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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

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Ueber
das Exterieur und den Gang des Pferdes.

Ich erlaube mir in Nachfolgendem eine kurze Abhandlung aus
der Lehre vom Exterieur des Pferdes und seiner Bewegung
vorauszuschicken.

Sie macht auf Vollständigkeit keinen Anspruch und soll
nur das enthalten, was zum Verständnisse des Weiteren nöthig
wird. Wo Combinationen vorkommen, sind dieselben absichtlich
nicht bis zur Erschöpfung verfolgt, sondern es ist deren Ausfüh-
rung nur so weit getrieben, dass durch Selbstdenken die fehlenden
Varianten leicht hinzugefügt werden können.

Das Pferd nützt uns durch seinen Gang. Rücken und
Gliedmassen bilden seinen Bewegungsapparat. Muskeln
und ihre strangartigen Verlängerungen, die Sehnen, welche an
den Knochen ihre Ansatz- und Wirkungspunkte haben, setzen ihn
in Thätigkeit. -- Knochen geben dem Bewegungsapparat den
Halt, und die Gelenke denselben die Biegsamkeit.

Die Nerven, welche vom Gehirne und dem Rückenmark zu
den einzelnen Muskeln gehen, sind die Telegraphendrähte, die nach
Willen des Thiers die Muskelthätigkeit hervorrufen.

Das Wie ist uns eben so unbekannt als die Kraft, durch
welche die Muskeln zusammengezogen werden. Die Zahl der
Muskeln
ist erstaunlich gross und muss es sein, um jedem ein-
zelnen Gliede die Menge seiner Bewegungen für sich und im Verein

Ueber
das Exterieur und den Gang des Pferdes.

Ich erlaube mir in Nachfolgendem eine kurze Abhandlung aus
der Lehre vom Exterieur des Pferdes und seiner Bewegung
vorauszuschicken.

Sie macht auf Vollständigkeit keinen Anspruch und soll
nur das enthalten, was zum Verständnisse des Weiteren nöthig
wird. Wo Combinationen vorkommen, sind dieselben absichtlich
nicht bis zur Erschöpfung verfolgt, sondern es ist deren Ausfüh-
rung nur so weit getrieben, dass durch Selbstdenken die fehlenden
Varianten leicht hinzugefügt werden können.

Das Pferd nützt uns durch seinen Gang. Rücken und
Gliedmassen bilden seinen Bewegungsapparat. Muskeln
und ihre strangartigen Verlängerungen, die Sehnen, welche an
den Knochen ihre Ansatz- und Wirkungspunkte haben, setzen ihn
in Thätigkeit. — Knochen geben dem Bewegungsapparat den
Halt, und die Gelenke denselben die Biegsamkeit.

Die Nerven, welche vom Gehirne und dem Rückenmark zu
den einzelnen Muskeln gehen, sind die Telegraphendrähte, die nach
Willen des Thiers die Muskelthätigkeit hervorrufen.

Das Wie ist uns eben so unbekannt als die Kraft, durch
welche die Muskeln zusammengezogen werden. Die Zahl der
Muskeln
ist erstaunlich gross und muss es sein, um jedem ein-
zelnen Gliede die Menge seiner Bewegungen für sich und im Verein

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[[5]/0027] Ueber das Exterieur und den Gang des Pferdes. Ich erlaube mir in Nachfolgendem eine kurze Abhandlung aus der Lehre vom Exterieur des Pferdes und seiner Bewegung vorauszuschicken. Sie macht auf Vollständigkeit keinen Anspruch und soll nur das enthalten, was zum Verständnisse des Weiteren nöthig wird. Wo Combinationen vorkommen, sind dieselben absichtlich nicht bis zur Erschöpfung verfolgt, sondern es ist deren Ausfüh- rung nur so weit getrieben, dass durch Selbstdenken die fehlenden Varianten leicht hinzugefügt werden können. Das Pferd nützt uns durch seinen Gang. Rücken und Gliedmassen bilden seinen Bewegungsapparat. Muskeln und ihre strangartigen Verlängerungen, die Sehnen, welche an den Knochen ihre Ansatz- und Wirkungspunkte haben, setzen ihn in Thätigkeit. — Knochen geben dem Bewegungsapparat den Halt, und die Gelenke denselben die Biegsamkeit. Die Nerven, welche vom Gehirne und dem Rückenmark zu den einzelnen Muskeln gehen, sind die Telegraphendrähte, die nach Willen des Thiers die Muskelthätigkeit hervorrufen. Das Wie ist uns eben so unbekannt als die Kraft, durch welche die Muskeln zusammengezogen werden. Die Zahl der Muskeln ist erstaunlich gross und muss es sein, um jedem ein- zelnen Gliede die Menge seiner Bewegungen für sich und im Verein

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Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/27>, abgerufen am 28.03.2024.