Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Hauptstück. Erste Grundsätze
führung der Grundsätze und Forderungen vornehm-
lich auf ihre Allgemeinheit gesehen, ohne die Be-
griffe oder Wörter weitläuftig zu erklären, (§. 76.).
Jndessen sind, wo es nöthig war, die Vieldeutig-
keiten angezeiget, und die aller Orten beygefügten
Anmerkungen mögen zur Erläuterung zureichend bey-
tragen, (§. 37. 38.). Jn diesen Anmerkungen habe
ich noch beygefüget, was ich nicht so unbedingt unter
die Grundsätze glaubte rechnen zu können, oder, wo
etwann die Möglichkeit sich noch weiter auszudehnen
schiene, (§. 91. 95.).

§. 115.

Die Ordnung des Vortrages ist ebenfalls nicht
willkührlich. Diejenigen Begriffe mußten zuerst be-
trachtet werden, deren Grundsätze und Postulata bey
den folgenden angewandt werden konnten, oder auch
dabey Einschränkungen angaben. So z. E. läßt sich
die Einheit für sich betrachten, sie kömmt aber bey
jeden der übrigen einfachen Begriffe vor. So kann
auch der Raum und die Dauer für sich betrachtet
werden, der Raum kömmt aber bey dem Soliden,
die Dauer bey der Existenz, beyde bey der Be-
wegung
und Kraft vor. Demnach mußte die Be-
trachtung des Raumes und der Dauer vorgehen,
und zwar der Raum zuerst, weil er klärere Begriffe
von den Dimensionen und ihrer Verschiedenheit, und
überdieß Metaphern und Reductionen giebt, (§. 81.).
Nach diesen beyden konnte die Betrachtung der Be-
wegung,
worinn nur Raum und Zeit mit einan-
der verglichen werden, unmittelbar folgen. Sodann
konnten die Solidität und die Kraft ohne Rücksicht
auf die Existenz betrachtet werden. Die Existenz
folgte demnach zuletzt, und darauf das Bewußtseyn

und

III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze
fuͤhrung der Grundſaͤtze und Forderungen vornehm-
lich auf ihre Allgemeinheit geſehen, ohne die Be-
griffe oder Woͤrter weitlaͤuftig zu erklaͤren, (§. 76.).
Jndeſſen ſind, wo es noͤthig war, die Vieldeutig-
keiten angezeiget, und die aller Orten beygefuͤgten
Anmerkungen moͤgen zur Erlaͤuterung zureichend bey-
tragen, (§. 37. 38.). Jn dieſen Anmerkungen habe
ich noch beygefuͤget, was ich nicht ſo unbedingt unter
die Grundſaͤtze glaubte rechnen zu koͤnnen, oder, wo
etwann die Moͤglichkeit ſich noch weiter auszudehnen
ſchiene, (§. 91. 95.).

§. 115.

Die Ordnung des Vortrages iſt ebenfalls nicht
willkuͤhrlich. Diejenigen Begriffe mußten zuerſt be-
trachtet werden, deren Grundſaͤtze und Poſtulata bey
den folgenden angewandt werden konnten, oder auch
dabey Einſchraͤnkungen angaben. So z. E. laͤßt ſich
die Einheit fuͤr ſich betrachten, ſie koͤmmt aber bey
jeden der uͤbrigen einfachen Begriffe vor. So kann
auch der Raum und die Dauer fuͤr ſich betrachtet
werden, der Raum koͤmmt aber bey dem Soliden,
die Dauer bey der Exiſtenz, beyde bey der Be-
wegung
und Kraft vor. Demnach mußte die Be-
trachtung des Raumes und der Dauer vorgehen,
und zwar der Raum zuerſt, weil er klaͤrere Begriffe
von den Dimenſionen und ihrer Verſchiedenheit, und
uͤberdieß Metaphern und Reductionen giebt, (§. 81.).
Nach dieſen beyden konnte die Betrachtung der Be-
wegung,
worinn nur Raum und Zeit mit einan-
der verglichen werden, unmittelbar folgen. Sodann
konnten die Soliditaͤt und die Kraft ohne Ruͤckſicht
auf die Exiſtenz betrachtet werden. Die Exiſtenz
folgte demnach zuletzt, und darauf das Bewußtſeyn

