Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Glasmacher-Kunst.
sondern auch solche noch weit übertreffe/ welches denn niemand/ als der es
gesehen/ gläuben würde.

Die schöne/ mannigfaltige und spielende Zierlichkeit der Farben/
welche in dem Calcedonier (so die Materia wohl praepariret/ und das Glas
recht ausgearbeitet worden) erscheinen/ auch die effectus, so von diesen
Stein kommen/ übertreffen alle menschliche Einbildungen/ und Gedan-
cken.

Aus diesem 3. von mir beschriebenen Manieren/ wird Zweiffels ohne
erhellen/ wie hoch es die Glasmacher-Kunst in diesem Stück bringen könte:
Denn ich beschreibe alles so genau/ und beweise es so eigentlich/ daß es die
erfahrnen und geübten Künstler sonder Zweifel verstehen werden/ auch
niemand/ es sey denn/ daß es freywillig und wissentlich geschähe/ irren
kan. Wird nun jemand nach dem/ wie ichs vorgeschrieben/ arbeiten/ so wird
er mehr sehen und befinden/ als ich eröffnet und beschrieben habe.

Das 38. Capitel.

Ein Aqvafort oder Scheid Wasser/ welches das Silber und
den
Mercurium aufflöset/ mit einen besondern und
geheimen Handgriff zu machen.

NJmm des gereinigten Salpeters 1. Theil/ Aluminis Rochae, (von dem
in einer Schale alle wässerichte Feuchtigkeit abgedämpffet) 3. Theil;
alsdenn wird zu jeden Pfund dieser vermischten Materie/ 2. Loth des
Crystallinischen Arsenici genommen; dieses ist ein geheimer/ und ins ge-
mein unbekannter Handgriff: Denn der Arsenicum machet nicht allein
das Wasser stärcker/ sondern hülfft auch zu besserer Außziehung der Spiri-
tuum,
in welchen der Kern und die stärckste Krafft des Aqvae fortis stecket:
denn wenn gedachte Spiritus dem Siedwasser benommen werden/ so ist
es dem gemeinen Wasser nicht ungleich.

Obgedachte Species nun soll man alle miteinander zu Pulver ma-
chen/ wohl untereinander mischen/ und den 16. Theil wolgepülverten
Kalches darunter rühren.

Von dieser Materia füllet man eine wohlbeschlagene Retorten 3.
Theil damit voll; jedoch müssen die Retorten/ wie gedacht/ mit einem
starcken luto wohl beschlagen werden/ welches/ wiewohl es ein gemeines
Ding/ und dem Arbeiter überlassen wird/ so wollen wir nichts destowe-
niger einen sonderbahren Lutum hierbeysetzen.

Nimm 1. Theil fetten Wasserleimen/ oder Letten wie er im fluß Arno befun-

den

Von der Glasmacher-Kunſt.
ſondeꝛn auch ſolche noch weit uͤbertreffe/ welches denn niemand/ als der es
geſehen/ glaͤuben wuͤrde.

Die ſchoͤne/ mannigfaltige und ſpielende Zierlichkeit der Farben/
welche in dem Calcedonier (ſo die Mateꝛia wohl præpariret/ und das Glas
recht ausgearbeitet worden) erſcheinen/ auch die effectus, ſo von dieſen
Stein kommen/ uͤbertreffen alle menſchliche Einbildungen/ und Gedan-
cken.

Aus dieſem 3. von mir beſchriebenen Manieren/ wird Zweiffels ohne
eꝛhellen/ wie hoch es die Glasmacheꝛ-Kunſt in dieſem Stuͤck bringẽ koͤnte:
Denn ich beſchreibe alles ſo genau/ und beweiſe es ſo eigentlich/ daß es die
erfahrnen und geuͤbten Kuͤnſtler ſonder Zweifel verſtehen werden/ auch
niemand/ es ſey denn/ daß es freywillig und wiſſentlich geſchaͤhe/ irren
kan. Wird nun jemand nach dem/ wie ichs vorgeſchꝛiebẽ/ aꝛbeiten/ ſo wiꝛd
er mehr ſehen und befinden/ als ich eroͤffnet und beſchrieben habe.

Das 38. Capitel.

Ein Aqvafort oder Scheid Waſſer/ welches das Silber und
den
Mercurium auffloͤſet/ mit einen beſondern und
geheimen Handgriff zu machen.

NJm̃ des gereinigten Salpeters 1. Theil/ Aluminis Rochæ, (von dem
in einer Schale alle waͤſſerichte Feuchtigkeit abgedaͤmpffet) 3. Theil;
alsdenn wird zu jeden Pfund dieſer vermiſchten Materie/ 2. Loth des
Cryſtalliniſchen Arſenici genommen; dieſes iſt ein geheimer/ und ins ge-
mein unbekannter Handgriff: Denn der Arſenicum machet nicht allein
das Waſſeꝛ ſtaͤrcker/ ſondern huͤlfft auch zu beſſerer Außziehung deꝛ Spiri-
tuum,
in welchen der Keꝛn und die ſtaͤrckſte Krafft des Aqvæ fortis ſtecket:
deñ wenn gedachte Spiritus dem Siedwaſſer benommen werden/ ſo iſt
es dem gemeinen Waſſer nicht ungleich.

