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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
kleine Behältnis meines Kopfes zu setzen, darinnen die
Sachen stehen, die ich vor ausgemacht halte.

§. 31.

Newton hat sich die Mühe genommen uns die Bahn
des Cometens zu beschreiben, welcher im Jahr 1680. er-
schienen ist, er hat gefunden, daß er sich in einer langen
und schmalen elliptischen Linie um die Sonne bewegt,
welche sich in dem einen Brennpuncte seiner elliptischen
Bahn befindet. Hieraus hat er geschlossen, daß er zum
wenigsten 2000 mal heisser als ein glüendes Eisen gewor-
den seyn müsse, da er sich der Sonne genähert. Denn
er gieng so nahe bey der Sonne vorbey, daß sich seine Ent-
fernung von derselben zu der Entfernung der Erde von der
Sonne verhielt, wie 6 zu 1000. Da nun die Wärme
der Sonnenstrahlen mit ihrer Dichtigkeit und diese mit dem
Quadrate der Entfernung von der Sonne abnimmt: so
hat sich die Hitze des Cometens zu der Sonnen Wärme
auf dem Erdboden verhalten müssen wie 1000000 zu 36.
das ist, wenn man beyderseits mit 36 dividirt, wie 28000
zu 1. Aus der Erfahrung war ihm bekannt, daß sieden-
des Wasser dreymal heisser sey, als die Erde wenn sie des
Sommers von der Sonne erwärmet worden ist, er hatte
ferner gefunden, daß ein glüendes Eisen viermal heisser
als das Wasser, und also zwölfmal heisser sey, als die Er-
de in Sommer zu werden pflegt, man darf also nur mit
12 in 28000 dividiren, so wird man finden, daß der Co-
mete
damals zum wenigstens 2000 mal heisser, als ein
glüendes Eisen geworden sey. Man kan diese Schlüsse
noch weiter treiben, und daraus finden, wie lange ein sol-
cher Comet Zeit brauchet, um völlig wieder kalt zu wer-
den. Denn die Zeiten der Erkältungen verhalten sich wie
die Diameter; und eine glüende eiserne Kugel, die im Dia-
meter 1 Zoll hat, wird nicht völlig in einer Stunde kalt,
derowegen würde eine glüende eiserne Kugel, welche so

groß
D 4

in den alleraͤlteſten Zeiten.
kleine Behaͤltnis meines Kopfes zu ſetzen, darinnen die
Sachen ſtehen, die ich vor ausgemacht halte.

§. 31.

Newton hat ſich die Muͤhe genommen uns die Bahn
des Cometens zu beſchreiben, welcher im Jahr 1680. er-
ſchienen iſt, er hat gefunden, daß er ſich in einer langen
und ſchmalen elliptiſchen Linie um die Sonne bewegt,
welche ſich in dem einen Brennpuncte ſeiner elliptiſchen
Bahn befindet. Hieraus hat er geſchloſſen, daß er zum
wenigſten 2000 mal heiſſer als ein gluͤendes Eiſen gewor-
den ſeyn muͤſſe, da er ſich der Sonne genaͤhert. Denn
er gieng ſo nahe bey der Sonne vorbey, daß ſich ſeine Ent-
fernung von derſelben zu der Entfernung der Erde von der
Sonne verhielt, wie 6 zu 1000. Da nun die Waͤrme
der Sonnenſtrahlen mit ihrer Dichtigkeit und dieſe mit dem
Quadrate der Entfernung von der Sonne abnimmt: ſo
hat ſich die Hitze des Cometens zu der Sonnen Waͤrme
auf dem Erdboden verhalten muͤſſen wie 1000000 zu 36.
das iſt, wenn man beyderſeits mit 36 dividirt, wie 28000
zu 1. Aus der Erfahrung war ihm bekannt, daß ſieden-
des Waſſer dreymal heiſſer ſey, als die Erde wenn ſie des
Sommers von der Sonne erwaͤrmet worden iſt, er hatte
ferner gefunden, daß ein gluͤendes Eiſen viermal heiſſer
als das Waſſer, und alſo zwoͤlfmal heiſſer ſey, als die Er-
de in Sommer zu werden pflegt, man darf alſo nur mit
12 in 28000 dividiren, ſo wird man finden, daß der Co-
mete
damals zum wenigſtens 2000 mal heiſſer, als ein
gluͤendes Eiſen geworden ſey. Man kan dieſe Schluͤſſe
noch weiter treiben, und daraus finden, wie lange ein ſol-
cher Comet Zeit brauchet, um voͤllig wieder kalt zu wer-
den. Denn die Zeiten der Erkaͤltungen verhalten ſich wie
die Diameter; und eine gluͤende eiſerne Kugel, die im Dia-
meter 1 Zoll hat, wird nicht voͤllig in einer Stunde kalt,
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groß
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[55/0069] in den alleraͤlteſten Zeiten. kleine Behaͤltnis meines Kopfes zu ſetzen, darinnen die Sachen ſtehen, die ich vor ausgemacht halte. §. 31. Newton hat ſich die Muͤhe genommen uns die Bahn des Cometens zu beſchreiben, welcher im Jahr 1680. er- ſchienen iſt, er hat gefunden, daß er ſich in einer langen und ſchmalen elliptiſchen Linie um die Sonne bewegt, welche ſich in dem einen Brennpuncte ſeiner elliptiſchen Bahn befindet. Hieraus hat er geſchloſſen, daß er zum wenigſten 2000 mal heiſſer als ein gluͤendes Eiſen gewor- den ſeyn muͤſſe, da er ſich der Sonne genaͤhert. Denn er gieng ſo nahe bey der Sonne vorbey, daß ſich ſeine Ent- fernung von derſelben zu der Entfernung der Erde von der Sonne verhielt, wie 6 zu 1000. Da nun die Waͤrme der Sonnenſtrahlen mit ihrer Dichtigkeit und dieſe mit dem Quadrate der Entfernung von der Sonne abnimmt: ſo hat ſich die Hitze des Cometens zu der Sonnen Waͤrme auf dem Erdboden verhalten muͤſſen wie 1000000 zu 36. das iſt, wenn man beyderſeits mit 36 dividirt, wie 28000 zu 1. Aus der Erfahrung war ihm bekannt, daß ſieden- des Waſſer dreymal heiſſer ſey, als die Erde wenn ſie des Sommers von der Sonne erwaͤrmet worden iſt, er hatte ferner gefunden, daß ein gluͤendes Eiſen viermal heiſſer als das Waſſer, und alſo zwoͤlfmal heiſſer ſey, als die Er- de in Sommer zu werden pflegt, man darf alſo nur mit 12 in 28000 dividiren, ſo wird man finden, daß der Co- mete damals zum wenigſtens 2000 mal heiſſer, als ein gluͤendes Eiſen geworden ſey. Man kan dieſe Schluͤſſe noch weiter treiben, und daraus finden, wie lange ein ſol- cher Comet Zeit brauchet, um voͤllig wieder kalt zu wer- den. Denn die Zeiten der Erkaͤltungen verhalten ſich wie die Diameter; und eine gluͤende eiſerne Kugel, die im Dia- meter 1 Zoll hat, wird nicht voͤllig in einer Stunde kalt, derowegen wuͤrde eine gluͤende eiſerne Kugel, welche ſo groß D 4

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/69>, abgerufen am 25.04.2024.