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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Allgemeine Thierzuchtlehre.
[Abbildung] Fig. 14.

Labdrüsenzellen aus dem Labmagen
eines fünfjährigen Ochsen 600/1. -- a Kerne der Zellen.

passiren, durch den Psalter in den Lab-
magen gelangen.

Der in den Dünndarm über-
getretene Chymus wird durch peristal-
tische Bewegung allmählig durch den
Dickdarm bis zum After fortgeleitet.
Auf letzterem, langem Wege, welcher bei
dem Rinde das 22fache, bei dem Schafe
das 27fache, bei dem Pferde das
11fache, bei dem Schweine das 16fache
und bei dem freischfressenden Hunde das
5fache der Körperlänge beträgt, erfolgt
eine weitere Abscheidung und Aufnahme
von Nährstoffen aus dem Speisebrei.

Im Dünndarme treten zu dem Speisebrei die Absonderungsproducte der Leber,
die Galle, und der Bauchspeicheldrüse, der Bauchspeichel (Pankreassaft). Durch den
Bauchspeichel werden die noch vorhandenen stärkemehlhaltigen Substanzen in Zucker und
die noch nicht verdauten Eiweißstoffe in Peptone übergeführt. Der Zucker wird theils
unmittelbar, theils umgewandelt in Milchsäure und Buttersäure von den Blut-
gefäßen, die Peptone von den Lymphgefäßen aufgenommen. Außerdem bewirkt
der Bauchspeichel, sowie die Galle, eine äußerst feine Vertheilung des im Speisebrei
enthaltenen Fettes. Die Fettkügelchen werden alsdann von der mit Galle benetzten
Darmwand gleichzeitig mit der Galle resorbirt. Die Nachverdauung im Darm-
canale wird noch wesentlich durch die Abscheidung des Darmsaftes unterstützt. Derselbe
hat die Fähigkeit, noch unveränderte Eiweißstoffe zur Resorption geeignet zu machen.

Die nach der Verdauung der stickstofffreien, stickstoffhaltigen und anorganischen
Futterbestandtheile im Darmcanale zurückbleibenden, unverdaulichen Ueberreste werden
immer wasserärmer, fester und nebst den abgenutzten Schleimhäuten, der nicht re-
sorbirten Galle und den Ausscheidungsproducten der Schleimdrüsen im Endstücke des
Dickdarmes, dem Mastdarme, angesammelt, um schließlich als Kothballen, feste
Excremente, entleert zu werden.

2. Die Blutbildung und Ernährung.

Die Verdauungsproducte werden je nach ihrer Natur auf verschiedenen Wegen
in die Blutbahn übergeführt. Von den in der Schleimhaut des Magens und
Darmes verlaufenden zahlreichen, venösen Haargefäßen werden neben dem Wasser
und den Mineralsalzen hauptsächlich die Verdauungsproducte der Kohlehydrate als
Zucker, Milchsäure und pflanzensaure Salze durch Diffusion aufgenommen. Die
aufgelösten Proteinstoffe, sowie das fein vertheilte Fett werden dagegen von den
Darmzotten, Fig. 15 (s. S. 19), zahlreichen, kleinen, warzenförmigen Hervorragungen
der Darmschleimhaut, aufgenommen und den Lymphgefäßen, welche in den Zotten

Allgemeine Thierzuchtlehre.
[Abbildung] Fig. 14.

Labdrüſenzellen aus dem Labmagen
eines fünfjährigen Ochſen 600/1. — a Kerne der Zellen.

paſſiren, durch den Pſalter in den Lab-
magen gelangen.

Der in den Dünndarm über-
getretene Chymus wird durch periſtal-
tiſche Bewegung allmählig durch den
Dickdarm bis zum After fortgeleitet.
Auf letzterem, langem Wege, welcher bei
dem Rinde das 22fache, bei dem Schafe
das 27fache, bei dem Pferde das
11fache, bei dem Schweine das 16fache
und bei dem freiſchfreſſenden Hunde das
5fache der Körperlänge beträgt, erfolgt
eine weitere Abſcheidung und Aufnahme
von Nährſtoffen aus dem Speiſebrei.

Im Dünndarme treten zu dem Speiſebrei die Abſonderungsproducte der Leber,
die Galle, und der Bauchſpeicheldrüſe, der Bauchſpeichel (Pankreasſaft). Durch den
Bauchſpeichel werden die noch vorhandenen ſtärkemehlhaltigen Subſtanzen in Zucker und
die noch nicht verdauten Eiweißſtoffe in Peptone übergeführt. Der Zucker wird theils
unmittelbar, theils umgewandelt in Milchſäure und Butterſäure von den Blut-
gefäßen, die Peptone von den Lymphgefäßen aufgenommen. Außerdem bewirkt
der Bauchſpeichel, ſowie die Galle, eine äußerſt feine Vertheilung des im Speiſebrei
enthaltenen Fettes. Die Fettkügelchen werden alsdann von der mit Galle benetzten
Darmwand gleichzeitig mit der Galle reſorbirt. Die Nachverdauung im Darm-
canale wird noch weſentlich durch die Abſcheidung des Darmſaftes unterſtützt. Derſelbe
hat die Fähigkeit, noch unveränderte Eiweißſtoffe zur Reſorption geeignet zu machen.

