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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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über die Merrettischen Anmerckungen.
und der gleichen Arten haben können/ die thun wohl/ wann
sie solche gebrauchen/ denn sie ist sehr reich von Saltz/ und
kan mehr Sand als alle andere Aschen vertragen.

Ferner setzt Herr Merrett/ daß (über andere Eigen-
schafften) das Saltz/ woraus das Glas zusammen gesetzt/
viel zu fix und beständig sey/ als daß solches/ auch durch das
allerhefftigste Feuer solte können auffgelöset/ oder verzehret/
oder in die Höhe getrieben und flüchtig gemachet werden: dar-
auff antworte ich aus der Experientz: daß/ wenn der Sand
vom Saltz so viel hat zu sich genommen/ daß er seine behöri-
ge Geschmeidigkeit erlangt/ so lässet er nun und nimmermehr/
durch kein Feuer/ wie auch solches seyn mag/ sich wieder da-
von treiben noch separiren; was aber ein solcher Sand übrig
von Saltz hat/ das kan nicht so fix und beständig seyn/ daß es
nicht durch eine solche Hitze/ wie in unsern Glas-öfen ge-
brauchet wird/ solte abgesondert und über sich getrieben wer-
den. Zum Exempel/ ich mache eine Composition von Kiesel-
steinen und Pott-Asche/ oder Weinstein-Saltz/ oder Salpe-
ter; ich nehme aber des Saltzes zu viel/ und schmeltze solches/
und arbeite dasselbe etwas zu frühe aus; so lässet sich zwar das
Saltz gar wohl mit in ein Glas formiren; wann aber solche
Gläser eine zeitlang in der Lufft stehen/ so zerfallen sie/ wohl
gar von sich selber/ wird man aber solches Glas lang genug in
Feuer gehabt haben/ so wird solches nimmermehr geschehen;
wie denn dergleichen das Mecklenburgische/ Hollsteinisch-und
Heßische Glas gar zu keinen wohl thun wird/ Ursach: weiln
mit den sehr grossen Feuer das über flüßige Saltz alles weg-
getrieben und abgesondert worden/ und dieses kan man se-
hen/ wann nehmlich das Glas wol geschmoltzen oder in Fluß
ist/ so fliesset oben auf das Saltz gantz dicke/ welches man ab-
schöpffet und Glas-Galle heisset; dieses ob es wohl ein gantz
fixes Saltz/ wird gleichwohl durch das übermäßige Feuer/
wie ein weisser Nebel in die Höhe getrieben/ (nicht anders/
als wenn man den Spiritum Salis treibt) und gleichsam volati-

lisirt;
Uu

uͤber die Merrettiſchen Anmerckungen.
und der gleichen Arten haben koͤnnen/ die thun wohl/ wann
ſie ſolche gebrauchen/ denn ſie iſt ſehr reich von Saltz/ und
kan mehr Sand als alle andere Aſchen vertragen.

Ferner ſetzt Herr Merrett/ daß (uͤber andere Eigen-
ſchafften) das Saltz/ woraus das Glas zuſammen geſetzt/
viel zu fix und beſtaͤndig ſey/ als daß ſolches/ auch durch das
allerhefftigſte Feuer ſolte koͤnnen auffgeloͤſet/ oder verzehret/
oder in die Hoͤhe getrieben und fluͤchtig gemachet werden: dar-
auff antworte ich aus der Experientz: daß/ wenn der Sand
vom Saltz ſo viel hat zu ſich genommen/ daß er ſeine behoͤri-
ge Geſchmeidigkeit erlangt/ ſo laͤſſet er nun und nimmermehr/
durch kein Feuer/ wie auch ſolches ſeyn mag/ ſich wieder da-
von treiben noch ſepariren; was aber ein ſolcher Sand uͤbrig
von Saltz hat/ das kan nicht ſo fix und beſtaͤndig ſeyn/ daß es
nicht durch eine ſolche Hitze/ wie in unſern Glas-oͤfen ge-
brauchet wird/ ſolte abgeſondert und uͤber ſich getrieben wer-
den. Zum Exempel/ ich mache eine Compoſition von Kieſel-
ſteinen und Pott-Aſche/ oder Weinſtein-Saltz/ oder Salpe-
ter; ich nehme aber des Saltzes zu viel/ und ſchmeltze ſolches/
und arbeite daſſelbe etwas zu fruͤhe aus; ſo laͤſſet ſich zwar das
Saltz gar wohl mit in ein Glas formiren; wann aber ſolche
Glaͤſer eine zeitlang in der Lufft ſtehen/ ſo zerfallen ſie/ wohl
gar von ſich ſelber/ wird man aber ſolches Glas lang genug in
Feuer gehabt haben/ ſo wird ſolches nimmermehr geſchehen;
wie denn dergleichen das Mecklenburgiſche/ Hollſteiniſch-uñ
Heßiſche Glas gar zu keinen wohl thun wird/ Urſach: weiln
mit den ſehr groſſen Feuer das uͤber fluͤßige Saltz alles weg-
getrieben und abgeſondert worden/ und dieſes kan man ſe-
hen/ wann nehmlich das Glas wol geſchmoltzen oder in Fluß
iſt/ ſo flieſſet oben auf das Saltz gantz dicke/ welches man ab-
ſchoͤpffet und Glas-Galle heiſſet; dieſes ob es wohl ein gantz
fixes Saltz/ wird gleichwohl durch das uͤbermaͤßige Feuer/
wie ein weiſſer Nebel in die Hoͤhe getrieben/ (nicht anders/
als wenn man den Spiritum Salis treibt) und gleichſam volati-

