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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
Krachen, und Zerspalten der Felsen werde reden müssen.
Ich habe dieses zum andern Theile meiner Betrachtung
gemacht, vielleicht hätte es aber der erste seyn sollen.
Denn ich bilde mir ein, daß zwey Hauptveränderungen
mit der Erde vor sehr langen Zeiten vorgegangen sind.
Die eine hat das Wasser, und die andere das Feuer ver-
ursacht. Es ist sehr schwer mit völliger Gewißheit zu
bestimmen, welches die erste gewesen, und es hat hier ein
jeder die Freyheit in Ansehung der Zeit einer vor der an-
dern den Vorzug zu geben. Indessen machen es doch ei-
nige Umstände wahrscheinlich, daß sich die allgemeine Ue-
berschwemmung vor den allgemeinen Erdbeben zugetra-
gen habe, und eben darum haben wir jene zuerst und diese
zuletzt abgehandelt.

§. 71.

Die Naturkündiger versichern uns, daß es eine unbe-
schreiblich subtile Materie in der Welt gebe, durch deren
Bewegung Licht und Wärme hervorgebracht werde, und
diese Materie nennen sie das Feuer. Beyde Würkun-
gen sind so viel wir mit unsern Sinnen wahrnehmen kön-
nen, nicht allemal mit einander verbunden. Die von dem
Monde reflectirten Sonnenstrahlen geben Licht, aber keine
Wärme, und ein heisses Wasser hat Wärme, aber kein
Licht. Ich sage mit Fleis nach unserer Empfindung.
Denn es könnte vielleicht seyn, daß der Grad der Wärme
oder des Lichts so klein wäre, als daß er durch unsere Sin-
ne nicht wahrgenommen werden könnte. Einige Körper
geben ein Licht von sich wenn sie beynahe den höchsten
Grad der Wärme erlangt haben, dessen sie fähig sind,
und wenn dieses geschiehet, so sagt man, daß sie glüend
geworden sind. Ein glüendes Stäubgen, das ist ein sol-
cher kleiner Theil der Materie der den Augen nur als ein
Punct vorkömmt, ist ein Funke, und sehr viele Fun-
ken,
wenn sie einander sehr nahe sind, bringen eine

Flam-

Geſchichte der Erde
Krachen, und Zerſpalten der Felſen werde reden muͤſſen.
Ich habe dieſes zum andern Theile meiner Betrachtung
gemacht, vielleicht haͤtte es aber der erſte ſeyn ſollen.
Denn ich bilde mir ein, daß zwey Hauptveraͤnderungen
mit der Erde vor ſehr langen Zeiten vorgegangen ſind.
Die eine hat das Waſſer, und die andere das Feuer ver-
urſacht. Es iſt ſehr ſchwer mit voͤlliger Gewißheit zu
beſtimmen, welches die erſte geweſen, und es hat hier ein
jeder die Freyheit in Anſehung der Zeit einer vor der an-
dern den Vorzug zu geben. Indeſſen machen es doch ei-
nige Umſtaͤnde wahrſcheinlich, daß ſich die allgemeine Ue-
berſchwemmung vor den allgemeinen Erdbeben zugetra-
gen habe, und eben darum haben wir jene zuerſt und dieſe
zuletzt abgehandelt.

§. 71.

Die Naturkuͤndiger verſichern uns, daß es eine unbe-
ſchreiblich ſubtile Materie in der Welt gebe, durch deren
Bewegung Licht und Waͤrme hervorgebracht werde, und
dieſe Materie nennen ſie das Feuer. Beyde Wuͤrkun-
gen ſind ſo viel wir mit unſern Sinnen wahrnehmen koͤn-
nen, nicht allemal mit einander verbunden. Die von dem
Monde reflectirten Sonnenſtrahlen geben Licht, aber keine
Waͤrme, und ein heiſſes Waſſer hat Waͤrme, aber kein
Licht. Ich ſage mit Fleis nach unſerer Empfindung.
Denn es koͤnnte vielleicht ſeyn, daß der Grad der Waͤrme
oder des Lichts ſo klein waͤre, als daß er durch unſere Sin-
ne nicht wahrgenommen werden koͤnnte. Einige Koͤrper
geben ein Licht von ſich wenn ſie beynahe den hoͤchſten
Grad der Waͤrme erlangt haben, deſſen ſie faͤhig ſind,
und wenn dieſes geſchiehet, ſo ſagt man, daß ſie gluͤend
geworden ſind. Ein gluͤendes Staͤubgen, das iſt ein ſol-
cher kleiner Theil der Materie der den Augen nur als ein
Punct vorkoͤmmt, iſt ein Funke, und ſehr viele Fun-
ken,
wenn ſie einander ſehr nahe ſind, bringen eine

Flam-
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[136/0150] Geſchichte der Erde Krachen, und Zerſpalten der Felſen werde reden muͤſſen. Ich habe dieſes zum andern Theile meiner Betrachtung gemacht, vielleicht haͤtte es aber der erſte ſeyn ſollen. Denn ich bilde mir ein, daß zwey Hauptveraͤnderungen mit der Erde vor ſehr langen Zeiten vorgegangen ſind. Die eine hat das Waſſer, und die andere das Feuer ver- urſacht. Es iſt ſehr ſchwer mit voͤlliger Gewißheit zu beſtimmen, welches die erſte geweſen, und es hat hier ein jeder die Freyheit in Anſehung der Zeit einer vor der an- dern den Vorzug zu geben. Indeſſen machen es doch ei- nige Umſtaͤnde wahrſcheinlich, daß ſich die allgemeine Ue- berſchwemmung vor den allgemeinen Erdbeben zugetra- gen habe, und eben darum haben wir jene zuerſt und dieſe zuletzt abgehandelt. §. 71. Die Naturkuͤndiger verſichern uns, daß es eine unbe- ſchreiblich ſubtile Materie in der Welt gebe, durch deren Bewegung Licht und Waͤrme hervorgebracht werde, und dieſe Materie nennen ſie das Feuer. Beyde Wuͤrkun- gen ſind ſo viel wir mit unſern Sinnen wahrnehmen koͤn- nen, nicht allemal mit einander verbunden. Die von dem Monde reflectirten Sonnenſtrahlen geben Licht, aber keine Waͤrme, und ein heiſſes Waſſer hat Waͤrme, aber kein Licht. Ich ſage mit Fleis nach unſerer Empfindung. Denn es koͤnnte vielleicht ſeyn, daß der Grad der Waͤrme oder des Lichts ſo klein waͤre, als daß er durch unſere Sin- ne nicht wahrgenommen werden koͤnnte. Einige Koͤrper geben ein Licht von ſich wenn ſie beynahe den hoͤchſten Grad der Waͤrme erlangt haben, deſſen ſie faͤhig ſind, und wenn dieſes geſchiehet, ſo ſagt man, daß ſie gluͤend geworden ſind. Ein gluͤendes Staͤubgen, das iſt ein ſol- cher kleiner Theil der Materie der den Augen nur als ein Punct vorkoͤmmt, iſt ein Funke, und ſehr viele Fun- ken, wenn ſie einander ſehr nahe ſind, bringen eine Flam-

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/150>, abgerufen am 25.04.2024.