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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Futterpflanzen.
durch den Mehlthaupilz (Erysiphe communis Wallr.), den Schweifrost (Uromyces
apiculatus Lev.
und appendiculatus Lev.), im südlichen Frankreich durch den Wurzel-
tödter (Rhizoctonia violacea Tul.), weiteres durch einen Schimmelpilz (Peronospora
Trifoliorum dBy.), Uromyces strictus Schröt. etc.

Von Feinden aus der Thierwelt hat die Luzerne verhältnißmäßig wenig zu
leiden, da sie durch ihre große Reproductionskraft den entstandenen Schaden bald
wieder ausgleicht.

5. Die Ernte.

Die Luzerne wird sowohl zu Grünfutter, als zu Heu abgemäht. Im ersteren
Falle wird man mit der Ernte beginnen, sobald sich der Schnitt lohnt. Bei aus-
reichenden Luzernefeldern kann schon Anfang Mai der erste Schnitt genommen werden. Zu
Grünfutter und Heu soll die Luzerne vor der Blüthe geschnitten werden, weil sie
sonst leicht zu hartstengelig wird. In trockenen Lagen tritt der Uebelstand ein,
daß die Luzerne, wenn kaum ein ausreichender Schnitt gewachsen ist, auch schon in
voller Blüthe steht, weshalb die einzelnen Schnitte nur wenig ausgiebig sind.
Im ersten Jahre nach der Aberntung der Ueberfrucht ist der Ertrag mäßig, er er-
reicht bei günstiger Witterung zwei leichte Schnitte. Im nächsten Jahre erreicht der
Ertrag in wärmeren Lagen mit 5, in kühleren mit 3--4 Schnitten die größte Menge.
Weiterhin bleibt derselbe auf ziemlich gleicher Höhe. Nur zuletzt geht er zurück,
wenn die Stöcke abzusterben beginnen. Ueber die Vertheilung der Erträge auf die
einzelnen Jahre gibt W. Hecke für mittelmäßig luzernefähigen Boden in Ungarisch-
Altenburg folgende auf neues Maaß umgerechnete Zahlen an:

Im 1. Jahre beträgt die Ernte auf 1 Hektar 3500 Kilogr. Heu.
" 2. " " " " " " 7000 " "
" 3. " " " " " " 5500 " "
" 4. " " " " " " 4400 " "
" 5. " " " " " " 2600 " "
Im Durchschnitte der 5jährigen Dauer 4600 " "

Unter günstigeren Verhältnissen steigt jedoch der durchschnittliche Jahresertrag auf
6 --10,000 Kilogramm Heu; in dem ertragreichsten zweiten und dritten Jahre
auf 12--13,000 Kilogramm.

Die gemähte Luzerne läßt man bei der Heuwerbung in Schwaden liegen, und
vermeidet nach Thunlichkeit ein öfteres Wenden, indem die dürr werdenden Blätter,
wie bei dem Rothklee, leicht abfallen. Im Uebrigen trocknet sie bei ihrem größeren
Stengelreichthume, und da sie überdieß in wärmeren Gegenden gebaut wird, schneller
als der Rothklee.

Zur Samenzucht wählt man einen nicht zu üppig stehenden Theil auf einem
drei oder vierjährigen, niemals einjährigen Luzerneschlage aus, indem durch die
Samengewinnung die weitere Reproductionsfähigkeit der Luzernepflanzen geschwächt wird.
Der Samenertrag erreicht 5--7 Hektoliter vom Hektare. Der Luzernesamen ist leichter
als wie von dem Rothklee zu gewinnen.


Die Futterpflanzen.
durch den Mehlthaupilz (Erysiphe communis Wallr.), den Schweifroſt (Uromyces
apiculatus Lèv.
und appendiculatus Lèv.), im ſüdlichen Frankreich durch den Wurzel-
tödter (Rhizoctonia violacea Tul.), weiteres durch einen Schimmelpilz (Peronospora
Trifoliorum dBy.), Uromyces strictus Schröt. etc.

Von Feinden aus der Thierwelt hat die Luzerne verhältnißmäßig wenig zu
leiden, da ſie durch ihre große Reproductionskraft den entſtandenen Schaden bald
wieder ausgleicht.

5. Die Ernte.

Die Luzerne wird ſowohl zu Grünfutter, als zu Heu abgemäht. Im erſteren
Falle wird man mit der Ernte beginnen, ſobald ſich der Schnitt lohnt. Bei aus-
reichenden Luzernefeldern kann ſchon Anfang Mai der erſte Schnitt genommen werden. Zu
Grünfutter und Heu ſoll die Luzerne vor der Blüthe geſchnitten werden, weil ſie
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daß die Luzerne, wenn kaum ein ausreichender Schnitt gewachſen iſt, auch ſchon in
voller Blüthe ſteht, weshalb die einzelnen Schnitte nur wenig ausgiebig ſind.
Im erſten Jahre nach der Aberntung der Ueberfrucht iſt der Ertrag mäßig, er er-
reicht bei günſtiger Witterung zwei leichte Schnitte. Im nächſten Jahre erreicht der
Ertrag in wärmeren Lagen mit 5, in kühleren mit 3—4 Schnitten die größte Menge.
Weiterhin bleibt derſelbe auf ziemlich gleicher Höhe. Nur zuletzt geht er zurück,
wenn die Stöcke abzuſterben beginnen. Ueber die Vertheilung der Erträge auf die
einzelnen Jahre gibt W. Hecke für mittelmäßig luzernefähigen Boden in Ungariſch-
Altenburg folgende auf neues Maaß umgerechnete Zahlen an:

Im 1. Jahre beträgt die Ernte auf 1 Hektar 3500 Kilogr. Heu.
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Unter günſtigeren Verhältniſſen ſteigt jedoch der durchſchnittliche Jahresertrag auf
6 —10,000 Kilogramm Heu; in dem ertragreichſten zweiten und dritten Jahre
auf 12—13,000 Kilogramm.

