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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Schweinezucht.
ständen sehr gefährlich werden. Von großer Bedeutung für seine Entwickelung ist, ent-
gegen der landläufigen Ansicht, die Reinhaltung der Stallungen und die Gewährung
eines trockenen Lagers, sowie der Gelegenheit, sich im Wasser abkühlen zu können.

2. Die Racen des Schweines.

Das gemeine Schwein (Sus scrofa L.) 1) zerfällt nach Rohde in zwei natür-
liche oder Stammracen und zwar in das europäische Schwein (Sus europaeus)
und das indische Schwein (Sus indicus Gray). Von beiden lassen sich wieder zwei
Formen unterscheiden und zwar von Ersterem das Wildschwein (Sus scrofa ferus)
und das europäische Hausschwein (Sus europaeus domesticus), von Letzterem das
kurzohrige, chinesische Schwein (Sus sinensis Fitzgr.) und das großohrige, japanesische
Maskenschwein (Sus pliciceps Gray).

Das Wildschwein, Sau- oder Schwarzwild, findet sich in Europa und
Nordafrika wild in Rudeln lebend. Es unterscheidet sich von dem indischen Schweine
durch die Bildung des Kopfes, Fig. 183, dessen Nase in einem zum Wühlen geeig-
neten Rüssel endigt, durch den nach auswärts gekrümmten Rücken und die mit dunkel-
braunen bis schwarzgefärbten Borsten, im Winter mit einem dichten Flaume bedeckte
Haut. Die Füße sind mit 4, zwei kürzeren und zwei längeren, behuften Zehen

[Abbildung] Fig. 183.

Schädel eines 3 Jahre alten,
wilden Keilers nach Rohde.

[Abbildung] 184.

Schädel des japanischen Mas-
kenschweines nach Rohde.

versehen. Der Rumpf ist flachrippig, nach hinten stark abfallend. Das weibliche
Thier wirft nur einmal im Jahre im Frühlinge 6--10 gestreifte Junge, Frisch-
linge. Das Wildschwein soll ein Alter von 20--25 Jahren erreichen. Sein Gewicht
beträgt ausgewachsen 200--300 Kilogramm.

1) Dr. L. J. Fitzinger, Revision der bis jetzt bekannt gewordenen Arten der Familie
der Borstenthiere oder Schweine (Setigera) (L. Bd. der Sitzgsbr. d. k. Ak. d. W. in Wien
1864) unterscheidet in der Familie der Schweine 6 Gattungen und 18 Arten. Zur Gat-
tung Schwein (Sus L.) zählt er als Arten: 1. Gemeines oder Wildschwein (S. scrofa L.),
2. japanisches oder weißbärtiges Schwein (S. leucomystax Temminck), 3. Sennaar
Schwein (S. sennaariensis Fitzgr.), 4. Indisches Schwein (S. cristatus Wagner), 5. Schwarz-
bärtiges Schwein (S. barbatus S. Müller), 6. Weißbindiges Schwein (S. vitatus Boie),
7. Timorisches Schwein (S. timoriensis S. Müller), 8. Warziges Schwein (S. verrucosus
Boie
), 9. Celebrisches Schwein (S. celebensis S. Müller).

Die Schweinezucht.
ſtänden ſehr gefährlich werden. Von großer Bedeutung für ſeine Entwickelung iſt, ent-
gegen der landläufigen Anſicht, die Reinhaltung der Stallungen und die Gewährung
eines trockenen Lagers, ſowie der Gelegenheit, ſich im Waſſer abkühlen zu können.

2. Die Racen des Schweines.

Das gemeine Schwein (Sus scrofa L.) 1) zerfällt nach Rohde in zwei natür-
liche oder Stammracen und zwar in das europäiſche Schwein (Sus europaeus)
und das indiſche Schwein (Sus indicus Gray). Von beiden laſſen ſich wieder zwei
Formen unterſcheiden und zwar von Erſterem das Wildſchwein (Sus scrofa ferus)
und das europäiſche Hausſchwein (Sus europaeus domesticus), von Letzterem das
kurzohrige, chineſiſche Schwein (Sus sinensis Fitzgr.) und das großohrige, japaneſiſche
Maskenſchwein (Sus pliciceps Gray).

Das Wildſchwein, Sau- oder Schwarzwild, findet ſich in Europa und
Nordafrika wild in Rudeln lebend. Es unterſcheidet ſich von dem indiſchen Schweine
durch die Bildung des Kopfes, Fig. 183, deſſen Naſe in einem zum Wühlen geeig-
neten Rüſſel endigt, durch den nach auswärts gekrümmten Rücken und die mit dunkel-
braunen bis ſchwarzgefärbten Borſten, im Winter mit einem dichten Flaume bedeckte
Haut. Die Füße ſind mit 4, zwei kürzeren und zwei längeren, behuften Zehen

[Abbildung] Fig. 183.