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0120" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck. Er&#x017F;te Grund&#x017F;a&#x0364;tze</hi></fw><lb/>
fu&#x0364;hrung der Grund&#x017F;a&#x0364;tze und Forderungen vornehm-<lb/>
lich auf ihre Allgemeinheit ge&#x017F;ehen, ohne die Be-<lb/>
griffe oder Wo&#x0364;rter weitla&#x0364;uftig zu erkla&#x0364;ren, (§. 76.).<lb/>
Jnde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind, wo es no&#x0364;thig war, die Vieldeutig-<lb/>
keiten angezeiget, und die aller Orten beygefu&#x0364;gten<lb/>
Anmerkungen mo&#x0364;gen zur Erla&#x0364;uterung zureichend bey-<lb/>
tragen, (§. 37. 38.). Jn die&#x017F;en Anmerkungen habe<lb/>
ich noch beygefu&#x0364;get, was ich nicht &#x017F;o unbedingt unter<lb/>
die Grund&#x017F;a&#x0364;tze glaubte rechnen zu ko&#x0364;nnen, oder, wo<lb/>
etwann die Mo&#x0364;glichkeit &#x017F;ich noch weiter auszudehnen<lb/>
&#x017F;chiene, (§. 91. 95.).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 115.</head><lb/>
            <p>Die Ordnung des Vortrages i&#x017F;t ebenfalls nicht<lb/>
willku&#x0364;hrlich. Diejenigen Begriffe mußten zuer&#x017F;t be-<lb/>
trachtet werden, deren Grund&#x017F;a&#x0364;tze und <hi rendition="#aq">Po&#x017F;tulata</hi> bey<lb/>
den folgenden angewandt werden konnten, oder auch<lb/>
dabey Ein&#x017F;chra&#x0364;nkungen angaben. So z. E. la&#x0364;ßt &#x017F;ich<lb/>
die <hi rendition="#fr">Einheit</hi> fu&#x0364;r &#x017F;ich betrachten, &#x017F;ie ko&#x0364;mmt aber bey<lb/>
jeden der u&#x0364;brigen einfachen Begriffe vor. So kann<lb/>
auch der <hi rendition="#fr">Raum</hi> und die <hi rendition="#fr">Dauer</hi> fu&#x0364;r &#x017F;ich betrachtet<lb/>
werden, der <hi rendition="#fr">Raum</hi> ko&#x0364;mmt aber bey dem <hi rendition="#fr">Soliden,</hi><lb/>
die <hi rendition="#fr">Dauer</hi> bey der <hi rendition="#fr">Exi&#x017F;tenz,</hi> beyde bey der <hi rendition="#fr">Be-<lb/>
wegung</hi> und <hi rendition="#fr">Kraft</hi> vor. Demnach mußte die Be-<lb/>
trachtung des <hi rendition="#fr">Raumes</hi> und der <hi rendition="#fr">Dauer</hi> vorgehen,<lb/>
und zwar der <hi rendition="#fr">Raum</hi> zuer&#x017F;t, weil er kla&#x0364;rere Begriffe<lb/>
von den Dimen&#x017F;ionen und ihrer Ver&#x017F;chiedenheit, und<lb/>
u&#x0364;berdieß Metaphern und Reductionen giebt, (§. 81.).<lb/>
Nach die&#x017F;en beyden konnte die Betrachtung der <hi rendition="#fr">Be-<lb/>
wegung,</hi> worinn nur <hi rendition="#fr">Raum</hi> und <hi rendition="#fr">Zeit</hi> mit einan-<lb/>
der verglichen werden, unmittelbar folgen. Sodann<lb/>
konnten die <hi rendition="#fr">Solidita&#x0364;t</hi> und die <hi rendition="#fr">Kraft</hi> ohne Ru&#x0364;ck&#x017F;icht<lb/>
auf die <hi rendition="#fr">Exi&#x017F;tenz</hi> betrachtet werden. Die <hi rendition="#fr">Exi&#x017F;tenz</hi><lb/>
folgte demnach zuletzt, und darauf das <hi rendition="#fr">Bewußt&#x017F;eyn</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0120] III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze fuͤhrung der Grundſaͤtze und Forderungen vornehm- lich auf ihre Allgemeinheit geſehen, ohne die Be- griffe oder Woͤrter weitlaͤuftig zu erklaͤren, (§. 76.). Jndeſſen ſind, wo es noͤthig war, die Vieldeutig- keiten angezeiget, und die aller Orten beygefuͤgten Anmerkungen moͤgen zur Erlaͤuterung zureichend bey- tragen, (§. 37. 38.). Jn dieſen Anmerkungen habe ich noch beygefuͤget, was ich nicht ſo unbedingt unter die Grundſaͤtze glaubte rechnen zu koͤnnen, oder, wo etwann die Moͤglichkeit ſich noch weiter auszudehnen ſchiene, (§. 91. 95.). §. 115. Die Ordnung des Vortrages iſt ebenfalls nicht willkuͤhrlich. Diejenigen Begriffe mußten zuerſt be- trachtet werden, deren Grundſaͤtze und Poſtulata bey den folgenden angewandt werden konnten, oder auch dabey Einſchraͤnkungen angaben. So z. E. laͤßt ſich die Einheit fuͤr ſich betrachten, ſie koͤmmt aber bey jeden der uͤbrigen einfachen Begriffe vor. So kann auch der Raum und die Dauer fuͤr ſich betrachtet werden, der Raum koͤmmt aber bey dem Soliden, die Dauer bey der Exiſtenz, beyde bey der Be- wegung und Kraft vor. Demnach mußte die Be- trachtung des Raumes und der Dauer vorgehen, und zwar der Raum zuerſt, weil er klaͤrere Begriffe von den Dimenſionen und ihrer Verſchiedenheit, und uͤberdieß Metaphern und Reductionen giebt, (§. 81.). Nach dieſen beyden konnte die Betrachtung der Be- wegung, worinn nur Raum und Zeit mit einan- der verglichen werden, unmittelbar folgen. Sodann konnten die Soliditaͤt und die Kraft ohne Ruͤckſicht auf die Exiſtenz betrachtet werden. Die Exiſtenz folgte demnach zuletzt, und darauf das Bewußtſeyn und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/120
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/120>, abgerufen am 25.04.2024.