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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Wiesen.
Dimensionen erhalten. Ihr Lauf wird durch das Gefälle und die Art der Wiesen-
anlage bestimmt.

Der Hauptzuleitungsgraben, Fig. 157 und 158, Seite 236 und 238 A A,
führt das Wasser unmittelbar aus einem Wasserlaufe auf die Wiese. Die Aus-
mündung des Zuleitungsgrabens soll 3.5--4 Meter oberhalb der in dem Wasser-
laufe eingesetzten Stauvorrichtung erfolgen, um Wasserdurchbrüche und Versandungen
zu vermeiden. Derselbe muß durch Aufdämmung so hoch geführt werden, daß nach
Möglichkeit der höchste Punkt der Wiese mit Wasser versehen werden kann. Für die
ersten 5--7 Meter gibt man dem Zuleitungsgraben gerne ein etwas stärkeres Ge-
fälle von 5--8 Ctm., den sogenannten Einschuß. Weiterhin muß das Gefälle des
Zuleitungsgrabens um so schwächer sein, je größer die zugeleitete Wassermasse ist.
Dasselbe richtet sich daher nach der Größe des Grabenprofiles oder Querschnittes;
nach der Angabe von Dr. W. F. Dünkelberg 1) gibt man, umgerechnet auf neues
Maß, bei Zuleitungsgräben (I) und bei Ableitungsgräben (II)

[Tabelle]

Die Dimensionen des Zuleitungsgrabens richten sich nach der Wassermasse, der
Bodenbeschaffenheit etc.

Die Construction der Gräben, welche die Bestimmung haben, das Wasser aus
dem Zuleitungsgraben auf die Wiese zu vertheilen, richtet sich nach dem Systeme des
Wiesenbaues. Je nach der Art des letzteren kommen Transportir-, Fig. 157 B B,
Vertheilgräben, Fig. 157 und 158 C C, Ueberschlag- oder Horizontal-, Parallelrinnen,
D D etc. zur Verwendung, über deren Bestimmung weiter unten nachzulesen ist.
Dieselben erhalten in der Mehrzahl der Fälle kein oder nur ein sehr geringes Gefälle.

Das zur Bewässerung verwendete Wasser muß schließlich bei jeder Art des
Wiesenbaues durch einen meist in den Boden eingeschnittenen Ableitungsgraben, Fig.
157 und 158, b b und a a, von der Wiese weggeführt werden. Das Gefälle,
welches dem Ableitungsgraben zu geben ist, wurde schon oben angeführt. Derselbe
erhält anfänglich eine geringe Querschnittsfläche, welche immer mehr zu vergrößern
ist, je mehr er in seinem weiteren Verlaufe Wasser aufzunehmen hat, während bei dem
Zuleitungsgraben gerade das Umgekehrte stattfindet, im Anfange breit, wird er gegen
sein Ende in dem Maße, als er bereits sein Wasser abgegeben, immer mehr ver-
schmälert.

Bewässerungssysteme.

Das Wasser kann einem zu bewässernden Grundstücke entweder unterirdisch oder
oberirdisch oder auf beiden Wegen zugeführt werden.


1) Dr. C. F. E. Fries. Lehrbuch des Wiesenbaues. 2. Auflage. Braunschweig 1866.
S. 185.

Die Wieſen.
Dimenſionen erhalten. Ihr Lauf wird durch das Gefälle und die Art der Wieſen-
anlage beſtimmt.

Der Hauptzuleitungsgraben, Fig. 157 und 158, Seite 236 und 238 A A,
führt das Waſſer unmittelbar aus einem Waſſerlaufe auf die Wieſe. Die Aus-
mündung des Zuleitungsgrabens ſoll 3.5—4 Meter oberhalb der in dem Waſſer-
laufe eingeſetzten Stauvorrichtung erfolgen, um Waſſerdurchbrüche und Verſandungen
zu vermeiden. Derſelbe muß durch Aufdämmung ſo hoch geführt werden, daß nach
Möglichkeit der höchſte Punkt der Wieſe mit Waſſer verſehen werden kann. Für die
erſten 5—7 Meter gibt man dem Zuleitungsgraben gerne ein etwas ſtärkeres Ge-
fälle von 5—8 Ctm., den ſogenannten Einſchuß. Weiterhin muß das Gefälle des
Zuleitungsgrabens um ſo ſchwächer ſein, je größer die zugeleitete Waſſermaſſe iſt.
Daſſelbe richtet ſich daher nach der Größe des Grabenprofiles oder Querſchnittes;
nach der Angabe von Dr. W. F. Dünkelberg 1) gibt man, umgerechnet auf neues
Maß, bei Zuleitungsgräben (I) und bei Ableitungsgräben (II)

[Tabelle]

Die Dimenſionen des Zuleitungsgrabens richten ſich nach der Waſſermaſſe, der
Bodenbeſchaffenheit ꝛc.

