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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
sche gesotten, und in den Sumpf begraben worden
sind, woraus hernach der Schiefer entstanden.
Auf dieses Erdbeben ist noch ein anderes gefol-
get, welches nicht nur die Schiefern zerrissen,
sondern zugleich ganze Felsen zerspaltet und der-
gestalt zertrümmert hat, daß ein grosser Theil da-
von in Sandkörner zermalmet worden. So we-
nig wie ich zweifele, daß jemand, welcher das vor-
hergehende mit Bedacht gelesen hat, diese drey
Hauptveränderungen leugnen wird; so sehr ist es
zu beklagen, daß man die Zeit nicht bestimmen
kan, da sie sich zugetragen haben. Ich bin nicht
geschickt dergleichen chronologische Untersuchun-
gen anzustellen, ich zweifele auch, daß sie von je-
manden mit einigen Grunde der Wahrscheinlich-
keit werden zu Stande gebracht werden können.

§. 92.

Dieses sind also meine Gedanken von denen Verände-
rungen, welche sich mit der Erde zugetragen haben. Ich
hoffe, man wird so bescheiden seyn, und mich in den ge-
ruhigen Besitze derselbigen lassen, da ich meine Meinun-
gen niemanden aufdringe, sondern zufrieden bin, man mag
davon halten, was einem beliebt. Sollte sich aber ja je-
mand vorstellen, daß er nothwendig gegen mich zu Fel-
de ziehen müste; so würde dadurch weiter nichts erhalten,
als daß ich alle Schuld auf den Buchdrucker schieben, und
behaupten würde, daß von der ersten Seite an bis an das
Ende alles ausgestrichen werden müßte. Die kurze Zeit,
welche wir in der Welt leben, ist viel zu edel, als daß man
sie mit unnöthigen Streitigkeiten über Dinge zubringen
sollte, welche mit keiner völligen Gewißheit ausgemacht
werden können, und deren Erkänntniß zu der Beförde-
rung der menschlichen Glückseligkeit so wenig beyträgt.
Ja jedermann weiß aus der Erfahrung: daß das allge-

meine

Geſchichte der Erde
ſche geſotten, und in den Sumpf begraben worden
ſind, woraus hernach der Schiefer entſtanden.
Auf dieſes Erdbeben iſt noch ein anderes gefol-
get, welches nicht nur die Schiefern zerriſſen,
ſondern zugleich ganze Felſen zerſpaltet und der-
geſtalt zertruͤmmert hat, daß ein groſſer Theil da-
von in Sandkoͤrner zermalmet worden. So we-
nig wie ich zweifele, daß jemand, welcher das vor-
hergehende mit Bedacht geleſen hat, dieſe drey
Hauptveraͤnderungen leugnen wird; ſo ſehr iſt es
zu beklagen, daß man die Zeit nicht beſtimmen
kan, da ſie ſich zugetragen haben. Ich bin nicht
geſchickt dergleichen chronologiſche Unterſuchun-
gen anzuſtellen, ich zweifele auch, daß ſie von je-
manden mit einigen Grunde der Wahrſcheinlich-
keit werden zu Stande gebracht werden koͤnnen.

§. 92.

Dieſes ſind alſo meine Gedanken von denen Veraͤnde-
rungen, welche ſich mit der Erde zugetragen haben. Ich
hoffe, man wird ſo beſcheiden ſeyn, und mich in den ge-
ruhigen Beſitze derſelbigen laſſen, da ich meine Meinun-
gen niemanden aufdringe, ſondern zufrieden bin, man mag
davon halten, was einem beliebt. Sollte ſich aber ja je-
mand vorſtellen, daß er nothwendig gegen mich zu Fel-
de ziehen muͤſte; ſo wuͤrde dadurch weiter nichts erhalten,
als daß ich alle Schuld auf den Buchdrucker ſchieben, und
behaupten wuͤrde, daß von der erſten Seite an bis an das
Ende alles ausgeſtrichen werden muͤßte. Die kurze Zeit,
welche wir in der Welt leben, iſt viel zu edel, als daß man
ſie mit unnoͤthigen Streitigkeiten uͤber Dinge zubringen
ſollte, welche mit keiner voͤlligen Gewißheit ausgemacht
werden koͤnnen, und deren Erkaͤnntniß zu der Befoͤrde-
rung der menſchlichen Gluͤckſeligkeit ſo wenig beytraͤgt.
Ja jedermann weiß aus der Erfahrung: daß das allge-

meine
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[166/0180] Geſchichte der Erde ſche geſotten, und in den Sumpf begraben worden ſind, woraus hernach der Schiefer entſtanden. Auf dieſes Erdbeben iſt noch ein anderes gefol- get, welches nicht nur die Schiefern zerriſſen, ſondern zugleich ganze Felſen zerſpaltet und der- geſtalt zertruͤmmert hat, daß ein groſſer Theil da- von in Sandkoͤrner zermalmet worden. So we- nig wie ich zweifele, daß jemand, welcher das vor- hergehende mit Bedacht geleſen hat, dieſe drey Hauptveraͤnderungen leugnen wird; ſo ſehr iſt es zu beklagen, daß man die Zeit nicht beſtimmen kan, da ſie ſich zugetragen haben. Ich bin nicht geſchickt dergleichen chronologiſche Unterſuchun- gen anzuſtellen, ich zweifele auch, daß ſie von je- manden mit einigen Grunde der Wahrſcheinlich- keit werden zu Stande gebracht werden koͤnnen. §. 92. Dieſes ſind alſo meine Gedanken von denen Veraͤnde- rungen, welche ſich mit der Erde zugetragen haben. Ich hoffe, man wird ſo beſcheiden ſeyn, und mich in den ge- ruhigen Beſitze derſelbigen laſſen, da ich meine Meinun- gen niemanden aufdringe, ſondern zufrieden bin, man mag davon halten, was einem beliebt. Sollte ſich aber ja je- mand vorſtellen, daß er nothwendig gegen mich zu Fel- de ziehen muͤſte; ſo wuͤrde dadurch weiter nichts erhalten, als daß ich alle Schuld auf den Buchdrucker ſchieben, und behaupten wuͤrde, daß von der erſten Seite an bis an das Ende alles ausgeſtrichen werden muͤßte. Die kurze Zeit, welche wir in der Welt leben, iſt viel zu edel, als daß man ſie mit unnoͤthigen Streitigkeiten uͤber Dinge zubringen ſollte, welche mit keiner voͤlligen Gewißheit ausgemacht werden koͤnnen, und deren Erkaͤnntniß zu der Befoͤrde- rung der menſchlichen Gluͤckſeligkeit ſo wenig beytraͤgt. Ja jedermann weiß aus der Erfahrung: daß das allge- meine

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/180>, abgerufen am 24.04.2024.