Die gemähte Luzerne läßt man bei der Heuwerbung in Schwaden liegen, und
vermeidet nach Thunlichkeit ein öfteres Wenden, indem die dürr werdenden Blätter,
wie bei dem Rothklee, leicht abfallen. Im Uebrigen trocknet ſie bei ihrem größeren
Stengelreichthume, und da ſie überdieß in wärmeren Gegenden gebaut wird, ſchneller
als der Rothklee.

Zur Samenzucht wählt man einen nicht zu üppig ſtehenden Theil auf einem
drei oder vierjährigen, niemals einjährigen Luzerneſchlage aus, indem durch die
Samengewinnung die weitere Reproductionsfähigkeit der Luzernepflanzen geſchwächt wird.
Der Samenertrag erreicht 5—7 Hektoliter vom Hektare. Der Luzerneſamen iſt leichter
als wie von dem Rothklee zu gewinnen.


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[183/0197] Die Futterpflanzen. durch den Mehlthaupilz (Erysiphe communis Wallr.), den Schweifroſt (Uromyces apiculatus Lèv. und appendiculatus Lèv.), im ſüdlichen Frankreich durch den Wurzel- tödter (Rhizoctonia violacea Tul.), weiteres durch einen Schimmelpilz (Peronospora Trifoliorum dBy.), Uromyces strictus Schröt. etc. Von Feinden aus der Thierwelt hat die Luzerne verhältnißmäßig wenig zu leiden, da ſie durch ihre große Reproductionskraft den entſtandenen Schaden bald wieder ausgleicht. 5. Die Ernte. Die Luzerne wird ſowohl zu Grünfutter, als zu Heu abgemäht. Im erſteren Falle wird man mit der Ernte beginnen, ſobald ſich der Schnitt lohnt. Bei aus- reichenden Luzernefeldern kann ſchon Anfang Mai der erſte Schnitt genommen werden. Zu Grünfutter und Heu ſoll die Luzerne vor der Blüthe geſchnitten werden, weil ſie ſonſt leicht zu hartſtengelig wird. In trockenen Lagen tritt der Uebelſtand ein, daß die Luzerne, wenn kaum ein ausreichender Schnitt gewachſen iſt, auch ſchon in voller Blüthe ſteht, weshalb die einzelnen Schnitte nur wenig ausgiebig ſind. Im erſten Jahre nach der Aberntung der Ueberfrucht iſt der Ertrag mäßig, er er- reicht bei günſtiger Witterung zwei leichte Schnitte. Im nächſten Jahre erreicht der Ertrag in wärmeren Lagen mit 5, in kühleren mit 3—4 Schnitten die größte Menge. Weiterhin bleibt derſelbe auf ziemlich gleicher Höhe. Nur zuletzt geht er zurück, wenn die Stöcke abzuſterben beginnen. Ueber die Vertheilung der Erträge auf die einzelnen Jahre gibt W. Hecke für mittelmäßig luzernefähigen Boden in Ungariſch- Altenburg folgende auf neues Maaß umgerechnete Zahlen an: Im 1. Jahre beträgt die Ernte auf 1 Hektar 3500 Kilogr. Heu. „ 2. „ „ „ „ „ „ 7000 „ „ „ 3. „ „ „ „ „ „ 5500 „ „ „ 4. „ „ „ „ „ „ 4400 „ „ „ 5. „ „ „ „ „ „ 2600 „ „ Im Durchſchnitte der 5jährigen Dauer 4600 „ „ Unter günſtigeren Verhältniſſen ſteigt jedoch der durchſchnittliche Jahresertrag auf 6 —10,000 Kilogramm Heu; in dem ertragreichſten zweiten und dritten Jahre auf 12—13,000 Kilogramm. Die gemähte Luzerne läßt man bei der Heuwerbung in Schwaden liegen, und vermeidet nach Thunlichkeit ein öfteres Wenden, indem die dürr werdenden Blätter, wie bei dem Rothklee, leicht abfallen. Im Uebrigen trocknet ſie bei ihrem größeren Stengelreichthume, und da ſie überdieß in wärmeren Gegenden gebaut wird, ſchneller als der Rothklee. Zur Samenzucht wählt man einen nicht zu üppig ſtehenden Theil auf einem drei oder vierjährigen, niemals einjährigen Luzerneſchlage aus, indem durch die Samengewinnung die weitere Reproductionsfähigkeit der Luzernepflanzen geſchwächt wird. Der Samenertrag erreicht 5—7 Hektoliter vom Hektare. Der Luzerneſamen iſt leichter als wie von dem Rothklee zu gewinnen.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/197>, abgerufen am 28.03.2024.