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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Rindviehzucht.
[Tabelle]

Zur Bereitung der Süßmilchkäse benöthigt man eine Käseküche und einen Käse-
keller, der mit glattgehobelten Holzstellen zur Aufbewahrung der Käse versehen sein
soll und im Uebrigen in Betreff der Temperatur und Lüftung dieselbe Einrichtung,
wie die Milchkeller, zu erhalten hat. An Geräthen sind erforderlich: Kessel, Quirl,
Schwerter, Kellen, Formen, Käsereifen, Pressen, Käsetücher, Kübel etc.

Die Käsekessel erhalten die verschiedenartigste Einrichtung. Am meisten
Feuerungsmaterial benöthigen frei an einem Galgen über einem Feuer hängende Kessel.
Zweckmäßiger sind Kessel, deren eine Hälfte ummauert oder noch besser, die ringsum
mit Mauerwerk versehen sind und durch einen kleinen drehbaren Krahn abgehoben
werden können. Am vortheilhaftesten sind Kesselfeuerungen, welche nur rückwärts
gemauert, an der Vorderseite durch eine bewegliche Eisenthüre gebildet werden, nach
deren Oeffnung der an einem Krahne hängende Kessel einfach herausgedreht werden
kann. In Schweden verwendet man statt kupferner Kessel Holzbottiche, zwischen deren
doppeltem Boden heißer Dampf oder kaltes Wasser nach Bedarf eingeleitet wird.
Aehnliche Einrichtungen besitzen die amerikanischen Käsewannen 1).

In neuerer Zeit werden zwei Kessel, einer für Wasser, der andere für Milch,
in einer Entfernung von 1--2 Meter fest eingemauert und die Feuerung, ein mit
einem Rost versehener Wagen, derart beweglich eingerichtet, daß derselbe auf Schienen
in einem unter den beiden Kesseln sich hinziehenden Canal nach Bedarf unter den
Käse- oder unter den Wasserkessel geschoben werden kann, um die möglichste Ausnutzung
des Brennmateriales zu erzielen.

Die Käsepressen sind entweder Hebel-, Spindel-, oder combinirte Pressen.
Dieselben sollen für Hartkäse mindestens einen Druck ausüben, welcher dem Acht-
zehnfachen des Käsegewichtes gleichkommt. Je nach der zu pressenden Käsemasse
muß daher der Druck veränderlich sein. Am sichersten wird dies durch die com-
binirten Spindel- und Hebelpressen, Fig. 103, S. 156, erzielt, wie sie in England
gebräuchlich sind. Diese englischen Pressen werden, jedoch mannigfach abgeändert, von
W. Lefeldt & Lentsch -- Schöningen, N. Ipsen & Sohn -- Flensburg, J. Pastoor
-- Solburg etc. gebaut. Mit der Spindel wird zunächst ein grobes Auspressen
bewerkstelligt, während späterhin die Käsemasse dem continuirlichen Drucke des be-
schwerten Hebels ausgesetzt bleibt. Diese Pressen können jedoch wegen ihres kleinen
Preßtisches nur für hohe und wenig breite Käselaibe verwendet werden.

1) Milchzeitung, 1872, S. 63 und 1873, S. 346.
Die Rindviehzucht.
[Tabelle]

Zur Bereitung der Süßmilchkäſe benöthigt man eine Käſeküche und einen Käſe-
keller, der mit glattgehobelten Holzſtellen zur Aufbewahrung der Käſe verſehen ſein
ſoll und im Uebrigen in Betreff der Temperatur und Lüftung dieſelbe Einrichtung,
wie die Milchkeller, zu erhalten hat. An Geräthen ſind erforderlich: Keſſel, Quirl,
Schwerter, Kellen, Formen, Käſereifen, Preſſen, Käſetücher, Kübel ꝛc.

Die Käſekeſſel erhalten die verſchiedenartigſte Einrichtung. Am meiſten
Feuerungsmaterial benöthigen frei an einem Galgen über einem Feuer hängende Keſſel.
Zweckmäßiger ſind Keſſel, deren eine Hälfte ummauert oder noch beſſer, die ringsum
mit Mauerwerk verſehen ſind und durch einen kleinen drehbaren Krahn abgehoben
werden können. Am vortheilhafteſten ſind Keſſelfeuerungen, welche nur rückwärts
gemauert, an der Vorderſeite durch eine bewegliche Eiſenthüre gebildet werden, nach
deren Oeffnung der an einem Krahne hängende Keſſel einfach herausgedreht werden
kann. In Schweden verwendet man ſtatt kupferner Keſſel Holzbottiche, zwiſchen deren
doppeltem Boden heißer Dampf oder kaltes Waſſer nach Bedarf eingeleitet wird.
Aehnliche Einrichtungen beſitzen die amerikaniſchen Käſewannen 1).

