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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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und Forderungen der Jdentität.
unter sich verglichen und bestimmet werden können
(Dianoiol. §. 480.), so giebt auch dieses ein Mittel an,
bey ähnlichen Fällen die Analogie weiter auszudehnen,
als man sie Anfangs weiß, und zeiget zugleich an, wie
man sich durch die in den verglichenen Fällen vorkom-
menden Verschiedenheiten weniger soll irre machen
lassen. (Dianoiol. §. 488.). Uebrigens ist ohne mein
Erinnern klar, daß, da man öfters Fälle finden kann,
die stufenweise mehr Aehnlichkeit mit dem fürgege-
benen Falle haben, man sich die Mühe nicht müsse
reuen lassen, einen solchen zu finden und auszuwählen,
der an sich am klärsten sey, mehr in die Sinnen falle,
und dessen Aehnlichkeit erweisbar sey. Die Betrach-
tung der Gesetze des Beharrungsstandes wird uns
im Folgenden hievon ein lehrreiches Beyspiel geben.
Hat man eine allgemeine Theorie vor sich, so ist un-
streitig, daß man den ähnlichsten Fall in einem wohl-
gewählten und mit fremden Umständen am wenigsten
durchflochtenen Beyspiele findet. Solche Beyspiele
sind z. E. bey geometrischen Beweisen die Figuren.
Sie legen uns die ganze Theorie vor Augen, und
dienen zum Leitfaden, wenn die Theile und ihre
Verhältnisse gefunden werden sollen.

§. 146.

Die Verschiedenheit der Dinge hat mit der
Aehnlichkeit derselben einerley Stufen, doch
so, daß sich die Stufen der Verschiedenheit
vermindern, wenn die Stufen der Aehnlichkeit
zunehmen, und hinwiederum nehmen jene zu,
wenn diese geringer werden, und die Summe ist
immer
= 1. Die äußersten Grade der Vergleichung
sind, wo die Verschiedenheit = 0, und wo sie = 1 ist,
und beyde Fälle sind schlechthin ideal. Denn ist die

Ver-
G 5

und Forderungen der Jdentitaͤt.
unter ſich verglichen und beſtimmet werden koͤnnen
(Dianoiol. §. 480.), ſo giebt auch dieſes ein Mittel an,
bey aͤhnlichen Faͤllen die Analogie weiter auszudehnen,
als man ſie Anfangs weiß, und zeiget zugleich an, wie
man ſich durch die in den verglichenen Faͤllen vorkom-
menden Verſchiedenheiten weniger ſoll irre machen
laſſen. (Dianoiol. §. 488.). Uebrigens iſt ohne mein
Erinnern klar, daß, da man oͤfters Faͤlle finden kann,
die ſtufenweiſe mehr Aehnlichkeit mit dem fuͤrgege-
benen Falle haben, man ſich die Muͤhe nicht muͤſſe
reuen laſſen, einen ſolchen zu finden und auszuwaͤhlen,
der an ſich am klaͤrſten ſey, mehr in die Sinnen falle,
und deſſen Aehnlichkeit erweisbar ſey. Die Betrach-
tung der Geſetze des Beharrungsſtandes wird uns
im Folgenden hievon ein lehrreiches Beyſpiel geben.
Hat man eine allgemeine Theorie vor ſich, ſo iſt un-
ſtreitig, daß man den aͤhnlichſten Fall in einem wohl-
gewaͤhlten und mit fremden Umſtaͤnden am wenigſten
durchflochtenen Beyſpiele findet. Solche Beyſpiele
ſind z. E. bey geometriſchen Beweiſen die Figuren.
Sie legen uns die ganze Theorie vor Augen, und
dienen zum Leitfaden, wenn die Theile und ihre
Verhaͤltniſſe gefunden werden ſollen.

§. 146.

Die Verſchiedenheit der Dinge hat mit der
Aehnlichkeit derſelben einerley Stufen, doch
ſo, daß ſich die Stufen der Verſchiedenheit
vermindern, wenn die Stufen der Aehnlichkeit
zunehmen, und hinwiederum nehmen jene zu,
wenn dieſe geringer werden, und die Summe iſt
immer
= 1. Die aͤußerſten Grade der Vergleichung
ſind, wo die Verſchiedenheit = 0, und wo ſie = 1 iſt,
und beyde Faͤlle ſind ſchlechthin ideal. Denn iſt die

Ver-
G 5
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[105/0141] und Forderungen der Jdentitaͤt. unter ſich verglichen und beſtimmet werden koͤnnen (Dianoiol. §. 480.), ſo giebt auch dieſes ein Mittel an, bey aͤhnlichen Faͤllen die Analogie weiter auszudehnen, als man ſie Anfangs weiß, und zeiget zugleich an, wie man ſich durch die in den verglichenen Faͤllen vorkom- menden Verſchiedenheiten weniger ſoll irre machen laſſen. (Dianoiol. §. 488.). Uebrigens iſt ohne mein Erinnern klar, daß, da man oͤfters Faͤlle finden kann, die ſtufenweiſe mehr Aehnlichkeit mit dem fuͤrgege- benen Falle haben, man ſich die Muͤhe nicht muͤſſe reuen laſſen, einen ſolchen zu finden und auszuwaͤhlen, der an ſich am klaͤrſten ſey, mehr in die Sinnen falle, und deſſen Aehnlichkeit erweisbar ſey. Die Betrach- tung der Geſetze des Beharrungsſtandes wird uns im Folgenden hievon ein lehrreiches Beyſpiel geben. Hat man eine allgemeine Theorie vor ſich, ſo iſt un- ſtreitig, daß man den aͤhnlichſten Fall in einem wohl- gewaͤhlten und mit fremden Umſtaͤnden am wenigſten durchflochtenen Beyſpiele findet. Solche Beyſpiele ſind z. E. bey geometriſchen Beweiſen die Figuren. Sie legen uns die ganze Theorie vor Augen, und dienen zum Leitfaden, wenn die Theile und ihre Verhaͤltniſſe gefunden werden ſollen. §. 146. Die Verſchiedenheit der Dinge hat mit der Aehnlichkeit derſelben einerley Stufen, doch ſo, daß ſich die Stufen der Verſchiedenheit vermindern, wenn die Stufen der Aehnlichkeit zunehmen, und hinwiederum nehmen jene zu, wenn dieſe geringer werden, und die Summe iſt immer = 1. Die aͤußerſten Grade der Vergleichung ſind, wo die Verſchiedenheit = 0, und wo ſie = 1 iſt, und beyde Faͤlle ſind ſchlechthin ideal. Denn iſt die Ver- G 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/141>, abgerufen am 25.04.2024.