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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.

Für breite Käselaibe, wie für die Schweizerkäse, werden am zweckmäßigsten
Hebelpressen mit verschiebbaren Gewichten angewendet. Dieselben haben gegenüber
den Spindelpressen, deren Spindel immer wieder angezogen werden muß, den Vor-
theil, daß sie einen continuirlichen Druck ausüben.

Als Gerinnungsmittel verwendet man entweder 1. Lab, 2. künstliches Lab oder
3. Mineralsäuren (Salzsäure). Das Lab wird aus frischem Kälbermagen je nach
der Käseart auf verschiedene Weise bereitet. Für die Schweizerkäsefabrication wird
der Labmagen eines bis höchstens 7 Wochen alten Saugkalbes entleert, gewa-

[Abbildung] Fig. 103.

Combinirte Käsepresse. -- aa Gestellfüße, bb Gestell-
fäulen, c Preßtisch mit Ablaufrinnen, d Preßplatte mit 47 Cm.
Durchmesser, f Zahnstange, e Gestellrahmen, g Sperrrad mit
18zähnigem Stirnrade, welches in das 24zähnige Rad i ein-
greift. An der Welle des letzteren befindet sich ein 8zähniges
Rad, welches in die verzahnte Stange eingreift, k Druckhebel
mit Laufgewicht, welcher das Sperrrad dreht, wenn der Vor-
steckstift h herausgenommen wird.

schen, an der Luft getrocknet, in
einem Topfe schichtenweise mit
Salz eingelegt und mit Molke
oder noch besser mit Wasser (1
Kilogr. auf 12 Gramm Magen)
24 -- 36 Stunden vor dem je-
weiligen Gebrauche angesetzt. Vor
der Verwendung desselben em-
pfiehlt es sich, mit einer kleinen
Milchmenge eine Probe anzu-
stellen, um sich von der Wirk-
samkeit der Labflüssigkeit zu über-
zeugen. Zu diesem Zwecke die-
nen auch die Schatzmann'schen
Labprober (bei J. G. Kramer --
Zürich, 6.5 Francs), 2 Glas-
cylinder, von welchen der eine
zum Abmessen der Milch mit
250, der andere für die Lab-
flüssigkeit mit 10 Theilstrichen
versehen ist. Nach dem Zusam-
menmischen von Lab und Milch
ersieht man aus der Zeit, welche
bis zum Dicken der Milch er-
forderlich ist, welchen Werth die
Labflüssigkeit besitzt.

Das künstliche Lab wird ent-
weder in Pulverform (Dr. Antonio
Turini--Verona, 5 Mark [2.50
fl.], per Kilogr.) oder noch häufiger
als Labessenz (Chr. Hansen --
Kopenhagen, 1 Liter 2.25 Mark [1.13 fl.]; Meyer & Henkel -- Kopenhagen,
1 Liter, ausreichend für 1000 Liter Milch, 3 Mark [1.50 fl.] etc.) in den Handel

Beſondere Thierzuchtlehre.

Für breite Käſelaibe, wie für die Schweizerkäſe, werden am zweckmäßigſten
Hebelpreſſen mit verſchiebbaren Gewichten angewendet. Dieſelben haben gegenüber
den Spindelpreſſen, deren Spindel immer wieder angezogen werden muß, den Vor-
theil, daß ſie einen continuirlichen Druck ausüben.

Als Gerinnungsmittel verwendet man entweder 1. Lab, 2. künſtliches Lab oder
3. Mineralſäuren (Salzſäure). Das Lab wird aus friſchem Kälbermagen je nach
der Käſeart auf verſchiedene Weiſe bereitet. Für die Schweizerkäſefabrication wird
der Labmagen eines bis höchſtens 7 Wochen alten Saugkalbes entleert, gewa-

[Abbildung] Fig. 103.

Combinirte Käſepreſſe. — aa Geſtellfüße, bb Geſtell-
fäulen, c Preßtiſch mit Ablaufrinnen, d Preßplatte mit 47 Cm.
Durchmeſſer, f Zahnſtange, e Geſtellrahmen, g Sperrrad mit
18zähnigem Stirnrade, welches in das 24zähnige Rad i ein-
greift. An der Welle des letzteren befindet ſich ein 8zähniges
Rad, welches in die verzahnte Stange eingreift, k Druckhebel
mit Laufgewicht, welcher das Sperrrad dreht, wenn der Vor-
ſteckſtift h herausgenommen wird.