In neuerer Zeit werden zwei Keſſel, einer für Waſſer, der andere für Milch,
in einer Entfernung von 1—2 Meter feſt eingemauert und die Feuerung, ein mit
einem Roſt verſehener Wagen, derart beweglich eingerichtet, daß derſelbe auf Schienen
in einem unter den beiden Keſſeln ſich hinziehenden Canal nach Bedarf unter den
Käſe- oder unter den Waſſerkeſſel geſchoben werden kann, um die möglichſte Ausnutzung
des Brennmateriales zu erzielen.

Die Käſepreſſen ſind entweder Hebel-, Spindel-, oder combinirte Preſſen.
Dieſelben ſollen für Hartkäſe mindeſtens einen Druck ausüben, welcher dem Acht-
zehnfachen des Käſegewichtes gleichkommt. Je nach der zu preſſenden Käſemaſſe
muß daher der Druck veränderlich ſein. Am ſicherſten wird dies durch die com-
binirten Spindel- und Hebelpreſſen, Fig. 103, S. 156, erzielt, wie ſie in England
gebräuchlich ſind. Dieſe engliſchen Preſſen werden, jedoch mannigfach abgeändert, von
W. Lefeldt & Lentſch — Schöningen, N. Ipſen & Sohn — Flensburg, J. Paſtoor
— Solburg ꝛc. gebaut. Mit der Spindel wird zunächſt ein grobes Auspreſſen
bewerkſtelligt, während ſpäterhin die Käſemaſſe dem continuirlichen Drucke des be-
ſchwerten Hebels ausgeſetzt bleibt. Dieſe Preſſen können jedoch wegen ihres kleinen
Preßtiſches nur für hohe und wenig breite Käſelaibe verwendet werden.

1) Milchzeitung, 1872, S. 63 und 1873, S. 346.
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[155/0171] Die Rindviehzucht. Zur Bereitung der Süßmilchkäſe benöthigt man eine Käſeküche und einen Käſe- keller, der mit glattgehobelten Holzſtellen zur Aufbewahrung der Käſe verſehen ſein ſoll und im Uebrigen in Betreff der Temperatur und Lüftung dieſelbe Einrichtung, wie die Milchkeller, zu erhalten hat. An Geräthen ſind erforderlich: Keſſel, Quirl, Schwerter, Kellen, Formen, Käſereifen, Preſſen, Käſetücher, Kübel ꝛc. Die Käſekeſſel erhalten die verſchiedenartigſte Einrichtung. Am meiſten Feuerungsmaterial benöthigen frei an einem Galgen über einem Feuer hängende Keſſel. Zweckmäßiger ſind Keſſel, deren eine Hälfte ummauert oder noch beſſer, die ringsum mit Mauerwerk verſehen ſind und durch einen kleinen drehbaren Krahn abgehoben werden können. Am vortheilhafteſten ſind Keſſelfeuerungen, welche nur rückwärts gemauert, an der Vorderſeite durch eine bewegliche Eiſenthüre gebildet werden, nach deren Oeffnung der an einem Krahne hängende Keſſel einfach herausgedreht werden kann. In Schweden verwendet man ſtatt kupferner Keſſel Holzbottiche, zwiſchen deren doppeltem Boden heißer Dampf oder kaltes Waſſer nach Bedarf eingeleitet wird. Aehnliche Einrichtungen beſitzen die amerikaniſchen Käſewannen 1). In neuerer Zeit werden zwei Keſſel, einer für Waſſer, der andere für Milch, in einer Entfernung von 1—2 Meter feſt eingemauert und die Feuerung, ein mit einem Roſt verſehener Wagen, derart beweglich eingerichtet, daß derſelbe auf Schienen in einem unter den beiden Keſſeln ſich hinziehenden Canal nach Bedarf unter den Käſe- oder unter den Waſſerkeſſel geſchoben werden kann, um die möglichſte Ausnutzung des Brennmateriales zu erzielen. Die Käſepreſſen ſind entweder Hebel-, Spindel-, oder combinirte Preſſen. Dieſelben ſollen für Hartkäſe mindeſtens einen Druck ausüben, welcher dem Acht- zehnfachen des Käſegewichtes gleichkommt. Je nach der zu preſſenden Käſemaſſe muß daher der Druck veränderlich ſein. Am ſicherſten wird dies durch die com- binirten Spindel- und Hebelpreſſen, Fig. 103, S. 156, erzielt, wie ſie in England gebräuchlich ſind. Dieſe engliſchen Preſſen werden, jedoch mannigfach abgeändert, von W. Lefeldt & Lentſch — Schöningen, N. Ipſen & Sohn — Flensburg, J. Paſtoor — Solburg ꝛc. gebaut. Mit der Spindel wird zunächſt ein grobes Auspreſſen bewerkſtelligt, während ſpäterhin die Käſemaſſe dem continuirlichen Drucke des be- ſchwerten Hebels ausgeſetzt bleibt. Dieſe Preſſen können jedoch wegen ihres kleinen Preßtiſches nur für hohe und wenig breite Käſelaibe verwendet werden. 1) Milchzeitung, 1872, S. 63 und 1873, S. 346.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/171>, abgerufen am 28.03.2024.