liſirt;
Uu
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[339/0393] uͤber die Merrettiſchen Anmerckungen. und der gleichen Arten haben koͤnnen/ die thun wohl/ wann ſie ſolche gebrauchen/ denn ſie iſt ſehr reich von Saltz/ und kan mehr Sand als alle andere Aſchen vertragen. Ferner ſetzt Herr Merrett/ daß (uͤber andere Eigen- ſchafften) das Saltz/ woraus das Glas zuſammen geſetzt/ viel zu fix und beſtaͤndig ſey/ als daß ſolches/ auch durch das allerhefftigſte Feuer ſolte koͤnnen auffgeloͤſet/ oder verzehret/ oder in die Hoͤhe getrieben und fluͤchtig gemachet werden: dar- auff antworte ich aus der Experientz: daß/ wenn der Sand vom Saltz ſo viel hat zu ſich genommen/ daß er ſeine behoͤri- ge Geſchmeidigkeit erlangt/ ſo laͤſſet er nun und nimmermehr/ durch kein Feuer/ wie auch ſolches ſeyn mag/ ſich wieder da- von treiben noch ſepariren; was aber ein ſolcher Sand uͤbrig von Saltz hat/ das kan nicht ſo fix und beſtaͤndig ſeyn/ daß es nicht durch eine ſolche Hitze/ wie in unſern Glas-oͤfen ge- brauchet wird/ ſolte abgeſondert und uͤber ſich getrieben wer- den. Zum Exempel/ ich mache eine Compoſition von Kieſel- ſteinen und Pott-Aſche/ oder Weinſtein-Saltz/ oder Salpe- ter; ich nehme aber des Saltzes zu viel/ und ſchmeltze ſolches/ und arbeite daſſelbe etwas zu fruͤhe aus; ſo laͤſſet ſich zwar das Saltz gar wohl mit in ein Glas formiren; wann aber ſolche Glaͤſer eine zeitlang in der Lufft ſtehen/ ſo zerfallen ſie/ wohl gar von ſich ſelber/ wird man aber ſolches Glas lang genug in Feuer gehabt haben/ ſo wird ſolches nimmermehr geſchehen; wie denn dergleichen das Mecklenburgiſche/ Hollſteiniſch-uñ Heßiſche Glas gar zu keinen wohl thun wird/ Urſach: weiln mit den ſehr groſſen Feuer das uͤber fluͤßige Saltz alles weg- getrieben und abgeſondert worden/ und dieſes kan man ſe- hen/ wann nehmlich das Glas wol geſchmoltzen oder in Fluß iſt/ ſo flieſſet oben auf das Saltz gantz dicke/ welches man ab- ſchoͤpffet und Glas-Galle heiſſet; dieſes ob es wohl ein gantz fixes Saltz/ wird gleichwohl durch das uͤbermaͤßige Feuer/ wie ein weiſſer Nebel in die Hoͤhe getrieben/ (nicht anders/ als wenn man den Spiritum Salis treibt) und gleichſam volati- liſirt; Uu

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/393>, abgerufen am 29.03.2024.