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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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J. Kunckels Anmerckungen über das 4. B.
Jm 72. Capitel

DEr Autor lehret/ bin ich gantz gewiß versichert/ daß er
es nicht gemacht/ er würde es sonst anders befunden
und nicht also hier gesetzet haben/ denn es gehet im ge-
ringsten nicht an. Jngleichen was er von denen Gold-Blät-
tern lehret/ ist eine offenbare Faute/ es versuchs nur einer und
thue Gold-Blätter dazu/ man wird sehen/ wie lange sie Be-
stand in der Arbeit haben/ und ob sie das Auffblasen und ü-
bersteigen/ welches doch von der Smalta nicht herkommet/
verhüten können!

Vom 73. und 74. Capitel.

DJese beyde Manieren habe ich auch versucht/ und
muß gestehen/ daß hierinn sich sehr schöne Farben ge-
ben; aber das übelste dabey ist/ daß allezeit der Cry-
stall gleichsam wie zerknicket und (wiewohl auffs subtilste)
ritzig wird/ daher sie sich auch nicht wohl schneiden lassen/
weil selten einer/ der so weit gefärbet und dabey die Härte hat/
daß er das Schneiden verträgt: aber gewiß ists/ wenn man
solche in schönen grossen Stücken behalten könte/ so wäre es
die beste Mode schöne Steine zu machen.

Daß aber der Autor spricht/ er habe so schöne Steine
daraus schneiden lassen/ muß ich ihm zwar seinen Willen zu-
geben/ aber ich sehe nicht/ daß es angehe: man versuche es auch
wie man will/ wie ich denn gleich/ indem ich dieses schreibe/
gethan. Zwar befinde ich wol/ daß etliche der schönen Rubin-
Coleur gleich kommen/ aber nachdem ichs recht observiret/
so hat sich nur der schöne Rauch vom auropigment in die ob-
gemeldten subtilen Ritze oder Spälte eingeschlichen/ und als
eine folie angelegt: schlägt mans in selben Spalt von einan-
der/ und kratzet nur ein wenig mit einem Nagel darauff/ so
ist der schöne Rubin dahin. Jst demnach dieses nur ein subtiles
Blendwerck/ und wie mit dem Rubin/ also ists auch mit de-

nen
J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 4. B.
Jm 72. Capitel

DEr Autor lehret/ bin ich gantz gewiß verſichert/ daß er
es nicht gemacht/ er wuͤrde es ſonſt anders befunden
und nicht alſo hier geſetzet haben/ denn es gehet im ge-
ringſten nicht an. Jngleichen was er von denen Gold-Blaͤt-
tern lehret/ iſt eine offenbare Faute/ es verſuchs nur einer und
thue Gold-Blaͤtter dazu/ man wird ſehen/ wie lange ſie Be-
ſtand in der Arbeit haben/ und ob ſie das Auffblaſen und uͤ-
berſteigen/ welches doch von der Smalta nicht herkommet/
verhuͤten koͤnnen!

Vom 73. und 74. Capitel.

DJeſe beyde Manieren habe ich auch verſucht/ und
muß geſtehen/ daß hierinn ſich ſehr ſchoͤne Farben ge-
ben; aber das uͤbelſte dabey iſt/ daß allezeit der Cry-
ſtall gleichſam wie zerknicket und (wiewohl auffs ſubtilſte)
ritzig wird/ daher ſie ſich auch nicht wohl ſchneiden laſſen/
weil ſelten einer/ der ſo weit gefaͤrbet und dabey die Haͤrte hat/
daß er das Schneiden vertraͤgt: aber gewiß iſts/ wenn man
ſolche in ſchoͤnen groſſen Stuͤcken behalten koͤnte/ ſo waͤre es
die beſte Mode ſchoͤne Steine zu machen.

Daß aber der Autor ſpricht/ er habe ſo ſchoͤne Steine
daraus ſchneiden laſſen/ muß ich ihm zwar ſeinen Willen zu-
geben/ aber ich ſehe nicht/ daß es angehe: man verſuche es auch
wie man will/ wie ich denn gleich/ indem ich dieſes ſchreibe/
gethan. Zwar befinde ich wol/ daß etliche der ſchoͤnen Rubin-
Coleur gleich kommen/ aber nachdem ichs recht obſerviret/
ſo hat ſich nur der ſchoͤne Rauch vom auropigment in die ob-
gemeldten ſubtilen Ritze oder Spaͤlte eingeſchlichen/ und als
eine folie angelegt: ſchlaͤgt mans in ſelben Spalt von einan-
der/ und kratzet nur ein wenig mit einem Nagel darauff/ ſo
iſt der ſchoͤne Rubin dahin. Jſt demnach dieſes nur ein ſubtiles
Blendwerck/ und wie mit dem Rubin/ alſo iſts auch mit de-

nen
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[114/0154] J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 4. B. Jm 72. Capitel DEr Autor lehret/ bin ich gantz gewiß verſichert/ daß er es nicht gemacht/ er wuͤrde es ſonſt anders befunden und nicht alſo hier geſetzet haben/ denn es gehet im ge- ringſten nicht an. Jngleichen was er von denen Gold-Blaͤt- tern lehret/ iſt eine offenbare Faute/ es verſuchs nur einer und thue Gold-Blaͤtter dazu/ man wird ſehen/ wie lange ſie Be- ſtand in der Arbeit haben/ und ob ſie das Auffblaſen und uͤ- berſteigen/ welches doch von der Smalta nicht herkommet/ verhuͤten koͤnnen! Vom 73. und 74. Capitel. DJeſe beyde Manieren habe ich auch verſucht/ und muß geſtehen/ daß hierinn ſich ſehr ſchoͤne Farben ge- ben; aber das uͤbelſte dabey iſt/ daß allezeit der Cry- ſtall gleichſam wie zerknicket und (wiewohl auffs ſubtilſte) ritzig wird/ daher ſie ſich auch nicht wohl ſchneiden laſſen/ weil ſelten einer/ der ſo weit gefaͤrbet und dabey die Haͤrte hat/ daß er das Schneiden vertraͤgt: aber gewiß iſts/ wenn man ſolche in ſchoͤnen groſſen Stuͤcken behalten koͤnte/ ſo waͤre es die beſte Mode ſchoͤne Steine zu machen. Daß aber der Autor ſpricht/ er habe ſo ſchoͤne Steine daraus ſchneiden laſſen/ muß ich ihm zwar ſeinen Willen zu- geben/ aber ich ſehe nicht/ daß es angehe: man verſuche es auch wie man will/ wie ich denn gleich/ indem ich dieſes ſchreibe/ gethan. Zwar befinde ich wol/ daß etliche der ſchoͤnen Rubin- Coleur gleich kommen/ aber nachdem ichs recht obſerviret/ ſo hat ſich nur der ſchoͤne Rauch vom auropigment in die ob- gemeldten ſubtilen Ritze oder Spaͤlte eingeſchlichen/ und als eine folie angelegt: ſchlaͤgt mans in ſelben Spalt von einan- der/ und kratzet nur ein wenig mit einem Nagel darauff/ ſo iſt der ſchoͤne Rubin dahin. Jſt demnach dieſes nur ein ſubtiles Blendwerck/ und wie mit dem Rubin/ alſo iſts auch mit de- nen

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/154>, abgerufen am 24.04.2024.