Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

und Forderungen der Jdentität.
so weit sie sich erstreckt. Das Wort ähnlich hin-
gegen hat schon eine bestimmtere Bedeutung. Es ist
aus den zwey Ableitungstheilchen an und lich zu-
sammengesetzet, wovon ersteres ein Vorwort (Prae-
positio
), und daher ein localer Verhältnißbegriff ist,
welchen man auf vielerley Arten metaphorisch und
transcendent gemacht hat. Daher geht das Wort
ähnlich auf die Gleichheit oder Jdentität der Ver-
hältnisse und Bestimmungen. So sagen wir z. E.
auf eine ähnliche Art, eine ähnliche Gestalt,
ähnliche Figur
etc. Das Veränderliche in der Be-
deutung dieser Wörter wird aber leichter jedesmal
aus dem Zusammenhange der Rede bestimmt, wo
sie gebraucht werden (§. 33.).

§. 137.

Auf diese Art haben folgende Grundsätze keine
Schwierigkeit.

1°. Jede Sache ist sich selbst gleich, ähnlich, einerley.
2°. Wenn zwey Dinge in einerley Stücken mit
einem dritten gleich ähnlich, einerley sind, so
sind sie in eben diesen Stücken unter sich gleich,
ähnlich, einerley.
3°. Wenn zwey Dinge in einerley Stücken auf
einerley Art von einem dritten verschieden sind;
so sind sie in eben diesen Stücken unter sich
einerley, oder nicht verschieden.
4°. Wenn zwey Dinge in einerley Stücken auf
eine verschiedene oder ungleiche Art von einem
dritten verschieden sind; so sind sie in eben
diesen Stücken unter sich verschieden, und hin-
gegen unter sich einerley, so fern sie in einerley
Stücken
verschieden sind.
5°. Wenn
Lamb. Archit. I. B. G

und Forderungen der Jdentitaͤt.
ſo weit ſie ſich erſtreckt. Das Wort aͤhnlich hin-
gegen hat ſchon eine beſtimmtere Bedeutung. Es iſt
aus den zwey Ableitungstheilchen an und lich zu-
ſammengeſetzet, wovon erſteres ein Vorwort (Prae-
poſitio
), und daher ein localer Verhaͤltnißbegriff iſt,
welchen man auf vielerley Arten metaphoriſch und
tranſcendent gemacht hat. Daher geht das Wort
aͤhnlich auf die Gleichheit oder Jdentitaͤt der Ver-
haͤltniſſe und Beſtimmungen. So ſagen wir z. E.
auf eine aͤhnliche Art, eine aͤhnliche Geſtalt,
aͤhnliche Figur
ꝛc. Das Veraͤnderliche in der Be-
deutung dieſer Woͤrter wird aber leichter jedesmal
aus dem Zuſammenhange der Rede beſtimmt, wo
ſie gebraucht werden (§. 33.).

§. 137.

Auf dieſe Art haben folgende Grundſaͤtze keine
Schwierigkeit.

