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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen in die Bücher/
cher Bley-Zucker in den Chyrurgischen Sachen/ als dahin er sonderlich
gehöret/ nicht geringer als der gemeine/ sondern noch wohl besser/ welches
mir genugsam bekannt ist: Man nimmt sehr dünne Bleybleche/ oder wel-
ches besser ist/ dasjenige Bley so eine zeitlang in den Fensterrahmen ist ge-
brauchet worden/ und lässet solches in einen Aqva fort dissolviren (ein
gutes Scheidwasser löset des Bleyes eben so schwer auff/ als schwer das
Wasser gewesen) so wird das dissolvirte Bley in kurtzer Zeit in Form
eines Zuckers/ auff dem Boden des Glases erscheinen: auff solche Art
habe ich dieses Zuckers eine ziemliche Quantität in einer halben Stund/
mit einen kleinen Glas/ und bey geringer Sand-oder Aschen-Wärme/
wie auch nur ein eysern Stäblein übers Kohlfeuer geleget/ bereitet.

Und fürwar dieser Proceß/ gleich wie er viel schleiniger/ als die an-
dern/ also kostet er auch nicht so viel: was aber der gedachte Bleyzucker in
der Keilkunst ausrichten könne/ davon habe ich allhier nicht Noth zu sagen.

Das 93. Capitel.

DJeses sechste Buch unsers Autoris handelt von den Encausten/
Schmeltzgläsern oder geschmeltzter Arbeit/ welche bey den Engel-
ländern Enamels genennet wird; und solches vielleicht darumb/ dieweil
man viel von dergleichen Arbeit/ zu denen Ringen gebrauchet; oder die-
weil dieses Englische Wort dem Ansehen nach/ hergeleitet wird von dem
teutschen Wort emallirin/ welches die Frantzosen Esmailler nennen/ a
maille,
oder Mackeln/ die dergleichen Arbeit repraesentiret.

Diese Arbeit wird bey den Lateinern Encausta (vom Brennen) ge-
heissen; derowegen findet man bey den Schreibern der Wörterbücher
diese Wort/ Encauston, eine geschmeltzte Arbeit/ Encaustice die Kunst
geschmeltzte Arbeit zu machen/ Encaustes der Künstler/ welcher ge-
schmeltzte Arbeit verfertiget.

Jedoch waren die Schmeltzwerck und geschmeltzte Arbeit der Al-
ten/ davon bey dem Vitruvio l. 7. c. 9. Plinio l. 35. c. 11. und Mart. l. 1. ste-
het/ von den unsrigen gantz und gar unterschieden: Salmasius in Exerc.
Solin.
welcher/ nachdeme er in gedachten Buch von den Schmeltzwercken
der Alten und deroselben dreyerley Arten/ nach der Länge gehandelt hat/
hält endlich dafür/ es sey diese Kunst/ die geschmeltzte Arbeit der Alten zu
machen/ verlohren gegangen: Porta nimmt in Benennung dieser Arbeit
das Jtalienische Wort Smalto, und nennet es auch in Lateinischen Smal-
tes,
welche bey dem Libavio gleichfals Smalta genennet werden.

Das

C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher/
cher Bley-Zucker in den Chyrurgiſchen Sachen/ als dahin er ſonderlich
gehoͤret/ nicht geringeꝛ als der gemeine/ ſondern noch wohl beſſer/ welches
mir genugſam bekannt iſt: Man nim̃t ſehr duͤnne Bleybleche/ oder wel-
ches beſſer iſt/ dasjenige Bley ſo eine zeitlang in den Fenſterrahmen iſt ge-
brauchet worden/ und laͤſſet ſolches in einen Aqva fort diſſolviren (ein
gutes Scheidwaſſer loͤſet des Bleyes eben ſo ſchwer auff/ als ſchwer das
Waſſer geweſen) ſo wird das diſſolvirte Bley in kurtzer Zeit in Form
eines Zuckers/ auff dem Boden des Glaſes erſcheinen: auff ſolche Art
habe ich dieſes Zuckers eine ziemliche Quantitaͤt in einer halben Stund/
mit einen kleinen Glas/ und bey geringer Sand-oder Aſchen-Waͤrme/
wie auch nur ein eyſern Staͤblein uͤbers Kohlfeuer geleget/ bereitet.

Und fuͤrwar dieſer Proceß/ gleich wie er viel ſchleiniger/ als die an-
dern/ alſo koſtet er auch nicht ſo viel: was aber der gedachte Bleyzucker in
der Keilkunſt ausrichten koͤñe/ davon habe ich allhier nicht Noth zu ſagen.

Das 93. Capitel.

DJeſes ſechſte Buch unſers Autoris handelt von den Encauſten/
Schmeltzglaͤſern oder geſchmeltzter Arbeit/ welche bey den Engel-
laͤndern Enamels genennet wird; und ſolches vielleicht darumb/ dieweil
man viel von dergleichen Arbeit/ zu denen Ringen gebrauchet; oder die-
weil dieſes Engliſche Wort dem Anſehen nach/ hergeleitet wird von dem
teutſchen Wort emallirin/ welches die Frantzoſen Eſmailler nennen/ à
maille,
oder Mackeln/ die dergleichen Arbeit repræſentiret.