Schädel eines 3 Jahre alten,
wilden Keilers nach Rohde.

[Abbildung] 184.

Schädel des japaniſchen Mas-
kenſchweines nach Rohde.

verſehen. Der Rumpf iſt flachrippig, nach hinten ſtark abfallend. Das weibliche
Thier wirft nur einmal im Jahre im Frühlinge 6—10 geſtreifte Junge, Friſch-
linge. Das Wildſchwein ſoll ein Alter von 20—25 Jahren erreichen. Sein Gewicht
beträgt ausgewachſen 200—300 Kilogramm.

1) Dr. L. J. Fitzinger, Reviſion der bis jetzt bekannt gewordenen Arten der Familie
der Borſtenthiere oder Schweine (Setigera) (L. Bd. der Sitzgsbr. d. k. Ak. d. W. in Wien
1864) unterſcheidet in der Familie der Schweine 6 Gattungen und 18 Arten. Zur Gat-
tung Schwein (Sus L.) zählt er als Arten: 1. Gemeines oder Wildſchwein (S. scrofa L.),
2. japaniſches oder weißbärtiges Schwein (S. leucomystax Temminck), 3. Sennaar
Schwein (S. sennaariensis Fitzgr.), 4. Indiſches Schwein (S. cristatus Wagner), 5. Schwarz-
bärtiges Schwein (S. barbatus S. Müller), 6. Weißbindiges Schwein (S. vitatus Boie),
7. Timoriſches Schwein (S. timoriensis S. Müller), 8. Warziges Schwein (S. verrucosus
Boie
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[267/0283] Die Schweinezucht. ſtänden ſehr gefährlich werden. Von großer Bedeutung für ſeine Entwickelung iſt, ent- gegen der landläufigen Anſicht, die Reinhaltung der Stallungen und die Gewährung eines trockenen Lagers, ſowie der Gelegenheit, ſich im Waſſer abkühlen zu können. 2. Die Racen des Schweines. Das gemeine Schwein (Sus scrofa L.) 1) zerfällt nach Rohde in zwei natür- liche oder Stammracen und zwar in das europäiſche Schwein (Sus europaeus) und das indiſche Schwein (Sus indicus Gray). Von beiden laſſen ſich wieder zwei Formen unterſcheiden und zwar von Erſterem das Wildſchwein (Sus scrofa ferus) und das europäiſche Hausſchwein (Sus europaeus domesticus), von Letzterem das kurzohrige, chineſiſche Schwein (Sus sinensis Fitzgr.) und das großohrige, japaneſiſche Maskenſchwein (Sus pliciceps Gray). Das Wildſchwein, Sau- oder Schwarzwild, findet ſich in Europa und Nordafrika wild in Rudeln lebend. Es unterſcheidet ſich von dem indiſchen Schweine durch die Bildung des Kopfes, Fig. 183, deſſen Naſe in einem zum Wühlen geeig- neten Rüſſel endigt, durch den nach auswärts gekrümmten Rücken und die mit dunkel- braunen bis ſchwarzgefärbten Borſten, im Winter mit einem dichten Flaume bedeckte Haut. Die Füße ſind mit 4, zwei kürzeren und zwei längeren, behuften Zehen [Abbildung Fig. 183. Schädel eines 3 Jahre alten, wilden Keilers nach Rohde.] [Abbildung 184. Schädel des japaniſchen Mas- kenſchweines nach Rohde.] verſehen. Der Rumpf iſt flachrippig, nach hinten ſtark abfallend. Das weibliche Thier wirft nur einmal im Jahre im Frühlinge 6—10 geſtreifte Junge, Friſch- linge. Das Wildſchwein ſoll ein Alter von 20—25 Jahren erreichen. Sein Gewicht beträgt ausgewachſen 200—300 Kilogramm. 1) Dr. L. J. Fitzinger, Reviſion der bis jetzt bekannt gewordenen Arten der Familie der Borſtenthiere oder Schweine (Setigera) (L. Bd. der Sitzgsbr. d. k. Ak. d. W. in Wien 1864) unterſcheidet in der Familie der Schweine 6 Gattungen und 18 Arten. Zur Gat- tung Schwein (Sus L.) zählt er als Arten: 1. Gemeines oder Wildſchwein (S. scrofa L.), 2. japaniſches oder weißbärtiges Schwein (S. leucomystax Temminck), 3. Sennaar Schwein (S. sennaariensis Fitzgr.), 4. Indiſches Schwein (S. cristatus Wagner), 5. Schwarz- bärtiges Schwein (S. barbatus S. Müller), 6. Weißbindiges Schwein (S. vitatus Boie), 7. Timoriſches Schwein (S. timoriensis S. Müller), 8. Warziges Schwein (S. verrucosus Boie), 9. Celebriſches Schwein (S. celebensis S. Müller).

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/283>, abgerufen am 28.03.2024.