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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

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Vom Gange der Dressur.
dern sind geneigt, diese als etwas Gemeineres, Untergeordneteres
zu verachten. Dass Schulreiterei und Jagdreiterei der
Campagne-Reiterei von grossem Nutzen sind, ist wohl
zu allen Zeiten anerkannt worden
. Deshalb hat man in
unserem
Reitinstitut in Schwedt begonnen, durch Aufstellung
einiger Schulpferde die Ausbildung der Schüler in der Richtung
der Gewandtheit zu erweitern, und hält das französische, mit grosser
Munificenz ausgezeichnete Institut zu Saumur nicht nur Schul-
pferde, sondern auch nach allen Regeln der Kunst trainirte Jagd-
pferde. Es ist so im Stande, nicht nur seinen Schülern die Grenze
dieser verschiedenen Zweige der Kunst zu zeigen, sondern führt
von diesen Frische und Dreistigkeit, von jenen erhöhtes Gefühl
und feine Nüancirung der Hülfen in die Campagne-Reiterei hinüber.
Ein Cursus in der Thierarzenei, dem ein anatomisches Museum
Vorschub leistet, und in der Pferdezucht, die durch ein englisches
und arabisches Gestüt anschaulich gemacht wird, kommen der Aus-
bildung in diesem Institute wesentlich zu Hülfe, dessen Einfluss
auf die französische Armee bereits von Leuten vom Fach als ein
höchst bedeutender bezeichnet wird. Jenes Institut dürfte in die-
sem Augenblicke das vollkommenste der Art in der Welt sein.
Die Militär-Reitinstitute Süd-Deutschlands sollen dem Vernehmen
nach noch keine Ueberragung unserer vaterländischen Anstalt be-
fürchten lassen, obschon z. B. die Wiener mit der grössten kaiser-
lichen Freigebigkeit dotirt ist.


Fünfter Abschnitt.

Erste Periode.

Reiten auf der Kandare im Freien. Springen von Bar-
rieren und Gräben. Klettern durch Gräben und Neh-
men von Kegelgräben (Wallhecken)
. Es ist schon über
das Reiten im Freien bei Gelegenheit der Trensendressur das We-
sentlichste gesagt worden. Zum Springen von Barrieren suche man
sich draussen Anfangs ein für die Fähigkeit des Thieres geringes,

Vom Gange der Dressur.
dern sind geneigt, diese als etwas Gemeineres, Untergeordneteres
zu verachten. Dass Schulreiterei und Jagdreiterei der
Campagne-Reiterei von grossem Nutzen sind, ist wohl
zu allen Zeiten anerkannt worden
. Deshalb hat man in
unserem
Reitinstitut in Schwedt begonnen, durch Aufstellung
einiger Schulpferde die Ausbildung der Schüler in der Richtung
der Gewandtheit zu erweitern, und hält das französische, mit grosser
Munificenz ausgezeichnete Institut zu Saumur nicht nur Schul-
pferde, sondern auch nach allen Regeln der Kunst trainirte Jagd-
pferde. Es ist so im Stande, nicht nur seinen Schülern die Grenze
dieser verschiedenen Zweige der Kunst zu zeigen, sondern führt
von diesen Frische und Dreistigkeit, von jenen erhöhtes Gefühl
und feine Nüançirung der Hülfen in die Campagne-Reiterei hinüber.
Ein Cursus in der Thierarzenei, dem ein anatomisches Museum
Vorschub leistet, und in der Pferdezucht, die durch ein englisches
und arabisches Gestüt anschaulich gemacht wird, kommen der Aus-
bildung in diesem Institute wesentlich zu Hülfe, dessen Einfluss
auf die französische Armee bereits von Leuten vom Fach als ein
höchst bedeutender bezeichnet wird. Jenes Institut dürfte in die-
sem Augenblicke das vollkommenste der Art in der Welt sein.
Die Militär-Reitinstitute Süd-Deutschlands sollen dem Vernehmen
nach noch keine Ueberragung unserer vaterländischen Anstalt be-
fürchten lassen, obschon z. B. die Wiener mit der grössten kaiser-
lichen Freigebigkeit dotirt ist.


Fünfter Abschnitt.

Erste Periode.

Reiten auf der Kandare im Freien. Springen von Bar-
rièren und Gräben. Klettern durch Gräben und Neh-
men von Kegelgräben (Wallhecken)
. Es ist schon über
das Reiten im Freien bei Gelegenheit der Trensendressur das We-
sentlichste gesagt worden. Zum Springen von Barrièren suche man
sich draussen Anfangs ein für die Fähigkeit des Thieres geringes,

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[268/0290] Vom Gange der Dressur. dern sind geneigt, diese als etwas Gemeineres, Untergeordneteres zu verachten. Dass Schulreiterei und Jagdreiterei der Campagne-Reiterei von grossem Nutzen sind, ist wohl zu allen Zeiten anerkannt worden. Deshalb hat man in unserem Reitinstitut in Schwedt begonnen, durch Aufstellung einiger Schulpferde die Ausbildung der Schüler in der Richtung der Gewandtheit zu erweitern, und hält das französische, mit grosser Munificenz ausgezeichnete Institut zu Saumur nicht nur Schul- pferde, sondern auch nach allen Regeln der Kunst trainirte Jagd- pferde. Es ist so im Stande, nicht nur seinen Schülern die Grenze dieser verschiedenen Zweige der Kunst zu zeigen, sondern führt von diesen Frische und Dreistigkeit, von jenen erhöhtes Gefühl und feine Nüançirung der Hülfen in die Campagne-Reiterei hinüber. Ein Cursus in der Thierarzenei, dem ein anatomisches Museum Vorschub leistet, und in der Pferdezucht, die durch ein englisches und arabisches Gestüt anschaulich gemacht wird, kommen der Aus- bildung in diesem Institute wesentlich zu Hülfe, dessen Einfluss auf die französische Armee bereits von Leuten vom Fach als ein höchst bedeutender bezeichnet wird. Jenes Institut dürfte in die- sem Augenblicke das vollkommenste der Art in der Welt sein. Die Militär-Reitinstitute Süd-Deutschlands sollen dem Vernehmen nach noch keine Ueberragung unserer vaterländischen Anstalt be- fürchten lassen, obschon z. B. die Wiener mit der grössten kaiser- lichen Freigebigkeit dotirt ist. Fünfter Abschnitt. Erste Periode. Reiten auf der Kandare im Freien. Springen von Bar- rièren und Gräben. Klettern durch Gräben und Neh- men von Kegelgräben (Wallhecken). Es ist schon über das Reiten im Freien bei Gelegenheit der Trensendressur das We- sentlichste gesagt worden. Zum Springen von Barrièren suche man sich draussen Anfangs ein für die Fähigkeit des Thieres geringes,

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Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/290>, abgerufen am 25.04.2024.