Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

(Z. 7246 ff.) Günthers Gesinde, nicht das edele, sondern
die Knechte wurden schon früher mit Dankwart in die Her-
berge geschickt (Z. 6959 ff.). Hier wurden hernach erst
fünfhundert erschlagen (Z. 7805), und endlich alle neuntau-
send Knechte (Z. 7818), und
Daruber ritter zwelve der Dankwartes man.
Von diesen und Hagens Mannen (Z. 6411) wurden schon
unterwegs in der Schlacht, die der Nachtrab den Baier-
fürsten lieferte, vier verloren (Z. 6489). Von des Königs
Degen lebten, nachdem Krlemhilde das Haus angezündet
hatte, noch sechs Hundert kühner Mann (Z. 8599). Nach
der Schlacht mit Dietrichs Mannen,
Do waren gar erstorben die Guntheres man.
(Z. 9309). In dieser Zählung nun finden sich bedeutende Schwie-
rigkeiten. Hagens und Dankwarts achtzig Mann kommen
nur in der Stelle vor, die uns auf diese Untersuchung lei-
tete. Einigemahl werden Günthern tausend Mann und
sechzig Recken gegeben; wo Hagens und Dankwarts Recken
besonders erwähnt werden, da bekommt der König nur
tausend; und in der einen Stelle (Z. 7248) ist es ganz deut-
lich, daß die sechzig Recken Hagens Mannen sind:
Die het' in sinem lande der küne Hagene genomen. 9)
Hagens und Dankwarts Mannen brauchten aber in der
Stelle, wo das Heer zusammen kommt, eben so wenig ge-
nannt zu werden, als der Dichter dies dort von den neun-
tausend Knechten nöthig fand. Es scheint also die ganze
Strophe von Hagens und Dankwarts achtzig Recken ein-
geschoben, oder doch zum wenigsten die Zahl achtzig, in
der die Handschriften übereinstimmen, unrichtig zu sein.
Die folgende aber, worin Volker mit dreißig Mann kommt,

(Z. 7246 ff.) Günthers Geſinde, nicht das edele, ſondern
die Knechte wurden ſchon früher mit Dankwart in die Her-
berge geſchickt (Z. 6959 ff.). Hier wurden hernach erſt
fünfhundert erſchlagen (Z. 7805), und endlich alle neuntau-
ſend Knechte (Z. 7818), und
Daru̓ber ritter zwelve der Dankwartes man.
Von dieſen und Hagens Mannen (Z. 6411) wurden ſchon
unterwegs in der Schlacht, die der Nachtrab den Baier-
fürſten lieferte, vier verloren (Z. 6489). Von des Königs
Degen lebten, nachdem Krlemhilde das Haus angezündet
hatte, noch ſechs Hundert kühner Mann (Z. 8599). Nach
der Schlacht mit Dietrichs Mannen,
Do waren gar erſtorben die Gu̓ntheres man.
(Z. 9309). In dieſer Zählung nun finden ſich bedeutende Schwie-
rigkeiten. Hagens und Dankwarts achtzig Mann kommen
nur in der Stelle vor, die uns auf dieſe Unterſuchung lei-
tete. Einigemahl werden Günthern tauſend Mann und
ſechzig Recken gegeben; wo Hagens und Dankwarts Recken
beſonders erwähnt werden, da bekommt der König nur
tauſend; und in der einen Stelle (Z. 7248) iſt es ganz deut-
lich, daß die ſechzig Recken Hagens Mannen ſind:
Die het’ in ſinem lande der küne Hagene genomen. 9)
Hagens und Dankwarts Mannen brauchten aber in der
Stelle, wo das Heer zuſammen kommt, eben ſo wenig ge-
nannt zu werden, als der Dichter dies dort von den neun-
tauſend Knechten nöthig fand. Es ſcheint alſo die ganze
Strophe von Hagens und Dankwarts achtzig Recken ein-
geſchoben, oder doch zum wenigſten die Zahl achtzig, in
der die Handſchriften übereinſtimmen, unrichtig zu ſein.