1°. Jede Sache iſt ſich ſelbſt gleich, aͤhnlich, einerley.
2°. Wenn zwey Dinge in einerley Stuͤcken mit
einem dritten gleich aͤhnlich, einerley ſind, ſo
ſind ſie in eben dieſen Stuͤcken unter ſich gleich,
aͤhnlich, einerley.
3°. Wenn zwey Dinge in einerley Stuͤcken auf
einerley Art von einem dritten verſchieden ſind;
ſo ſind ſie in eben dieſen Stuͤcken unter ſich
einerley, oder nicht verſchieden.
4°. Wenn zwey Dinge in einerley Stuͤcken auf
eine verſchiedene oder ungleiche Art von einem
dritten verſchieden ſind; ſo ſind ſie in eben
dieſen Stuͤcken unter ſich verſchieden, und hin-
gegen unter ſich einerley, ſo fern ſie in einerley
Stuͤcken
verſchieden ſind.
5°. Wenn
Lamb. Archit. I. B. G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0133" n="97"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Forderungen der Jdentita&#x0364;t.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o weit &#x017F;ie &#x017F;ich er&#x017F;treckt. Das Wort <hi rendition="#fr">a&#x0364;hnlich</hi> hin-<lb/>
gegen hat &#x017F;chon eine be&#x017F;timmtere Bedeutung. Es i&#x017F;t<lb/>
aus den zwey Ableitungstheilchen <hi rendition="#fr">an</hi> und <hi rendition="#fr">lich</hi> zu-<lb/>
&#x017F;ammenge&#x017F;etzet, wovon er&#x017F;teres ein Vorwort (<hi rendition="#aq">Prae-<lb/>
po&#x017F;itio</hi>), und daher ein localer Verha&#x0364;ltnißbegriff i&#x017F;t,<lb/>
welchen man auf vielerley Arten metaphori&#x017F;ch und<lb/>
tran&#x017F;cendent gemacht hat. Daher geht das Wort<lb/><hi rendition="#fr">a&#x0364;hnlich</hi> auf die Gleichheit oder Jdentita&#x0364;t der Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e und Be&#x017F;timmungen. So &#x017F;agen wir z. E.<lb/><hi rendition="#fr">auf eine a&#x0364;hnliche Art, eine a&#x0364;hnliche Ge&#x017F;talt,<lb/>
a&#x0364;hnliche Figur</hi> &#xA75B;c. Das Vera&#x0364;nderliche in der Be-<lb/>
deutung die&#x017F;er Wo&#x0364;rter wird aber leichter jedesmal<lb/>
aus dem Zu&#x017F;ammenhange der Rede be&#x017F;timmt, wo<lb/>
&#x017F;ie gebraucht werden (§. 33.).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 137.</head><lb/>
            <p>Auf die&#x017F;e Art haben folgende Grund&#x017F;a&#x0364;tze keine<lb/>
Schwierigkeit.</p><lb/>
            <list>
              <item>1°. Jede Sache i&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gleich, a&#x0364;hnlich, einerley.</item><lb/>
              <item>2°. Wenn zwey Dinge in einerley Stu&#x0364;cken mit<lb/>
einem dritten gleich a&#x0364;hnlich, einerley &#x017F;ind, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie in eben die&#x017F;en Stu&#x0364;cken unter &#x017F;ich gleich,<lb/>
a&#x0364;hnlich, einerley.</item><lb/>
              <item>3°. Wenn zwey Dinge in einerley Stu&#x0364;cken auf<lb/>
einerley Art von einem dritten ver&#x017F;chieden &#x017F;ind;<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie in eben die&#x017F;en Stu&#x0364;cken unter &#x017F;ich<lb/>
einerley, oder nicht ver&#x017F;chieden.</item><lb/>
              <item>4°. Wenn zwey Dinge in einerley Stu&#x0364;cken auf<lb/>
eine ver&#x017F;chiedene oder ungleiche Art von einem<lb/>
dritten ver&#x017F;chieden &#x017F;ind; &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie in eben<lb/>
die&#x017F;en Stu&#x0364;cken unter &#x017F;ich ver&#x017F;chieden, und hin-<lb/>
gegen unter &#x017F;ich einerley, &#x017F;o fern &#x017F;ie in <hi rendition="#fr">einerley<lb/>
Stu&#x0364;cken</hi> ver&#x017F;chieden &#x017F;ind.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Lamb. Archit.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">B.</hi> G</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">5°. Wenn</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0133] und Forderungen der Jdentitaͤt. ſo weit ſie ſich erſtreckt. Das Wort aͤhnlich hin- gegen hat ſchon eine beſtimmtere Bedeutung. Es iſt aus den zwey Ableitungstheilchen an und lich zu- ſammengeſetzet, wovon erſteres ein Vorwort (Prae- poſitio), und daher ein localer Verhaͤltnißbegriff iſt, welchen man auf vielerley Arten metaphoriſch und tranſcendent gemacht hat. Daher geht das Wort aͤhnlich auf die Gleichheit oder Jdentitaͤt der Ver- haͤltniſſe und Beſtimmungen. So ſagen wir z. E. auf eine aͤhnliche Art, eine aͤhnliche Geſtalt, aͤhnliche Figur ꝛc. Das Veraͤnderliche in der Be- deutung dieſer Woͤrter wird aber leichter jedesmal aus dem Zuſammenhange der Rede beſtimmt, wo ſie gebraucht werden (§. 33.). §. 137. Auf dieſe Art haben folgende Grundſaͤtze keine Schwierigkeit. 1°. Jede Sache iſt ſich ſelbſt gleich, aͤhnlich, einerley. 2°. Wenn zwey Dinge in einerley Stuͤcken mit einem dritten gleich aͤhnlich, einerley ſind, ſo ſind ſie in eben dieſen Stuͤcken unter ſich gleich, aͤhnlich, einerley. 3°. Wenn zwey Dinge in einerley Stuͤcken auf einerley Art von einem dritten verſchieden ſind; ſo ſind ſie in eben dieſen Stuͤcken unter ſich einerley, oder nicht verſchieden. 4°. Wenn zwey Dinge in einerley Stuͤcken auf eine verſchiedene oder ungleiche Art von einem dritten verſchieden ſind; ſo ſind ſie in eben dieſen Stuͤcken unter ſich verſchieden, und hin- gegen unter ſich einerley, ſo fern ſie in einerley Stuͤcken verſchieden ſind. 5°. Wenn Lamb. Archit. I. B. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/133
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/133>, abgerufen am 24.04.2024.