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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
und der angeführten Rechnung zufolge kann der Comete,
welcher 1680. erschienen ist, seine Hitze währender Zeit
seines Umlaufs unmöglich verlieren, denn man hat aus
seiner Bewegung geschlossen, daß er seinen Lauf um die
Sonne erst nach 575 und 1/2 Jahr zu Ende bringet.

§. 32.

Man will so gar in der Historie Beweisthümer von
diesen periodischen Umlauffe gedachten Cometens antref-
fen. Denn wenn wir 575. Jahre von dem 1681sten Jahre
abziehen, so kömmt das Jahr 1106 heraus, in welchen
bey dem Todte des Kaysers Heinrichs des IV. von allen
Geschichtschreibern von eines entsetzlichen Cometen Er-
scheinung gemeldet wird. Weiter zurücke findet man im
Jahr 531. oder 532. zu Kaysers Justiniani Zeiten, und
noch 5751/2 Jahre zurück, gleich nach Julius Cäsars Todte
eben das aufgezeichnet. Jn der Sache selbst liegt keine
Unmöglichkeit, ob man gleich daraus nicht den Schluß zu
machen hat, daß deswegen alle Cometen einen periodi-
schen Umgang um die Sonne und eine elliptische Laufbahn
haben müsten: denn eine alzusehr geschobene elliptische Li-
nie wird in einen andern Kegelschnitt, das ist entweder
in eine Hyperbel oder Parabel verwandelt, und man
sieht wohl, daß alsdenn die Sonne nicht die Kraft habe,
die Bahn eines so sehr weit von ihr entfernten Körpers
wieder dergestalt zu beugen, daß er gegen sie zurücke keh-
ren, und eine in sich selbst zurücklauffende Linie beschrei-
ben könne. Die Rechnungen der grösten Mathematicker
stimmen damit überein, und man sieht daraus, daß uns
nicht alle Cometen so treu sind, wie der, der uns im Jahr
1680 erschienen ist, sondern daß es unter ihnen einige
giebt, welche sich weigern denen Befehlen der Sonne fer-
ner zu gehorchen und aus unsern Sonnengebäude davon
lauffen, von diesen müssen wir also auf ewig Abschied neh-
men und bekommen sie nimmermehr wieder zu sehen, sie

selbst
D 5

in den alleraͤlteſten Zeiten.
und der angefuͤhrten Rechnung zufolge kann der Comete,
welcher 1680. erſchienen iſt, ſeine Hitze waͤhrender Zeit
ſeines Umlaufs unmoͤglich verlieren, denn man hat aus
ſeiner Bewegung geſchloſſen, daß er ſeinen Lauf um die
Sonne erſt nach 575 und ½ Jahr zu Ende bringet.

§. 32.

Man will ſo gar in der Hiſtorie Beweisthuͤmer von
dieſen periodiſchen Umlauffe gedachten Cometens antref-
fen. Denn wenn wir 575. Jahre von dem 1681ſten Jahre
abziehen, ſo koͤmmt das Jahr 1106 heraus, in welchen
bey dem Todte des Kayſers Heinrichs des IV. von allen
Geſchichtſchreibern von eines entſetzlichen Cometen Er-
ſcheinung gemeldet wird. Weiter zuruͤcke findet man im
Jahr 531. oder 532. zu Kayſers Juſtiniani Zeiten, und
noch 575½ Jahre zuruͤck, gleich nach Julius Caͤſars Todte
eben das aufgezeichnet. Jn der Sache ſelbſt liegt keine
Unmoͤglichkeit, ob man gleich daraus nicht den Schluß zu
machen hat, daß deswegen alle Cometen einen periodi-
ſchen Umgang um die Sonne und eine elliptiſche Laufbahn
haben muͤſten: denn eine alzuſehr geſchobene elliptiſche Li-
nie wird in einen andern Kegelſchnitt, das iſt entweder
in eine Hyperbel oder Parabel verwandelt, und man
ſieht wohl, daß alsdenn die Sonne nicht die Kraft habe,
die Bahn eines ſo ſehr weit von ihr entfernten Koͤrpers
wieder dergeſtalt zu beugen, daß er gegen ſie zuruͤcke keh-
ren, und eine in ſich ſelbſt zuruͤcklauffende Linie beſchrei-
ben koͤnne. Die Rechnungen der groͤſten Mathematicker
ſtimmen damit uͤberein, und man ſieht daraus, daß uns
nicht alle Cometen ſo treu ſind, wie der, der uns im Jahr
1680 erſchienen iſt, ſondern daß es unter ihnen einige
giebt, welche ſich weigern denen Befehlen der Sonne fer-
ner zu gehorchen und aus unſern Sonnengebaͤude davon
lauffen, von dieſen muͤſſen wir alſo auf ewig Abſchied neh-
men und bekommen ſie nimmermehr wieder zu ſehen, ſie

ſelbſt
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[57/0071] in den alleraͤlteſten Zeiten. und der angefuͤhrten Rechnung zufolge kann der Comete, welcher 1680. erſchienen iſt, ſeine Hitze waͤhrender Zeit ſeines Umlaufs unmoͤglich verlieren, denn man hat aus ſeiner Bewegung geſchloſſen, daß er ſeinen Lauf um die Sonne erſt nach 575 und ½ Jahr zu Ende bringet. §. 32. Man will ſo gar in der Hiſtorie Beweisthuͤmer von dieſen periodiſchen Umlauffe gedachten Cometens antref- fen. Denn wenn wir 575. Jahre von dem 1681ſten Jahre abziehen, ſo koͤmmt das Jahr 1106 heraus, in welchen bey dem Todte des Kayſers Heinrichs des IV. von allen Geſchichtſchreibern von eines entſetzlichen Cometen Er- ſcheinung gemeldet wird. Weiter zuruͤcke findet man im Jahr 531. oder 532. zu Kayſers Juſtiniani Zeiten, und noch 575½ Jahre zuruͤck, gleich nach Julius Caͤſars Todte eben das aufgezeichnet. Jn der Sache ſelbſt liegt keine Unmoͤglichkeit, ob man gleich daraus nicht den Schluß zu machen hat, daß deswegen alle Cometen einen periodi- ſchen Umgang um die Sonne und eine elliptiſche Laufbahn haben muͤſten: denn eine alzuſehr geſchobene elliptiſche Li- nie wird in einen andern Kegelſchnitt, das iſt entweder in eine Hyperbel oder Parabel verwandelt, und man ſieht wohl, daß alsdenn die Sonne nicht die Kraft habe, die Bahn eines ſo ſehr weit von ihr entfernten Koͤrpers wieder dergeſtalt zu beugen, daß er gegen ſie zuruͤcke keh- ren, und eine in ſich ſelbſt zuruͤcklauffende Linie beſchrei- ben koͤnne. Die Rechnungen der groͤſten Mathematicker ſtimmen damit uͤberein, und man ſieht daraus, daß uns nicht alle Cometen ſo treu ſind, wie der, der uns im Jahr 1680 erſchienen iſt, ſondern daß es unter ihnen einige giebt, welche ſich weigern denen Befehlen der Sonne fer- ner zu gehorchen und aus unſern Sonnengebaͤude davon lauffen, von dieſen muͤſſen wir alſo auf ewig Abſchied neh- men und bekommen ſie nimmermehr wieder zu ſehen, ſie ſelbſt D 5

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/71>, abgerufen am 29.03.2024.