Die nach der Verdauung der ſtickſtofffreien, ſtickſtoffhaltigen und anorganiſchen
Futterbeſtandtheile im Darmcanale zurückbleibenden, unverdaulichen Ueberreſte werden
immer waſſerärmer, feſter und nebſt den abgenutzten Schleimhäuten, der nicht re-
ſorbirten Galle und den Ausſcheidungsproducten der Schleimdrüſen im Endſtücke des
Dickdarmes, dem Maſtdarme, angeſammelt, um ſchließlich als Kothballen, feſte
Excremente, entleert zu werden.

2. Die Blutbildung und Ernährung.

Die Verdauungsproducte werden je nach ihrer Natur auf verſchiedenen Wegen
in die Blutbahn übergeführt. Von den in der Schleimhaut des Magens und
Darmes verlaufenden zahlreichen, venöſen Haargefäßen werden neben dem Waſſer
und den Mineralſalzen hauptſächlich die Verdauungsproducte der Kohlehydrate als
Zucker, Milchſäure und pflanzenſaure Salze durch Diffuſion aufgenommen. Die
aufgelöſten Proteïnſtoffe, ſowie das fein vertheilte Fett werden dagegen von den
Darmzotten, Fig. 15 (ſ. S. 19), zahlreichen, kleinen, warzenförmigen Hervorragungen
der Darmſchleimhaut, aufgenommen und den Lymphgefäßen, welche in den Zotten

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[18/0034] Allgemeine Thierzuchtlehre. [Abbildung Fig. 14. Labdrüſenzellen aus dem Labmagen eines fünfjährigen Ochſen 600/1. — a Kerne der Zellen.] paſſiren, durch den Pſalter in den Lab- magen gelangen. Der in den Dünndarm über- getretene Chymus wird durch periſtal- tiſche Bewegung allmählig durch den Dickdarm bis zum After fortgeleitet. Auf letzterem, langem Wege, welcher bei dem Rinde das 22fache, bei dem Schafe das 27fache, bei dem Pferde das 11fache, bei dem Schweine das 16fache und bei dem freiſchfreſſenden Hunde das 5fache der Körperlänge beträgt, erfolgt eine weitere Abſcheidung und Aufnahme von Nährſtoffen aus dem Speiſebrei. Im Dünndarme treten zu dem Speiſebrei die Abſonderungsproducte der Leber, die Galle, und der Bauchſpeicheldrüſe, der Bauchſpeichel (Pankreasſaft). Durch den Bauchſpeichel werden die noch vorhandenen ſtärkemehlhaltigen Subſtanzen in Zucker und die noch nicht verdauten Eiweißſtoffe in Peptone übergeführt. Der Zucker wird theils unmittelbar, theils umgewandelt in Milchſäure und Butterſäure von den Blut- gefäßen, die Peptone von den Lymphgefäßen aufgenommen. Außerdem bewirkt der Bauchſpeichel, ſowie die Galle, eine äußerſt feine Vertheilung des im Speiſebrei enthaltenen Fettes. Die Fettkügelchen werden alsdann von der mit Galle benetzten Darmwand gleichzeitig mit der Galle reſorbirt. Die Nachverdauung im Darm- canale wird noch weſentlich durch die Abſcheidung des Darmſaftes unterſtützt. Derſelbe hat die Fähigkeit, noch unveränderte Eiweißſtoffe zur Reſorption geeignet zu machen. Die nach der Verdauung der ſtickſtofffreien, ſtickſtoffhaltigen und anorganiſchen Futterbeſtandtheile im Darmcanale zurückbleibenden, unverdaulichen Ueberreſte werden immer waſſerärmer, feſter und nebſt den abgenutzten Schleimhäuten, der nicht re- ſorbirten Galle und den Ausſcheidungsproducten der Schleimdrüſen im Endſtücke des Dickdarmes, dem Maſtdarme, angeſammelt, um ſchließlich als Kothballen, feſte Excremente, entleert zu werden. 2. Die Blutbildung und Ernährung. Die Verdauungsproducte werden je nach ihrer Natur auf verſchiedenen Wegen in die Blutbahn übergeführt. Von den in der Schleimhaut des Magens und Darmes verlaufenden zahlreichen, venöſen Haargefäßen werden neben dem Waſſer und den Mineralſalzen hauptſächlich die Verdauungsproducte der Kohlehydrate als Zucker, Milchſäure und pflanzenſaure Salze durch Diffuſion aufgenommen. Die aufgelöſten Proteïnſtoffe, ſowie das fein vertheilte Fett werden dagegen von den Darmzotten, Fig. 15 (ſ. S. 19), zahlreichen, kleinen, warzenförmigen Hervorragungen der Darmſchleimhaut, aufgenommen und den Lymphgefäßen, welche in den Zotten

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/34>, abgerufen am 18.04.2024.