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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
ihre Diameter verhalten: so würde sich ein Punct unter
dem Aequator des Jupiters zehenmahl geschwinder als
ein Punct unter dem Aequator der Erde bewegen müssen,
wenn sich beyde Planeten in gleicher Zeit um ihre Achse
herumdreheten. Da aber der Jupiter zu dieser Bewe-
gung beynahe nur den dritten Theil der Zeit braucht
welchen die Erde darzu nöthig hat, so müste die Geschwin-
digkeit in dem Jupiter, und also auch die Centrifugal-
kraft seiner Materie bey nahe dreysigmahl grösser, als die
Geschwindigkeit und Centrifugalkraft des Erdbodens seyn.
Kan aber hieraus wohl etwas anders, als eine sehr grosse
Abweichung von der kugelrunden Gestalt in den Jupiter
geschlossen werden?

§. 64.

Die Nebenplaneten drehen sich sehr langsam um ihre
Achse: denn sie verrichten dieses, wie wir an dem Mon-
de ganz deutlich sehen, gerade in der Zeit, da sie ihren el-
liptischen Lauf um den Hauptplaneten zu Ende bringen,
nur ein einziges mahl. Vermuthlich ist dieses die Ursa-
che warum sich die Flecken des Monds in einer sehr langen
Zeit nicht merklich verändern, da doch dergleichen Verän-
derung in den Hauptplaneten von den Sternkundigen viel-
fältig angemerkt wird. Denn diese Flecken sind, wenn wir
den Naturkündigern glauben wollen, nichts anders, als
Wasser, und es ist ganz begreiflich, wie dasselbige durch
eine allzustarke Centrifugalkraft aus seinen Ufern getrieben
werden könne.

§. 65.

In Ansehung des Satnrns habe ich einen Einfall,
von welchen ich nicht gewiß sagen kan, ob er sich vor dem
Richterstuhle der Weltweisen werde rechtfertigen lassen.
Ich setze zum voraus: daß es sehr wahrscheinlich sey, daß
sich der Saturn um seine Achse herum drehe. Denn ohn-

erach-

Geſchichte der Erde
ihre Diameter verhalten: ſo wuͤrde ſich ein Punct unter
dem Aequator des Jupiters zehenmahl geſchwinder als
ein Punct unter dem Aequator der Erde bewegen muͤſſen,
wenn ſich beyde Planeten in gleicher Zeit um ihre Achſe
herumdreheten. Da aber der Jupiter zu dieſer Bewe-
gung beynahe nur den dritten Theil der Zeit braucht
welchen die Erde darzu noͤthig hat, ſo muͤſte die Geſchwin-
digkeit in dem Jupiter, und alſo auch die Centrifugal-
kraft ſeiner Materie bey nahe dreyſigmahl groͤſſer, als die
Geſchwindigkeit und Centrifugalkraft des Erdbodens ſeyn.
Kan aber hieraus wohl etwas anders, als eine ſehr groſſe
Abweichung von der kugelrunden Geſtalt in den Jupiter
geſchloſſen werden?

§. 64.

Die Nebenplaneten drehen ſich ſehr langſam um ihre
Achſe: denn ſie verrichten dieſes, wie wir an dem Mon-
de ganz deutlich ſehen, gerade in der Zeit, da ſie ihren el-
liptiſchen Lauf um den Hauptplaneten zu Ende bringen,
nur ein einziges mahl. Vermuthlich iſt dieſes die Urſa-
che warum ſich die Flecken des Monds in einer ſehr langen
Zeit nicht merklich veraͤndern, da doch dergleichen Veraͤn-
derung in den Hauptplaneten von den Sternkundigen viel-
faͤltig angemerkt wird. Denn dieſe Flecken ſind, wenn wir
den Naturkuͤndigern glauben wollen, nichts anders, als
Waſſer, und es iſt ganz begreiflich, wie daſſelbige durch
eine allzuſtarke Centrifugalkraft aus ſeinen Ufern getrieben
werden koͤnne.

§. 65.

In Anſehung des Satnrns habe ich einen Einfall,
von welchen ich nicht gewiß ſagen kan, ob er ſich vor dem
Richterſtuhle der Weltweiſen werde rechtfertigen laſſen.
Ich ſetze zum voraus: daß es ſehr wahrſcheinlich ſey, daß
ſich der Saturn um ſeine Achſe herum drehe. Denn ohn-

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[118/0132] Geſchichte der Erde ihre Diameter verhalten: ſo wuͤrde ſich ein Punct unter dem Aequator des Jupiters zehenmahl geſchwinder als ein Punct unter dem Aequator der Erde bewegen muͤſſen, wenn ſich beyde Planeten in gleicher Zeit um ihre Achſe herumdreheten. Da aber der Jupiter zu dieſer Bewe- gung beynahe nur den dritten Theil der Zeit braucht welchen die Erde darzu noͤthig hat, ſo muͤſte die Geſchwin- digkeit in dem Jupiter, und alſo auch die Centrifugal- kraft ſeiner Materie bey nahe dreyſigmahl groͤſſer, als die Geſchwindigkeit und Centrifugalkraft des Erdbodens ſeyn. Kan aber hieraus wohl etwas anders, als eine ſehr groſſe Abweichung von der kugelrunden Geſtalt in den Jupiter geſchloſſen werden? §. 64. Die Nebenplaneten drehen ſich ſehr langſam um ihre Achſe: denn ſie verrichten dieſes, wie wir an dem Mon- de ganz deutlich ſehen, gerade in der Zeit, da ſie ihren el- liptiſchen Lauf um den Hauptplaneten zu Ende bringen, nur ein einziges mahl. Vermuthlich iſt dieſes die Urſa- che warum ſich die Flecken des Monds in einer ſehr langen Zeit nicht merklich veraͤndern, da doch dergleichen Veraͤn- derung in den Hauptplaneten von den Sternkundigen viel- faͤltig angemerkt wird. Denn dieſe Flecken ſind, wenn wir den Naturkuͤndigern glauben wollen, nichts anders, als Waſſer, und es iſt ganz begreiflich, wie daſſelbige durch eine allzuſtarke Centrifugalkraft aus ſeinen Ufern getrieben werden koͤnne. §. 65. In Anſehung des Satnrns habe ich einen Einfall, von welchen ich nicht gewiß ſagen kan, ob er ſich vor dem Richterſtuhle der Weltweiſen werde rechtfertigen laſſen. Ich ſetze zum voraus: daß es ſehr wahrſcheinlich ſey, daß ſich der Saturn um ſeine Achſe herum drehe. Denn ohn- erach-

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/132>, abgerufen am 28.03.2024.