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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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der Glas-Kunst.
Gebrauch. Es ist aber nöthig/ daß man zu einer ieden Far-
be eine sonderbare solche distillirte Büchse habe/ sonst würde
es vermischte Farbe geben.

Wann du nun Doubleten machen wilt/ so nimm zwey
Steine von Crystall/ die müssen gantz nette auff ein ander ge-
schliffen seyn/ mache diese Mixtur in einen kleinen Pfännlein
etwas warm/ und die auff einander geschliffene Steine auch/
also/ daß sie/ nemlich Farbe und Steine in gleicher Wärme
seyn/ und bestreiche solche Steine auff der Seite/ da sie zu-
sammen passen/ mit einer der beschriebenen Farben/ vermit-
[tel]st eines subtilen Haarpänselgens/ drücke sie in der Wär-
me g[e]chwinde auff einander/ und laß sie erkalten; so seynd sie
fartig.

Endlich wen man in den Historien unserer Zeiten be-
findet/ daß durch die Doubleten sehr grosser Betrug geschehen/
so will ich auch hiemit/ denen die es nicht wissen/ anzeigen.

Wie man/ daß es eine Doublete/ also bald er-
kennen soll.

Nimm derohalben/ im Fall du an einen Stein einen
Zweifel hättest/ denselben/ er sey von was Coleur als er wol-
le/ und sihe ihn allein von der Eck und Kentseiten an/ so wirst
du/ wann es eine Doublete/ alsobald den hellen und klaren
Crystall oder das lauter Glas/ und zugleich den Betrug of-
fenbahr und erkenntlich sehen und mercken können.

HJemit bitte ich den geneigten Leser oder Liebhaber der
Glas-Kunst vorlieb zu nehmen/ und diese meine wohlge-
meinte Arbeit über den Neri zu seinen Nutzen zu gebrauchen/
weil ich ihn hiemit versichern kan/ daß/ ob ich wohl einfältig
hierinnen gehe und gantz keine Prahlerey (als welcher meine
Seele gramm ist) nirgend mache/ so seynd doch alle diese Din-
ge/ welche ich hier gesetzet habe/ lauter gewisse Experimente/

die
D d

der Glas-Kunſt.
Gebrauch. Es iſt aber noͤthig/ daß man zu einer ieden Far-
be eine ſonderbare ſolche diſtillirte Buͤchſe habe/ ſonſt wuͤrde
es vermiſchte Farbe geben.

Wann du nun Doubleten machen wilt/ ſo nimm zwey
Steine von Cryſtall/ die muͤſſen gantz nette auff ein ander ge-
ſchliffen ſeyn/ mache dieſe Mixtur in einen kleinen Pfaͤñlein
etwas warm/ und die auff einander geſchliffene Steine auch/
alſo/ daß ſie/ nemlich Farbe und Steine in gleicher Waͤrme
ſeyn/ und beſtreiche ſolche Steine auff der Seite/ da ſie zu-
ſammen paſſen/ mit einer der beſchriebenen Farben/ vermit-
[tel]ſt eines ſubtilen Haarpaͤnſelgens/ druͤcke ſie in der Waͤr-
me g[e]chwinde auff einander/ und laß ſie erkalten; ſo ſeynd ſie
fartig.

Endlich wen man in den Hiſtorien unſerer Zeiten be-
findet/ daß durch die Doubleten ſehr groſſer Betrug geſchehẽ/
ſo will ich auch hiemit/ denen die es nicht wiſſen/ anzeigen.

Wie man/ daß es eine Doublete/ alſo bald er-
kennen ſoll.

Nimm derohalben/ im Fall du an einen Stein einen
Zweifel haͤtteſt/ denſelben/ er ſey von was Coleur als er wol-
le/ und ſihe ihn allein von der Eck und Kentſeiten an/ ſo wirſt
du/ wann es eine Doublete/ alſobald den hellen und klaren
Cryſtall oder das lauter Glas/ und zugleich den Betrug of-
fenbahr und erkenntlich ſehen und mercken koͤnnen.

HJemit bitte ich den geneigten Leſer oder Liebhaber der
Glas-Kunſt vorlieb zu nehmen/ und dieſe meine wohlge-
meinte Arbeit uͤber den Neri zu ſeinen Nutzen zu gebrauchen/
weil ich ihn hiemit verſichern kan/ daß/ ob ich wohl einfaͤltig
hierinnen gehe und gantz keine Prahlerey (als welcher meine
Seele gramm iſt) nirgend mache/ ſo ſeynd doch alle dieſe Din-
ge/ welche ich hier geſetzet habe/ lauter gewiſſe Experimente/

die
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[211/0255] der Glas-Kunſt. Gebrauch. Es iſt aber noͤthig/ daß man zu einer ieden Far- be eine ſonderbare ſolche diſtillirte Buͤchſe habe/ ſonſt wuͤrde es vermiſchte Farbe geben. Wann du nun Doubleten machen wilt/ ſo nimm zwey Steine von Cryſtall/ die muͤſſen gantz nette auff ein ander ge- ſchliffen ſeyn/ mache dieſe Mixtur in einen kleinen Pfaͤñlein etwas warm/ und die auff einander geſchliffene Steine auch/ alſo/ daß ſie/ nemlich Farbe und Steine in gleicher Waͤrme ſeyn/ und beſtreiche ſolche Steine auff der Seite/ da ſie zu- ſammen paſſen/ mit einer der beſchriebenen Farben/ vermit- telſt eines ſubtilen Haarpaͤnſelgens/ druͤcke ſie in der Waͤr- me gechwinde auff einander/ und laß ſie erkalten; ſo ſeynd ſie fartig. Endlich wen man in den Hiſtorien unſerer Zeiten be- findet/ daß durch die Doubleten ſehr groſſer Betrug geſchehẽ/ ſo will ich auch hiemit/ denen die es nicht wiſſen/ anzeigen. Wie man/ daß es eine Doublete/ alſo bald er- kennen ſoll. Nimm derohalben/ im Fall du an einen Stein einen Zweifel haͤtteſt/ denſelben/ er ſey von was Coleur als er wol- le/ und ſihe ihn allein von der Eck und Kentſeiten an/ ſo wirſt du/ wann es eine Doublete/ alſobald den hellen und klaren Cryſtall oder das lauter Glas/ und zugleich den Betrug of- fenbahr und erkenntlich ſehen und mercken koͤnnen. HJemit bitte ich den geneigten Leſer oder Liebhaber der Glas-Kunſt vorlieb zu nehmen/ und dieſe meine wohlge- meinte Arbeit uͤber den Neri zu ſeinen Nutzen zu gebrauchen/ weil ich ihn hiemit verſichern kan/ daß/ ob ich wohl einfaͤltig hierinnen gehe und gantz keine Prahlerey (als welcher meine Seele gramm iſt) nirgend mache/ ſo ſeynd doch alle dieſe Din- ge/ welche ich hier geſetzet habe/ lauter gewiſſe Experimente/ die D d

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/255>, abgerufen am 19.04.2024.