Obgedachte Species nun ſoll man alle miteinander zu Pulver ma-
chen/ wohl untereinander miſchen/ und den 16. Theil wolgepuͤlverten
Kalches darunter ruͤhren.

Von dieſer Materia fuͤllet man eine wohlbeſchlagene Retorten 3.
Theil damit voll; jedoch muͤſſen die Retorten/ wie gedacht/ mit einem
ſtarcken luto wohl beſchlagen werden/ welches/ wiewohl es ein gemeines
Ding/ und dem Arbeiter uͤberlaſſen wird/ ſo wollen wir nichts deſtowe-
niger einen ſonderbahren Lutum hierbeyſetzen.

Nim̃ 1. Theil fettẽ Waſſerleimẽ/ oder Letten wie er im fluß Arno befun-

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0111" n="71"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Glasmacher-Kun&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
&#x017F;onde&#xA75B;n auch &#x017F;olche noch weit u&#x0364;bertreffe/ welches denn niemand/ als der es<lb/>
ge&#x017F;ehen/ gla&#x0364;uben wu&#x0364;rde.</p><lb/>
            <p>Die &#x017F;cho&#x0364;ne/ mannigfaltige und &#x017F;pielende Zierlichkeit der Farben/<lb/>
welche in dem <hi rendition="#aq">Calcedon</hi>ier (&#x017F;o die Mate&#xA75B;ia wohl <hi rendition="#aq">præparir</hi>et/ und das Glas<lb/>
recht ausgearbeitet worden) er&#x017F;cheinen/ auch die <hi rendition="#aq">effectus,</hi> &#x017F;o von die&#x017F;en<lb/>
Stein kommen/ u&#x0364;bertreffen alle men&#x017F;chliche Einbildungen/ und Gedan-<lb/>
cken.</p><lb/>
            <p>Aus die&#x017F;em 3. von mir be&#x017F;chriebenen Manieren/ wird Zweiffels ohne<lb/>
e&#xA75B;hellen/ wie hoch es die Glasmache&#xA75B;-Kun&#x017F;t in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck bringe&#x0303; ko&#x0364;nte:<lb/>
Denn ich be&#x017F;chreibe alles &#x017F;o genau/ und bewei&#x017F;e es &#x017F;o eigentlich/ daß es die<lb/>
erfahrnen und geu&#x0364;bten Ku&#x0364;n&#x017F;tler &#x017F;onder Zweifel ver&#x017F;tehen werden/ auch<lb/>
niemand/ es &#x017F;ey denn/ daß es freywillig und wi&#x017F;&#x017F;entlich ge&#x017F;cha&#x0364;he/ irren<lb/>
kan. Wird nun jemand nach dem/ wie ichs vorge&#x017F;ch&#xA75B;iebe&#x0303;/ a&#xA75B;beiten/ &#x017F;o wi&#xA75B;d<lb/>
er mehr &#x017F;ehen und befinden/ als ich ero&#x0364;ffnet und be&#x017F;chrieben habe.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Das 38. Capitel.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Ein</hi> <hi rendition="#aq">Aqvafort</hi> <hi rendition="#b">oder Scheid Wa&#x017F;&#x017F;er/ welches das Silber und<lb/>
den</hi> <hi rendition="#aq">Mercurium</hi> <hi rendition="#b">aufflo&#x0364;&#x017F;et/ mit einen be&#x017F;ondern und<lb/>
geheimen Handgriff zu machen.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>Jm&#x0303; des gereinigten Salpeters 1. Theil/ <hi rendition="#aq">Aluminis Rochæ,</hi> (von dem<lb/>
in einer Schale alle wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erichte Feuchtigkeit abgeda&#x0364;mpffet) 3. Theil;<lb/>
alsdenn wird zu jeden Pfund die&#x017F;er vermi&#x017F;chten Materie/ 2. Loth des<lb/>
Cry&#x017F;tallini&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Ar&#x017F;enici</hi> genommen; die&#x017F;es i&#x017F;t ein geheimer/ und ins ge-<lb/>
mein unbekannter Handgriff: Denn der <hi rendition="#aq">Ar&#x017F;enicum</hi> machet nicht allein<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;e&#xA75B; &#x017F;ta&#x0364;rcker/ &#x017F;ondern hu&#x0364;lfft auch zu be&#x017F;&#x017F;erer Außziehung de&#xA75B; <hi rendition="#aq">Spiri-<lb/>
tuum,</hi> in welchen der Ke&#xA75B;n und die &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;te Krafft des <hi rendition="#aq">Aqvæ fortis</hi> &#x017F;tecket:<lb/>