Die folgende aber, worin Volker mit dreißig Mann kommt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="13"/>
(Z. 7246 ff.) Günthers Ge&#x017F;inde, nicht das edele, &#x017F;ondern<lb/>
die Knechte wurden &#x017F;chon früher mit Dankwart in die Her-<lb/>
berge ge&#x017F;chickt (Z. 6959 ff.). Hier wurden hernach er&#x017F;t<lb/>
fünfhundert er&#x017F;chlagen (Z. 7805), und endlich alle neuntau-<lb/>
&#x017F;end Knechte (Z. 7818), und<lb/><quote xml:lang="gmh">Daru&#x0313;ber ritter zwelve der Dankwartes man.</quote><lb/>
Von die&#x017F;en und Hagens Mannen (Z. 6411) wurden &#x017F;chon<lb/>
unterwegs in der Schlacht, die der Nachtrab den Baier-<lb/>
für&#x017F;ten lieferte, vier verloren (Z. 6489). Von des Königs<lb/>
Degen lebten, nachdem Krlemhilde das Haus angezündet<lb/>
hatte, noch &#x017F;echs Hundert kühner Mann (Z. 8599). Nach<lb/>
der Schlacht mit Dietrichs Mannen,<lb/><quote xml:lang="gmh">Do waren gar er&#x017F;torben die Gu&#x0313;ntheres man.</quote><lb/>
(Z. 9309). In die&#x017F;er Zählung nun finden &#x017F;ich bedeutende Schwie-<lb/>
rigkeiten. Hagens und Dankwarts achtzig Mann kommen<lb/>
nur in der Stelle vor, die uns auf die&#x017F;e Unter&#x017F;uchung lei-<lb/>
tete. Einigemahl werden Günthern tau&#x017F;end Mann und<lb/>
&#x017F;echzig Recken gegeben; wo Hagens und Dankwarts Recken<lb/>
be&#x017F;onders erwähnt werden, da bekommt der König nur<lb/>
tau&#x017F;end; und in der einen Stelle (Z. 7248) i&#x017F;t es ganz deut-<lb/>
lich, daß die &#x017F;echzig Recken Hagens Mannen &#x017F;ind:<lb/><quote xml:lang="gmh">Die het&#x2019; in &#x017F;inem lande der küne Hagene genomen. <note xml:id="en9" next="#en9-text" place="end" n="9)"/></quote><lb/>
Hagens und Dankwarts Mannen brauchten aber in der<lb/>
Stelle, wo das Heer zu&#x017F;ammen kommt, eben &#x017F;o wenig ge-<lb/>
nannt zu werden, als der Dichter dies dort von den neun-<lb/>
tau&#x017F;end Knechten nöthig fand. Es &#x017F;cheint al&#x017F;o die ganze<lb/>
Strophe von Hagens und Dankwarts achtzig Recken ein-<lb/>
ge&#x017F;choben, oder doch zum wenig&#x017F;ten die Zahl <hi rendition="#g">achtzig</hi>, in<lb/>
der die Hand&#x017F;chriften überein&#x017F;timmen, unrichtig zu &#x017F;ein.<lb/>
Die folgende aber, worin Volker mit dreißig Mann kommt,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0021] (Z. 7246 ff.) Günthers Geſinde, nicht das edele, ſondern die Knechte wurden ſchon früher mit Dankwart in die Her- berge geſchickt (Z. 6959 ff.). Hier wurden hernach erſt fünfhundert erſchlagen (Z. 7805), und endlich alle neuntau- ſend Knechte (Z. 7818), und Daru̓ber ritter zwelve der Dankwartes man. Von dieſen und Hagens Mannen (Z. 6411) wurden ſchon unterwegs in der Schlacht, die der Nachtrab den Baier- fürſten lieferte, vier verloren (Z. 6489). Von des Königs Degen lebten, nachdem Krlemhilde das Haus angezündet hatte, noch ſechs Hundert kühner Mann (Z. 8599). Nach der Schlacht mit Dietrichs Mannen, Do waren gar erſtorben die Gu̓ntheres man. (Z. 9309). In dieſer Zählung nun finden ſich bedeutende Schwie- rigkeiten. Hagens und Dankwarts achtzig Mann kommen nur in der Stelle vor, die uns auf dieſe Unterſuchung lei- tete. Einigemahl werden Günthern tauſend Mann und ſechzig Recken gegeben; wo Hagens und Dankwarts Recken beſonders erwähnt werden, da bekommt der König nur tauſend; und in der einen Stelle (Z. 7248) iſt es ganz deut- lich, daß die ſechzig Recken Hagens Mannen ſind: Die het’ in ſinem lande der küne Hagene genomen. ⁹⁾ Hagens und Dankwarts Mannen brauchten aber in der Stelle, wo das Heer zuſammen kommt, eben ſo wenig ge- nannt zu werden, als der Dichter dies dort von den neun- tauſend Knechten nöthig fand. Es ſcheint alſo die ganze Strophe von Hagens und Dankwarts achtzig Recken ein- geſchoben, oder doch zum wenigſten die Zahl achtzig, in der die Handſchriften übereinſtimmen, unrichtig zu ſein. Die folgende aber, worin Volker mit dreißig Mann kommt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/21
Zitationshilfe: Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/21>, abgerufen am 16.04.2024.