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Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.

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gen über den Schatz sprach, davon erfahren wir in der
Klage nichts. Sie ließ beide hinführen und rächte sich furcht-
bar: Günthern ließ sie den Kopf abhauen, Hagen schlug
sie selbst mit einem Schwertschlag; darum erschlug Hilde-
brand sie, den Held zu rächen, ohne Noth (Z. 4128 --
4135. 798 -- 809). Als das Etzel sah, da entstand allge-
meiner Jammer (Z. 537 f.). Diesen Zusatz fand der Dich-
ter noch in dem Liede, das unserer letzten Aventüre ent-
sprach.

Darauf folgte ein Schluß, dem jetzigen sehr ähnlich
(Z. 548 ff.):
Ez was nu allez daz getan,
Daz da ze tune was;
Sit der neheiner da genas,
Die da getorsten wappen tragen.
Die lagen als daz vihe erslagen
Und gevallen in daz blut;
Damite beswoeret was der mut
Den, die mit freuden wanden leben.
Du gabe was in da gegeben,
Daz man da anders niht en pflac,
Beidu naht unde tac,
Nuwan weinens unde klagen etc.

Sogar die Zeile unseres Liedes war, wie man sieht, schon
darin angedeutet:
Mit leide was verendet des kunges hohgezit;
freilich aber nicht die folgende, die gewiß unserem Ordner
eigen ist:
Als ie du liebe leide z' allerjungeste git.

gen über den Schatz ſprach, davon erfahren wir in der
Klage nichts. Sie ließ beide hinführen und rächte ſich furcht-
bar: Günthern ließ ſie den Kopf abhauen, Hagen ſchlug
ſie ſelbſt mit einem Schwertſchlag; darum erſchlug Hilde-
brand ſie, den Held zu rächen, ohne Noth (Z. 4128 —
4135. 798 — 809). Als das Etzel ſah, da entſtand allge-
meiner Jammer (Z. 537 f.). Dieſen Zuſatz fand der Dich-
ter noch in dem Liede, das unſerer letzten Aventüre ent-
ſprach.

Darauf folgte ein Schluß, dem jetzigen ſehr ähnlich
(Z. 548 ff.):
Ez was nu allez daz getan,
Daz da ze tůne was;
Sit der neheiner da genas,
Die da getorſten wappen tragen.
Die lagen als daz vihe erſlagen
Und gevallen in daz blůt;
Damite beſwœret was der můt
Den, die mit freuden wanden leben.
Du̓ gabe was in da gegeben,
Daz man da anders niht en pflac,
Beidu̓ naht unde tac,
Nu̓wan weinens unde klagen ꝛc.

Sogar die Zeile unſeres Liedes war, wie man ſieht, ſchon
darin angedeutet:
Mit leide was verendet des ku̓nges hohgezit;
freilich aber nicht die folgende, die gewiß unſerem Ordner
eigen iſt:
Als ie du̓ liebe leide z’ allerjungeſte git.

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[58/0066] gen über den Schatz ſprach, davon erfahren wir in der Klage nichts. Sie ließ beide hinführen und rächte ſich furcht- bar: Günthern ließ ſie den Kopf abhauen, Hagen ſchlug ſie ſelbſt mit einem Schwertſchlag; darum erſchlug Hilde- brand ſie, den Held zu rächen, ohne Noth (Z. 4128 — 4135. 798 — 809). Als das Etzel ſah, da entſtand allge- meiner Jammer (Z. 537 f.). Dieſen Zuſatz fand der Dich- ter noch in dem Liede, das unſerer letzten Aventüre ent- ſprach. Darauf folgte ein Schluß, dem jetzigen ſehr ähnlich (Z. 548 ff.): Ez was nu allez daz getan, Daz da ze tůne was; Sit der neheiner da genas, Die da getorſten wappen tragen. Die lagen als daz vihe erſlagen Und gevallen in daz blůt; Damite beſwœret was der můt Den, die mit freuden wanden leben. Du̓ gabe was in da gegeben, Daz man da anders niht en pflac, Beidu̓ naht unde tac, Nu̓wan weinens unde klagen ꝛc. Sogar die Zeile unſeres Liedes war, wie man ſieht, ſchon darin angedeutet: Mit leide was verendet des ku̓nges hohgezit; freilich aber nicht die folgende, die gewiß unſerem Ordner eigen iſt: Als ie du̓ liebe leide z’ allerjungeſte git.

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Zitationshilfe: Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/66>, abgerufen am 28.03.2024.