehm- und Thonmergelböden, trocken gelegte Teich-
niederungen und Flußanschwemmungen. Wo das Kraut oder der Kopfkohl gedeiht,
dort kann auch die Kohlrübe mit Erfolg gebaut werden. Am häufigsten wird sie
in England, im nördlichen Deutschland und in Gebirgsgegenden cultivirt. Sie ver-
langt starke Düngung, weshalb in Gebirgsgegenden oft nach der Herbstdüngung
noch eine Frühjahrsdüngung gegeben wird und schließlich das Feld noch mit flüssigem
Dünger überfahren wird. Wenn sie auch nicht so tief als wie die Runkel mit den

Beſondere Pflanzenbaulehre.
5. Die Kohlrübe.

Die Kohlrübe, Steckrübe, Wrucke, Erdkohlrabi, Bodenkohlrabi, Unterkohlrabi,
Krautrübe, Dorſch, ſchwediſche Kohlrübe oder Rutabaga (Brassica napus rapifera
DC.
) ⚇ kann als eine durch die Cultur entſtandene Varietät des Rapfes (Brassica napus
oleifera DC.
) ⚇ angeſehen werden. Von demſelben unterſcheidet ſie ſich durch die dicke,
fleiſchige, oben mit Blattnarben beſetzte Wurzel. Wie die Kohlrübe und der Raps, ſo

[Abbildung] Fig. 103.

Runde, weiße Kohlrübe (Brassica
napus rapifera var. alba Alfld.
) ⚇.

[Abbildung] Fig. 104.

Schwediſche Rutabaga (Brassica
napus rapifera var. flava Alfld.
) ☉ und ⚇.

können faſt alle Kreuzblüthler durch die Cultur
entweder in Rüben- oder Oelpflanzen um-
gewandelt werden. Von der Stoppel- oder Waſſer-
rübe unterſcheidet ſich die Steck- oder Kohlrübe
durch die glatte und bläuliche Oberfläche der
Blätter. Als Varietäten der Kohlrüben kennt
man: 1. die weiße Kohlrübe mit weißſchaliger
und weißfleiſchiger Wurzel, welche wieder je nach
der Form der Wurzel verſchiedene Untervarietäten
bildet. Sie wird als vortreffliches Futter für
Kühe, Schafe und Maſtvieh gebaut, welches ſich
jedoch nicht ſo gut als die Runkelrüben auf-
bewahren läßt; zuweilen findet ſie auch Ver-
wendung als menſchliches Nahrungsmittel. Sorten:
Eiförmige, gemeine Kohlrübe; Runde, weiße Kohl-
rübe, Fig. 103; Ovale, franzöſiſche Kohlrübe ꝛc.;
2. die gelbe Kohlrübe mit gelbſchaliger und
gelbfleiſchiger Wurzel. Sorten: Engliſche Rutabaga
mit violettem Anfluge, als Viehfutter verwendet;
Schwediſche Kohlrübe oder ſchwediſche Rutabaga
mit grünlichem Kopfe, Fig. 104, zur Fütterung
und Speiſe geeignet.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Die Steckrübe liebt feuchtes Klima und friſchen Boden, ſie iſt wegen ihrer
kurzen Vegetationszeit (18—20 Wochen) beſonders für Gebirgsgegenden, rauhe Lagen
und zähen Boden ſehr werthvoll. Durch trockene Witterung und Inſectenfraß leidet
ſie mehr als die Runkelrübe. Am zuſagendſten ſind derſelben in gutem Düngungs-
zuſtande befindliche, tiefgründige Lehm- und Thonmergelböden, trocken gelegte Teich-
niederungen und Flußanſchwemmungen. Wo das Kraut oder der Kopfkohl gedeiht,
dort kann auch die Kohlrübe mit Erfolg gebaut werden. Am häufigſten wird ſie
in England, im nördlichen Deutſchland und in Gebirgsgegenden cultivirt. Sie ver-
langt ſtarke Düngung, weshalb in Gebirgsgegenden oft nach der Herbſtdüngung
noch eine Frühjahrsdüngung gegeben wird und ſchließlich das Feld noch mit flüſſigem
Dünger überfahren wird. Wenn ſie auch nicht ſo tief als wie die Runkel mit den

