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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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III. Hauptstück. Erste Grundsätze
male der Möglichkeit, und den Widerspruch
der in den Dingen selbst nicht seyn kann, sondern
schlechthin ideal und symbolisch ist, zum Merkmale
des nicht gedenkbaren und an sich unmöglichen.
Wir bestimmen unsere Begriffe von Dingen, die an
sich längst schon bestimmt sind. Die Begriffe der
Ordnung, Vollkommenheit, Schönheit etc. haben
ebenfalls ideales, und Verhältnisse zu dem denkenden
Wesen, und die Begriffe der Arten, Gattungen, des
Wesens, der Eigenschaften, Modificationen etc. kom-
men in der Vernunftlehre, wie in der Grundlehre
vor. Jn dieser letztern Wissenschaft müssen wir oh-
nehin immer auf uns zurücke denken, um unsere Be-
griffe und Wörter nach den Dingen einzurichten, und
dadurch das subjective mit dem Objectiven in Har-
monie und Uebereinstimmung zu bringen.

§. 109.

Da überdieß das Bewußtseyn, das Wahre, und
das Gedenkbare, so fern es gedenkbar ist, nebst den
damit verbundenen Begriffen zur Jntellectualwelt
gehöret, so sind auch die Wörter, die wir dabey ge-
brauchen, metaphorisch, indem sie von der Körper-
welt hergenommen sind. Das Tertium Compara-
tionis
wird daher klärer und leichter kennbar, wenn
die Betrachtung der letztern vorgeht, (§. 29. 39.).
Wir haben daher bey den vorhin betrachteten einfa-
chen Begriffen immer auch das Augenmerk darauf
gerichtet, und angezeiget, wie sie transcendent wer-
den, und so auch unter den Postulatis verschiedene an-
geführet, die ideal sind, und sich schlechthin auf die
Kräfte des Verstandes gründen, und eben solche wer-
den wir auch im folgenden anführen, ohne sie hier
besonders aufzuhäufen, weil wir hier nicht das Wahre

an

III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze
male der Moͤglichkeit, und den Widerſpruch
der in den Dingen ſelbſt nicht ſeyn kann, ſondern
ſchlechthin ideal und ſymboliſch iſt, zum Merkmale
des nicht gedenkbaren und an ſich unmoͤglichen.
Wir beſtimmen unſere Begriffe von Dingen, die an
ſich laͤngſt ſchon beſtimmt ſind. Die Begriffe der
Ordnung, Vollkommenheit, Schoͤnheit ꝛc. haben
ebenfalls ideales, und Verhaͤltniſſe zu dem denkenden
Weſen, und die Begriffe der Arten, Gattungen, des
Weſens, der Eigenſchaften, Modificationen ꝛc. kom-
men in der Vernunftlehre, wie in der Grundlehre
vor. Jn dieſer letztern Wiſſenſchaft muͤſſen wir oh-
nehin immer auf uns zuruͤcke denken, um unſere Be-
griffe und Woͤrter nach den Dingen einzurichten, und
dadurch das ſubjective mit dem Objectiven in Har-
monie und Uebereinſtimmung zu bringen.

§. 109.

Da uͤberdieß das Bewußtſeyn, das Wahre, und
das Gedenkbare, ſo fern es gedenkbar iſt, nebſt den
damit verbundenen Begriffen zur Jntellectualwelt
gehoͤret, ſo ſind auch die Woͤrter, die wir dabey ge-
brauchen, metaphoriſch, indem ſie von der Koͤrper-
welt hergenommen ſind. Das Tertium Compara-
tionis
wird daher klaͤrer und leichter kennbar, wenn
die Betrachtung der letztern vorgeht, (§. 29. 39.).
Wir haben daher bey den vorhin betrachteten einfa-
chen Begriffen immer auch das Augenmerk darauf
gerichtet, und angezeiget, wie ſie tranſcendent wer-
den, und ſo auch unter den Poſtulatis verſchiedene an-
gefuͤhret, die ideal ſind, und ſich ſchlechthin auf die
Kraͤfte des Verſtandes gruͤnden, und eben ſolche wer-
den wir auch im folgenden anfuͤhren, ohne ſie hier
beſonders aufzuhaͤufen, weil wir hier nicht das Wahre

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[80/0116] III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze male der Moͤglichkeit, und den Widerſpruch der in den Dingen ſelbſt nicht ſeyn kann, ſondern ſchlechthin ideal und ſymboliſch iſt, zum Merkmale des nicht gedenkbaren und an ſich unmoͤglichen. Wir beſtimmen unſere Begriffe von Dingen, die an ſich laͤngſt ſchon beſtimmt ſind. Die Begriffe der Ordnung, Vollkommenheit, Schoͤnheit ꝛc. haben ebenfalls ideales, und Verhaͤltniſſe zu dem denkenden Weſen, und die Begriffe der Arten, Gattungen, des Weſens, der Eigenſchaften, Modificationen ꝛc. kom- men in der Vernunftlehre, wie in der Grundlehre vor. Jn dieſer letztern Wiſſenſchaft muͤſſen wir oh- nehin immer auf uns zuruͤcke denken, um unſere Be- griffe und Woͤrter nach den Dingen einzurichten, und dadurch das ſubjective mit dem Objectiven in Har- monie und Uebereinſtimmung zu bringen. §. 109. Da uͤberdieß das Bewußtſeyn, das Wahre, und das Gedenkbare, ſo fern es gedenkbar iſt, nebſt den damit verbundenen Begriffen zur Jntellectualwelt gehoͤret, ſo ſind auch die Woͤrter, die wir dabey ge- brauchen, metaphoriſch, indem ſie von der Koͤrper- welt hergenommen ſind. Das Tertium Compara- tionis wird daher klaͤrer und leichter kennbar, wenn die Betrachtung der letztern vorgeht, (§. 29. 39.). Wir haben daher bey den vorhin betrachteten einfa- chen Begriffen immer auch das Augenmerk darauf gerichtet, und angezeiget, wie ſie tranſcendent wer- den, und ſo auch unter den Poſtulatis verſchiedene an- gefuͤhret, die ideal ſind, und ſich ſchlechthin auf die Kraͤfte des Verſtandes gruͤnden, und eben ſolche wer- den wir auch im folgenden anfuͤhren, ohne ſie hier beſonders aufzuhaͤufen, weil wir hier nicht das Wahre an

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/116>, abgerufen am 23.04.2024.