den&#x0303; wenn gedachte <hi rendition="#aq">Spiritu</hi>s dem Siedwa&#x017F;&#x017F;er benommen werden/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
es dem gemeinen Wa&#x017F;&#x017F;er nicht ungleich.</p><lb/>
            <p>Obgedachte Species nun &#x017F;oll man alle miteinander zu Pulver ma-<lb/>
chen/ wohl untereinander mi&#x017F;chen/ und den 16. Theil wolgepu&#x0364;lverten<lb/>
Kalches darunter ru&#x0364;hren.</p><lb/>
            <p>Von die&#x017F;er Materia fu&#x0364;llet man eine wohlbe&#x017F;chlagene <hi rendition="#aq">Retor</hi>ten 3.<lb/>
Theil damit voll; jedoch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die <hi rendition="#aq">Retor</hi>ten/ wie gedacht/ mit einem<lb/>
&#x017F;tarcken <hi rendition="#aq">luto</hi> wohl be&#x017F;chlagen werden/ welches/ wiewohl es ein gemeines<lb/>
Ding/ und dem Arbeiter u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en wird/ &#x017F;o wollen wir nichts de&#x017F;towe-<lb/>
niger einen &#x017F;onderbahren <hi rendition="#aq">Lutum</hi> hierbey&#x017F;etzen.</p><lb/>
            <p>Nim&#x0303; 1. Theil fette&#x0303; Wa&#x017F;&#x017F;erleime&#x0303;/ oder Letten wie er im fluß <hi rendition="#aq">Arno</hi> befun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0111] Von der Glasmacher-Kunſt. ſondeꝛn auch ſolche noch weit uͤbertreffe/ welches denn niemand/ als der es geſehen/ glaͤuben wuͤrde. Die ſchoͤne/ mannigfaltige und ſpielende Zierlichkeit der Farben/ welche in dem Calcedonier (ſo die Mateꝛia wohl præpariret/ und das Glas recht ausgearbeitet worden) erſcheinen/ auch die effectus, ſo von dieſen Stein kommen/ uͤbertreffen alle menſchliche Einbildungen/ und Gedan- cken. Aus dieſem 3. von mir beſchriebenen Manieren/ wird Zweiffels ohne eꝛhellen/ wie hoch es die Glasmacheꝛ-Kunſt in dieſem Stuͤck bringẽ koͤnte: Denn ich beſchreibe alles ſo genau/ und beweiſe es ſo eigentlich/ daß es die erfahrnen und geuͤbten Kuͤnſtler ſonder Zweifel verſtehen werden/ auch niemand/ es ſey denn/ daß es freywillig und wiſſentlich geſchaͤhe/ irren kan. Wird nun jemand nach dem/ wie ichs vorgeſchꝛiebẽ/ aꝛbeiten/ ſo wiꝛd er mehr ſehen und befinden/ als ich eroͤffnet und beſchrieben habe. Das 38. Capitel. Ein Aqvafort oder Scheid Waſſer/ welches das Silber und den Mercurium auffloͤſet/ mit einen beſondern und geheimen Handgriff zu machen. NJm̃ des gereinigten Salpeters 1. Theil/ Aluminis Rochæ, (von dem in einer Schale alle waͤſſerichte Feuchtigkeit abgedaͤmpffet) 3. Theil; alsdenn wird zu jeden Pfund dieſer vermiſchten Materie/ 2. Loth des Cryſtalliniſchen Arſenici genommen; dieſes iſt ein geheimer/ und ins ge- mein unbekannter Handgriff: Denn der Arſenicum machet nicht allein das Waſſeꝛ ſtaͤrcker/ ſondern huͤlfft auch zu beſſerer Außziehung deꝛ Spiri- tuum, in welchen der Keꝛn und die ſtaͤrckſte Krafft des Aqvæ fortis ſtecket: deñ wenn gedachte Spiritus dem Siedwaſſer benommen werden/ ſo iſt es dem gemeinen Waſſer nicht ungleich. Obgedachte Species nun ſoll man alle miteinander zu Pulver ma- chen/ wohl untereinander miſchen/ und den 16. Theil wolgepuͤlverten Kalches darunter ruͤhren. Von dieſer Materia fuͤllet man eine wohlbeſchlagene Retorten 3. Theil damit voll; jedoch muͤſſen die Retorten/ wie gedacht/ mit einem ſtarcken luto wohl beſchlagen werden/ welches/ wiewohl es ein gemeines Ding/ und dem Arbeiter uͤberlaſſen wird/ ſo wollen wir nichts deſtowe- niger einen ſonderbahren Lutum hierbeyſetzen. Nim̃ 1. Theil fettẽ Waſſerleimẽ/ oder Letten wie er im fluß Arno befun- den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/111
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/111>, abgerufen am 28.03.2024.