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[162/0176] Beſondere Pflanzenbaulehre. 5. Die Kohlrübe. Die Kohlrübe, Steckrübe, Wrucke, Erdkohlrabi, Bodenkohlrabi, Unterkohlrabi, Krautrübe, Dorſch, ſchwediſche Kohlrübe oder Rutabaga (Brassica napus rapifera DC.) ⚇ kann als eine durch die Cultur entſtandene Varietät des Rapfes (Brassica napus oleifera DC.) ⚇ angeſehen werden. Von demſelben unterſcheidet ſie ſich durch die dicke, fleiſchige, oben mit Blattnarben beſetzte Wurzel. Wie die Kohlrübe und der Raps, ſo [Abbildung Fig. 103. Runde, weiße Kohlrübe (Brassica napus rapifera var. alba Alfld.) ⚇.] [Abbildung Fig. 104. Schwediſche Rutabaga (Brassica napus rapifera var. flava Alfld.) ☉ und ⚇.] können faſt alle Kreuzblüthler durch die Cultur entweder in Rüben- oder Oelpflanzen um- gewandelt werden. Von der Stoppel- oder Waſſer- rübe unterſcheidet ſich die Steck- oder Kohlrübe durch die glatte und bläuliche Oberfläche der Blätter. Als Varietäten der Kohlrüben kennt man: 1. die weiße Kohlrübe mit weißſchaliger und weißfleiſchiger Wurzel, welche wieder je nach der Form der Wurzel verſchiedene Untervarietäten bildet. Sie wird als vortreffliches Futter für Kühe, Schafe und Maſtvieh gebaut, welches ſich jedoch nicht ſo gut als die Runkelrüben auf- bewahren läßt; zuweilen findet ſie auch Ver- wendung als menſchliches Nahrungsmittel. Sorten: Eiförmige, gemeine Kohlrübe; Runde, weiße Kohl- rübe, Fig. 103; Ovale, franzöſiſche Kohlrübe ꝛc.; 2. die gelbe Kohlrübe mit gelbſchaliger und gelbfleiſchiger Wurzel. Sorten: Engliſche Rutabaga mit violettem Anfluge, als Viehfutter verwendet; Schwediſche Kohlrübe oder ſchwediſche Rutabaga mit grünlichem Kopfe, Fig. 104, zur Fütterung und Speiſe geeignet. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Die Steckrübe liebt feuchtes Klima und friſchen Boden, ſie iſt wegen ihrer kurzen Vegetationszeit (18—20 Wochen) beſonders für Gebirgsgegenden, rauhe Lagen und zähen Boden ſehr werthvoll. Durch trockene Witterung und Inſectenfraß leidet ſie mehr als die Runkelrübe. Am zuſagendſten ſind derſelben in gutem Düngungs- zuſtande befindliche, tiefgründige Lehm- und Thonmergelböden, trocken gelegte Teich- niederungen und Flußanſchwemmungen. Wo das Kraut oder der Kopfkohl gedeiht, dort kann auch die Kohlrübe mit Erfolg gebaut werden. Am häufigſten wird ſie in England, im nördlichen Deutſchland und in Gebirgsgegenden cultivirt. Sie ver- langt ſtarke Düngung, weshalb in Gebirgsgegenden oft nach der Herbſtdüngung noch eine Frühjahrsdüngung gegeben wird und ſchließlich das Feld noch mit flüſſigem Dünger überfahren wird. Wenn ſie auch nicht ſo tief als wie die Runkel mit den

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/176>, abgerufen am 16.04.2024.