Dieſe Arbeit wird bey den Lateinern Encauſta (vom Brennen) ge-
heiſſen; derowegen findet man bey den Schreibern der Woͤrterbuͤcher
dieſe Wort/ Encauſton, eine geſchmeltzte Arbeit/ Encauſtice die Kunſt
geſchmeltzte Arbeit zu machen/ Encauſtes der Kuͤnſtler/ welcher ge-
ſchmeltzte Arbeit verfertiget.

Jedoch waren die Schmeltzwerck und geſchmeltzte Arbeit der Al-
ten/ davon bey dem Vitruvio l. 7. c. 9. Plinio l. 35. c. 11. und Mart. l. 1. ſte-
het/ von den unſrigen gantz und gar unterſchieden: Salmaſius in Exerc.
Solin.
welcher/ nachdeme er in gedachten Buch von den Schmeltzwercken
der Alten und deroſelben dreyerley Arten/ nach der Laͤnge gehandelt hat/
haͤlt endlich dafuͤr/ es ſey dieſe Kunſt/ die geſchmeltzte Arbeit der Alten zu
machen/ verlohren gegangen: Porta nimmt in Benennung dieſer Arbeit
das Jtalieniſche Wort Smalto, und neñet es auch in Lateiniſchen Smal-
tes,
welche bey dem Libavio gleichfals Smalta genennet werden.

Das
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[304/0348] C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher/ cher Bley-Zucker in den Chyrurgiſchen Sachen/ als dahin er ſonderlich gehoͤret/ nicht geringeꝛ als der gemeine/ ſondern noch wohl beſſer/ welches mir genugſam bekannt iſt: Man nim̃t ſehr duͤnne Bleybleche/ oder wel- ches beſſer iſt/ dasjenige Bley ſo eine zeitlang in den Fenſterrahmen iſt ge- brauchet worden/ und laͤſſet ſolches in einen Aqva fort diſſolviren (ein gutes Scheidwaſſer loͤſet des Bleyes eben ſo ſchwer auff/ als ſchwer das Waſſer geweſen) ſo wird das diſſolvirte Bley in kurtzer Zeit in Form eines Zuckers/ auff dem Boden des Glaſes erſcheinen: auff ſolche Art habe ich dieſes Zuckers eine ziemliche Quantitaͤt in einer halben Stund/ mit einen kleinen Glas/ und bey geringer Sand-oder Aſchen-Waͤrme/ wie auch nur ein eyſern Staͤblein uͤbers Kohlfeuer geleget/ bereitet. Und fuͤrwar dieſer Proceß/ gleich wie er viel ſchleiniger/ als die an- dern/ alſo koſtet er auch nicht ſo viel: was aber der gedachte Bleyzucker in der Keilkunſt ausrichten koͤñe/ davon habe ich allhier nicht Noth zu ſagen. Das 93. Capitel. DJeſes ſechſte Buch unſers Autoris handelt von den Encauſten/ Schmeltzglaͤſern oder geſchmeltzter Arbeit/ welche bey den Engel- laͤndern Enamels genennet wird; und ſolches vielleicht darumb/ dieweil man viel von dergleichen Arbeit/ zu denen Ringen gebrauchet; oder die- weil dieſes Engliſche Wort dem Anſehen nach/ hergeleitet wird von dem teutſchen Wort emallirin/ welches die Frantzoſen Eſmailler nennen/ à maille, oder Mackeln/ die dergleichen Arbeit repræſentiret. Dieſe Arbeit wird bey den Lateinern Encauſta (vom Brennen) ge- heiſſen; derowegen findet man bey den Schreibern der Woͤrterbuͤcher dieſe Wort/ Encauſton, eine geſchmeltzte Arbeit/ Encauſtice die Kunſt geſchmeltzte Arbeit zu machen/ Encauſtes der Kuͤnſtler/ welcher ge- ſchmeltzte Arbeit verfertiget. Jedoch waren die Schmeltzwerck und geſchmeltzte Arbeit der Al- ten/ davon bey dem Vitruvio l. 7. c. 9. Plinio l. 35. c. 11. und Mart. l. 1. ſte- het/ von den unſrigen gantz und gar unterſchieden: Salmaſius in Exerc. Solin. welcher/ nachdeme er in gedachten Buch von den Schmeltzwercken der Alten und deroſelben dreyerley Arten/ nach der Laͤnge gehandelt hat/ haͤlt endlich dafuͤr/ es ſey dieſe Kunſt/ die geſchmeltzte Arbeit der Alten zu machen/ verlohren gegangen: Porta nimmt in Benennung dieſer Arbeit das Jtalieniſche Wort Smalto, und neñet es auch in Lateiniſchen Smal- tes, welche bey dem Libavio gleichfals Smalta genennet werden. Das

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/348>, abgerufen am 25.04.2024.