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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
könnten uns in unsern Lande unbekannte Geschlechter
seyn, so will es nicht bestreiten, ich habe aber noch nie-
mals einen dergleichen nach den Leben gebildeten Fisch in
Kupfer gefunden, und doch glaube ich fast aller heutigen
Fische ihr Bildniß gesehen zu haben. Weil der obere
Theil des Schwanzes länger, als der untere, so kan er
auch eher Schaden nehmen, und also findet man welche,
so geknickt, als wenn man ein Ohr in ein Buch macht,
andere sind gedrehet wie ein Grasblatt, und noch andere
sind am Ende in die Höhe gebogen, welches ich niemals
an den untern Theil wahrgenommen.

§. 70.

Wie leichte könnte man auf die Gedanken gerathen,
daß diese Fische nicht sowohl von der Sündfluth, als viel-
mehr von der lange vorhergeschehenen allgemeinen Ueber-
schwemmung der Erden, dadurch sie aus einer kugelrun-
den in eine sphäroidischen Figur gebracht worden, gesche-
hen sey. Wäre dieses, so müsten damals ganz andere
Wasserthiere als jetzo in dem Meere gewesen seyn. Und
so liesse es sich auch leichte begreifen, warum man vielmehr
Muscheln und Fische, als Knochen der Thiere versteinert
antrift. Denn was hätten die Thiere auf der Erde ma-
chen sollen, da diese mehr ein flüßiger als fester Körper
zum wenigsten auf ihrer Oberfläche gewesen. Die Kno-
chen der Thiere aber, welche man noch in der Erde an-
trift, müssen mit den Muscheln und Fischen eben nicht
zu einer Zeit dahin gebracht worden seyn, sondern es kan
solches sowohl die Sündfluth, als andere Ueberschwem-
mungen verursacht haben. Dergleichen besondere Ueber-
schwemmungen scheinen in einen Planeten, welcher sich
um seine Achse herum drehet, dergleichen die Erde ist, fast
unvermeidlich zu seyn. Denn die Sternverständigen ha-
ben durch ihre Seheröhre eine Veränderung der Flecken
in der Venus den Mars und Jupiter angemerkt.

Wenn

Geſchichte der Erde
koͤnnten uns in unſern Lande unbekannte Geſchlechter
ſeyn, ſo will es nicht beſtreiten, ich habe aber noch nie-
mals einen dergleichen nach den Leben gebildeten Fiſch in
Kupfer gefunden, und doch glaube ich faſt aller heutigen
Fiſche ihr Bildniß geſehen zu haben. Weil der obere
Theil des Schwanzes laͤnger, als der untere, ſo kan er
auch eher Schaden nehmen, und alſo findet man welche,
ſo geknickt, als wenn man ein Ohr in ein Buch macht,
andere ſind gedrehet wie ein Grasblatt, und noch andere
ſind am Ende in die Hoͤhe gebogen, welches ich niemals
an den untern Theil wahrgenommen.

§. 70.

Wie leichte koͤnnte man auf die Gedanken gerathen,
daß dieſe Fiſche nicht ſowohl von der Suͤndfluth, als viel-
mehr von der lange vorhergeſchehenen allgemeinen Ueber-
ſchwemmung der Erden, dadurch ſie aus einer kugelrun-
den in eine ſphaͤroidiſchen Figur gebracht worden, geſche-
hen ſey. Waͤre dieſes, ſo muͤſten damals ganz andere
Waſſerthiere als jetzo in dem Meere geweſen ſeyn. Und
ſo lieſſe es ſich auch leichte begreifen, warum man vielmehr
Muſcheln und Fiſche, als Knochen der Thiere verſteinert
antrift. Denn was haͤtten die Thiere auf der Erde ma-
chen ſollen, da dieſe mehr ein fluͤßiger als feſter Koͤrper
zum wenigſten auf ihrer Oberflaͤche geweſen. Die Kno-
chen der Thiere aber, welche man noch in der Erde an-
trift, muͤſſen mit den Muſcheln und Fiſchen eben nicht
zu einer Zeit dahin gebracht worden ſeyn, ſondern es kan
ſolches ſowohl die Suͤndfluth, als andere Ueberſchwem-
mungen verurſacht haben. Dergleichen beſondere Ueber-
ſchwemmungen ſcheinen in einen Planeten, welcher ſich
um ſeine Achſe herum drehet, dergleichen die Erde iſt, faſt
unvermeidlich zu ſeyn. Denn die Sternverſtaͤndigen ha-
ben durch ihre Seheroͤhre eine Veraͤnderung der Flecken
in der Venus den Mars und Jupiter angemerkt.

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[132/0146] Geſchichte der Erde koͤnnten uns in unſern Lande unbekannte Geſchlechter ſeyn, ſo will es nicht beſtreiten, ich habe aber noch nie- mals einen dergleichen nach den Leben gebildeten Fiſch in Kupfer gefunden, und doch glaube ich faſt aller heutigen Fiſche ihr Bildniß geſehen zu haben. Weil der obere Theil des Schwanzes laͤnger, als der untere, ſo kan er auch eher Schaden nehmen, und alſo findet man welche, ſo geknickt, als wenn man ein Ohr in ein Buch macht, andere ſind gedrehet wie ein Grasblatt, und noch andere ſind am Ende in die Hoͤhe gebogen, welches ich niemals an den untern Theil wahrgenommen. §. 70. Wie leichte koͤnnte man auf die Gedanken gerathen, daß dieſe Fiſche nicht ſowohl von der Suͤndfluth, als viel- mehr von der lange vorhergeſchehenen allgemeinen Ueber- ſchwemmung der Erden, dadurch ſie aus einer kugelrun- den in eine ſphaͤroidiſchen Figur gebracht worden, geſche- hen ſey. Waͤre dieſes, ſo muͤſten damals ganz andere Waſſerthiere als jetzo in dem Meere geweſen ſeyn. Und ſo lieſſe es ſich auch leichte begreifen, warum man vielmehr Muſcheln und Fiſche, als Knochen der Thiere verſteinert antrift. Denn was haͤtten die Thiere auf der Erde ma- chen ſollen, da dieſe mehr ein fluͤßiger als feſter Koͤrper zum wenigſten auf ihrer Oberflaͤche geweſen. Die Kno- chen der Thiere aber, welche man noch in der Erde an- trift, muͤſſen mit den Muſcheln und Fiſchen eben nicht zu einer Zeit dahin gebracht worden ſeyn, ſondern es kan ſolches ſowohl die Suͤndfluth, als andere Ueberſchwem- mungen verurſacht haben. Dergleichen beſondere Ueber- ſchwemmungen ſcheinen in einen Planeten, welcher ſich um ſeine Achſe herum drehet, dergleichen die Erde iſt, faſt unvermeidlich zu ſeyn. Denn die Sternverſtaͤndigen ha- ben durch ihre Seheroͤhre eine Veraͤnderung der Flecken in der Venus den Mars und Jupiter angemerkt. Wenn

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/146>, abgerufen am 28.03.2024.