ſchen, an der Luft getrocknet, in
einem Topfe ſchichtenweiſe mit
Salz eingelegt und mit Molke
oder noch beſſer mit Waſſer (1
Kilogr. auf 12 Gramm Magen)
24 — 36 Stunden vor dem je-
weiligen Gebrauche angeſetzt. Vor
der Verwendung deſſelben em-
pfiehlt es ſich, mit einer kleinen
Milchmenge eine Probe anzu-
ſtellen, um ſich von der Wirk-
ſamkeit der Labflüſſigkeit zu über-
zeugen. Zu dieſem Zwecke die-
nen auch die Schatzmann’ſchen
Labprober (bei J. G. Kramer —
Zürich, 6.5 Francs), 2 Glas-
cylinder, von welchen der eine
zum Abmeſſen der Milch mit
250, der andere für die Lab-
flüſſigkeit mit 10 Theilſtrichen
verſehen iſt. Nach dem Zuſam-
menmiſchen von Lab und Milch
erſieht man aus der Zeit, welche
bis zum Dicken der Milch er-
forderlich iſt, welchen Werth die
Labflüſſigkeit beſitzt.

Das künſtliche Lab wird ent-
weder in Pulverform (Dr. Antonio
Turini—Verona, 5 Mark [2.50
fl.], per Kilogr.) oder noch häufiger
als Labeſſenz (Chr. Hanſen —
Kopenhagen, 1 Liter 2.25 Mark [1.13 fl.]; Meyer & Henkel — Kopenhagen,
1 Liter, ausreichend für 1000 Liter Milch, 3 Mark [1.50 fl.] ꝛc.) in den Handel

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[156/0172] Beſondere Thierzuchtlehre. Für breite Käſelaibe, wie für die Schweizerkäſe, werden am zweckmäßigſten Hebelpreſſen mit verſchiebbaren Gewichten angewendet. Dieſelben haben gegenüber den Spindelpreſſen, deren Spindel immer wieder angezogen werden muß, den Vor- theil, daß ſie einen continuirlichen Druck ausüben. Als Gerinnungsmittel verwendet man entweder 1. Lab, 2. künſtliches Lab oder 3. Mineralſäuren (Salzſäure). Das Lab wird aus friſchem Kälbermagen je nach der Käſeart auf verſchiedene Weiſe bereitet. Für die Schweizerkäſefabrication wird der Labmagen eines bis höchſtens 7 Wochen alten Saugkalbes entleert, gewa- [Abbildung Fig. 103. Combinirte Käſepreſſe. — aa Geſtellfüße, bb Geſtell- fäulen, c Preßtiſch mit Ablaufrinnen, d Preßplatte mit 47 Cm. Durchmeſſer, f Zahnſtange, e Geſtellrahmen, g Sperrrad mit 18zähnigem Stirnrade, welches in das 24zähnige Rad i ein- greift. An der Welle des letzteren befindet ſich ein 8zähniges Rad, welches in die verzahnte Stange eingreift, k Druckhebel mit Laufgewicht, welcher das Sperrrad dreht, wenn der Vor- ſteckſtift h herausgenommen wird.] ſchen, an der Luft getrocknet, in einem Topfe ſchichtenweiſe mit Salz eingelegt und mit Molke oder noch beſſer mit Waſſer (1 Kilogr. auf 12 Gramm Magen) 24 — 36 Stunden vor dem je- weiligen Gebrauche angeſetzt. Vor der Verwendung deſſelben em- pfiehlt es ſich, mit einer kleinen Milchmenge eine Probe anzu- ſtellen, um ſich von der Wirk- ſamkeit der Labflüſſigkeit zu über- zeugen. Zu dieſem Zwecke die- nen auch die Schatzmann’ſchen Labprober (bei J. G. Kramer — Zürich, 6.5 Francs), 2 Glas- cylinder, von welchen der eine zum Abmeſſen der Milch mit 250, der andere für die Lab- flüſſigkeit mit 10 Theilſtrichen verſehen iſt. Nach dem Zuſam- menmiſchen von Lab und Milch erſieht man aus der Zeit, welche bis zum Dicken der Milch er- forderlich iſt, welchen Werth die Labflüſſigkeit beſitzt. Das künſtliche Lab wird ent- weder in Pulverform (Dr. Antonio Turini—Verona, 5 Mark [2.50 fl.], per Kilogr.) oder noch häufiger als Labeſſenz (Chr. Hanſen — Kopenhagen, 1 Liter 2.25 Mark [1.13 fl.]; Meyer & Henkel — Kopenhagen, 1 Liter, ausreichend für 1000 Liter Milch, 3 Mark [1.50 fl.] ꝛc.) in den Handel

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/172>, abgerufen am 28.03.2024.