Die Conſtruction der Gräben, welche die Beſtimmung haben, das Waſſer aus
dem Zuleitungsgraben auf die Wieſe zu vertheilen, richtet ſich nach dem Syſteme des
Wieſenbaues. Je nach der Art des letzteren kommen Transportir-, Fig. 157 B B,
Vertheilgräben, Fig. 157 und 158 C C, Ueberſchlag- oder Horizontal-, Parallelrinnen,
D D ꝛc. zur Verwendung, über deren Beſtimmung weiter unten nachzuleſen iſt.
Dieſelben erhalten in der Mehrzahl der Fälle kein oder nur ein ſehr geringes Gefälle.

Das zur Bewäſſerung verwendete Waſſer muß ſchließlich bei jeder Art des
Wieſenbaues durch einen meiſt in den Boden eingeſchnittenen Ableitungsgraben, Fig.
157 und 158, b b und a a, von der Wieſe weggeführt werden. Das Gefälle,
welches dem Ableitungsgraben zu geben iſt, wurde ſchon oben angeführt. Derſelbe
erhält anfänglich eine geringe Querſchnittsfläche, welche immer mehr zu vergrößern
iſt, je mehr er in ſeinem weiteren Verlaufe Waſſer aufzunehmen hat, während bei dem
Zuleitungsgraben gerade das Umgekehrte ſtattfindet, im Anfange breit, wird er gegen
ſein Ende in dem Maße, als er bereits ſein Waſſer abgegeben, immer mehr ver-
ſchmälert.

Bewäſſerungsſyſteme.

Das Waſſer kann einem zu bewäſſernden Grundſtücke entweder unterirdiſch oder
oberirdiſch oder auf beiden Wegen zugeführt werden.


1) Dr. C. F. E. Fries. Lehrbuch des Wieſenbaues. 2. Auflage. Braunſchweig 1866.
S. 185.
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[233/0247] Die Wieſen. Dimenſionen erhalten. Ihr Lauf wird durch das Gefälle und die Art der Wieſen- anlage beſtimmt. Der Hauptzuleitungsgraben, Fig. 157 und 158, Seite 236 und 238 A A, führt das Waſſer unmittelbar aus einem Waſſerlaufe auf die Wieſe. Die Aus- mündung des Zuleitungsgrabens ſoll 3.5—4 Meter oberhalb der in dem Waſſer- laufe eingeſetzten Stauvorrichtung erfolgen, um Waſſerdurchbrüche und Verſandungen zu vermeiden. Derſelbe muß durch Aufdämmung ſo hoch geführt werden, daß nach Möglichkeit der höchſte Punkt der Wieſe mit Waſſer verſehen werden kann. Für die erſten 5—7 Meter gibt man dem Zuleitungsgraben gerne ein etwas ſtärkeres Ge- fälle von 5—8 Ctm., den ſogenannten Einſchuß. Weiterhin muß das Gefälle des Zuleitungsgrabens um ſo ſchwächer ſein, je größer die zugeleitete Waſſermaſſe iſt. Daſſelbe richtet ſich daher nach der Größe des Grabenprofiles oder Querſchnittes; nach der Angabe von Dr. W. F. Dünkelberg 1) gibt man, umgerechnet auf neues Maß, bei Zuleitungsgräben (I) und bei Ableitungsgräben (II) Die Dimenſionen des Zuleitungsgrabens richten ſich nach der Waſſermaſſe, der Bodenbeſchaffenheit ꝛc. Die Conſtruction der Gräben, welche die Beſtimmung haben, das Waſſer aus dem Zuleitungsgraben auf die Wieſe zu vertheilen, richtet ſich nach dem Syſteme des Wieſenbaues. Je nach der Art des letzteren kommen Transportir-, Fig. 157 B B, Vertheilgräben, Fig. 157 und 158 C C, Ueberſchlag- oder Horizontal-, Parallelrinnen, D D ꝛc. zur Verwendung, über deren Beſtimmung weiter unten nachzuleſen iſt. Dieſelben erhalten in der Mehrzahl der Fälle kein oder nur ein ſehr geringes Gefälle. Das zur Bewäſſerung verwendete Waſſer muß ſchließlich bei jeder Art des Wieſenbaues durch einen meiſt in den Boden eingeſchnittenen Ableitungsgraben, Fig. 157 und 158, b b und a a, von der Wieſe weggeführt werden. Das Gefälle, welches dem Ableitungsgraben zu geben iſt, wurde ſchon oben angeführt. Derſelbe erhält anfänglich eine geringe Querſchnittsfläche, welche immer mehr zu vergrößern iſt, je mehr er in ſeinem weiteren Verlaufe Waſſer aufzunehmen hat, während bei dem Zuleitungsgraben gerade das Umgekehrte ſtattfindet, im Anfange breit, wird er gegen ſein Ende in dem Maße, als er bereits ſein Waſſer abgegeben, immer mehr ver- ſchmälert. Bewäſſerungsſyſteme. Das Waſſer kann einem zu bewäſſernden Grundſtücke entweder unterirdiſch oder oberirdiſch oder auf beiden Wegen zugeführt werden. 1) Dr. C. F. E. Fries. Lehrbuch des Wieſenbaues. 2. Auflage. Braunſchweig 1866. S. 185.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/247>, abgerufen am 19.04.2024.