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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
ein schneeweisser Körper liegen, und dieses allemal, bis
das Eisen völlig verschwand. Was nun dieses weisse Ue-
berbleibsel sey, kan nicht sagen, indem es noch nicht pro-
biret. Mit Laugensalz schlug sich von der obern Schiefer
eine dunkelgelbe, von der untern Schiefer eine hellere,
und von den Fisch eine ganz weisse Erde nieder. Auch
durch das Schmelzen unterscheiden sich diese drey Stück,
und der Fisch gibt wie andere Thiere ein weisses Glas.
Dieses bestärkt mich nicht allein in meiner Meinung, daß
diese Fische lebendige Geschöpfe, sondern auch daß das
ganze Flötz ein bloses Wasser gewesen, welches, da es
durch die Gähr und Fäulung unterschiedene Salze erzeu-
get, sich, nachdem das Salz geartet gewesen, nach und
nach in zarte Lagen gesetzet, und das leichte und flüchtige,
wie aus dem Geruch der Kammschale zu urtheilen,
oben aufgeblieben.

§. 45.

Gleichwie nun hieraus erhellet, daß diese versteiner-
ten Fische, in Ansehung ihres Ursprungs, in das Thier-
reich gehören, so ist solches noch insonderheit daraus
klar, daß man an ihnen noch die Crystallinische Feuch-
tigkeit (lentem crystallinam) welche bey den Fischen ku-
gelrund ist, unter eben der Gestalt, an eben dem Orte,
wo das Auge ist, antrift. Ferner, so befinden sich sowol
an der Rücken Flosfeder, als gegen den Schwanz, ge-
wisse pyramidalische und myrtenfärbige Musceln, welche
sich zeigen, wenn man das Fleisch von dergleichen
versteinerten Fischen abkratzt. Und gleichwie dar-
aus erhellt, daß man die versteinerten Fische anato-
miren könne, so ist dieses zugleich ein klarer und deutlicher
Beweiß, daß es ehemals wahrhaftige Fische gewesen.
Ich sage mit Fleiß, wenn man das Fleisch wegkratzet:
weil ich davor halte, daß sich die Naturkündiger gar sehr

betrü-

Geſchichte der Erde
ein ſchneeweiſſer Koͤrper liegen, und dieſes allemal, bis
das Eiſen voͤllig verſchwand. Was nun dieſes weiſſe Ue-
berbleibſel ſey, kan nicht ſagen, indem es noch nicht pro-
biret. Mit Laugenſalz ſchlug ſich von der obern Schiefer
eine dunkelgelbe, von der untern Schiefer eine hellere,
und von den Fiſch eine ganz weiſſe Erde nieder. Auch
durch das Schmelzen unterſcheiden ſich dieſe drey Stuͤck,
und der Fiſch gibt wie andere Thiere ein weiſſes Glas.
Dieſes beſtaͤrkt mich nicht allein in meiner Meinung, daß
dieſe Fiſche lebendige Geſchoͤpfe, ſondern auch daß das
ganze Floͤtz ein bloſes Waſſer geweſen, welches, da es
durch die Gaͤhr und Faͤulung unterſchiedene Salze erzeu-
get, ſich, nachdem das Salz geartet geweſen, nach und
nach in zarte Lagen geſetzet, und das leichte und fluͤchtige,
wie aus dem Geruch der Kammſchale zu urtheilen,
oben aufgeblieben.

§. 45.

Gleichwie nun hieraus erhellet, daß dieſe verſteiner-
ten Fiſche, in Anſehung ihres Urſprungs, in das Thier-
reich gehoͤren, ſo iſt ſolches noch inſonderheit daraus
klar, daß man an ihnen noch die Cryſtalliniſche Feuch-
tigkeit (lentem cryſtallinam) welche bey den Fiſchen ku-
gelrund iſt, unter eben der Geſtalt, an eben dem Orte,
wo das Auge iſt, antrift. Ferner, ſo befinden ſich ſowol
an der Ruͤcken Flosfeder, als gegen den Schwanz, ge-
wiſſe pyramidaliſche und myrtenfaͤrbige Muſceln, welche
ſich zeigen, wenn man das Fleiſch von dergleichen
verſteinerten Fiſchen abkratzt. Und gleichwie dar-
aus erhellt, daß man die verſteinerten Fiſche anato-
miren koͤnne, ſo iſt dieſes zugleich ein klarer und deutlicher
Beweiß, daß es ehemals wahrhaftige Fiſche geweſen.
Ich ſage mit Fleiß, wenn man das Fleiſch wegkratzet:
weil ich davor halte, daß ſich die Naturkuͤndiger gar ſehr

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[82/0096] Geſchichte der Erde ein ſchneeweiſſer Koͤrper liegen, und dieſes allemal, bis das Eiſen voͤllig verſchwand. Was nun dieſes weiſſe Ue- berbleibſel ſey, kan nicht ſagen, indem es noch nicht pro- biret. Mit Laugenſalz ſchlug ſich von der obern Schiefer eine dunkelgelbe, von der untern Schiefer eine hellere, und von den Fiſch eine ganz weiſſe Erde nieder. Auch durch das Schmelzen unterſcheiden ſich dieſe drey Stuͤck, und der Fiſch gibt wie andere Thiere ein weiſſes Glas. Dieſes beſtaͤrkt mich nicht allein in meiner Meinung, daß dieſe Fiſche lebendige Geſchoͤpfe, ſondern auch daß das ganze Floͤtz ein bloſes Waſſer geweſen, welches, da es durch die Gaͤhr und Faͤulung unterſchiedene Salze erzeu- get, ſich, nachdem das Salz geartet geweſen, nach und nach in zarte Lagen geſetzet, und das leichte und fluͤchtige, wie aus dem Geruch der Kammſchale zu urtheilen, oben aufgeblieben. §. 45. Gleichwie nun hieraus erhellet, daß dieſe verſteiner- ten Fiſche, in Anſehung ihres Urſprungs, in das Thier- reich gehoͤren, ſo iſt ſolches noch inſonderheit daraus klar, daß man an ihnen noch die Cryſtalliniſche Feuch- tigkeit (lentem cryſtallinam) welche bey den Fiſchen ku- gelrund iſt, unter eben der Geſtalt, an eben dem Orte, wo das Auge iſt, antrift. Ferner, ſo befinden ſich ſowol an der Ruͤcken Flosfeder, als gegen den Schwanz, ge- wiſſe pyramidaliſche und myrtenfaͤrbige Muſceln, welche ſich zeigen, wenn man das Fleiſch von dergleichen verſteinerten Fiſchen abkratzt. Und gleichwie dar- aus erhellt, daß man die verſteinerten Fiſche anato- miren koͤnne, ſo iſt dieſes zugleich ein klarer und deutlicher Beweiß, daß es ehemals wahrhaftige Fiſche geweſen. Ich ſage mit Fleiß, wenn man das Fleiſch wegkratzet: weil ich davor halte, daß ſich die Naturkuͤndiger gar ſehr betruͤ-

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/96>, abgerufen am 25.04.2024.