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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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V. Hauptstück.
unvermerkt diese Gattungen in Arten ein. Die Aehn-
lichkeiten in den Handlungen und Veränderungen ga-
ben zugleich mit ihren Benennungen ähnliche Anlässe
zu Eintheilungen, und auf diese Art wurde die
Möglichkeit, Gattungen und Arten zu finden, auch
auf das Gedankenreich und auf die Jntellectualwelt
ausgedehnt.

§. 178.

So fern man hierinn nur bey den allgemeinen
Aehnlichkeiten, Verhältnissen, Gesetzen etc. stehen
bleibt, läßt sich alles sehr ordentlich und auf eine Art
aus einander setzen, die, so weit sie reicht, brauchbar
ist. Wir können das Allgemeinste davon in folgen-
den Sätzen vortragen.

1°. Man gedenkt sich einzelne Dinge (Indiui-
dua
), so viele und so verschieden man will;
und dieses geht an, es sey daß man fie unmittel-
bar aus der Erfahrung und folglich a posteriori
nehme, wie sie die Natur uns darbeut, oder
daß man ihre uneingeschränkte Mannichfaltig-
keit aus den Postulatis herleite, die uns die ein-
fachen Begriffe angeben (§. 118-123.).
2°. Diese Indiuidua theilet man sämmtlich in
Classen, so daß in jeder Classe die beysam-
men seyn, welche die größte Aehnlichkeit
haben.
Dieses geschieht, in Absicht auf die
wirkliche Welt, in der Naturgeschichte, so
daß man bey den einzeln Arten von Pflanzen,
Thieren etc. anfängt. Jm Reiche der Mög-
lichkeit aber fängt man um eine Stufe tiefer
an, weil man in diese unterste Classen Indiuidua
nimmt, die nur der Zahl nach verschieden sind
(§. 129. 130. 132.).
3°. Von

V. Hauptſtuͤck.
unvermerkt dieſe Gattungen in Arten ein. Die Aehn-
lichkeiten in den Handlungen und Veraͤnderungen ga-
ben zugleich mit ihren Benennungen aͤhnliche Anlaͤſſe
zu Eintheilungen, und auf dieſe Art wurde die
Moͤglichkeit, Gattungen und Arten zu finden, auch
auf das Gedankenreich und auf die Jntellectualwelt
ausgedehnt.

§. 178.

So fern man hierinn nur bey den allgemeinen
Aehnlichkeiten, Verhaͤltniſſen, Geſetzen ꝛc. ſtehen
bleibt, laͤßt ſich alles ſehr ordentlich und auf eine Art
aus einander ſetzen, die, ſo weit ſie reicht, brauchbar
iſt. Wir koͤnnen das Allgemeinſte davon in folgen-
den Saͤtzen vortragen.

1°. Man gedenkt ſich einzelne Dinge (Indiui-
dua
), ſo viele und ſo verſchieden man will;
und dieſes geht an, es ſey daß man fie unmittel-
bar aus der Erfahrung und folglich a poſteriori
nehme, wie ſie die Natur uns darbeut, oder
daß man ihre uneingeſchraͤnkte Mannichfaltig-
keit aus den Poſtulatis herleite, die uns die ein-
fachen Begriffe angeben (§. 118-123.).
2°. Dieſe Indiuidua theilet man ſaͤmmtlich in
Claſſen, ſo daß in jeder Claſſe die beyſam-
men ſeyn, welche die groͤßte Aehnlichkeit
haben.
Dieſes geſchieht, in Abſicht auf die
wirkliche Welt, in der Naturgeſchichte, ſo
daß man bey den einzeln Arten von Pflanzen,
Thieren ꝛc. anfaͤngt. Jm Reiche der Moͤg-
lichkeit aber faͤngt man um eine Stufe tiefer
an, weil man in dieſe unterſte Claſſen Indiuidua
nimmt, die nur der Zahl nach verſchieden ſind
(§. 129. 130. 132.).
3°. Von
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[136/0172] V. Hauptſtuͤck. unvermerkt dieſe Gattungen in Arten ein. Die Aehn- lichkeiten in den Handlungen und Veraͤnderungen ga- ben zugleich mit ihren Benennungen aͤhnliche Anlaͤſſe zu Eintheilungen, und auf dieſe Art wurde die Moͤglichkeit, Gattungen und Arten zu finden, auch auf das Gedankenreich und auf die Jntellectualwelt ausgedehnt. §. 178. So fern man hierinn nur bey den allgemeinen Aehnlichkeiten, Verhaͤltniſſen, Geſetzen ꝛc. ſtehen bleibt, laͤßt ſich alles ſehr ordentlich und auf eine Art aus einander ſetzen, die, ſo weit ſie reicht, brauchbar iſt. Wir koͤnnen das Allgemeinſte davon in folgen- den Saͤtzen vortragen. 1°. Man gedenkt ſich einzelne Dinge (Indiui- dua), ſo viele und ſo verſchieden man will; und dieſes geht an, es ſey daß man fie unmittel- bar aus der Erfahrung und folglich a poſteriori nehme, wie ſie die Natur uns darbeut, oder daß man ihre uneingeſchraͤnkte Mannichfaltig- keit aus den Poſtulatis herleite, die uns die ein- fachen Begriffe angeben (§. 118-123.). 2°. Dieſe Indiuidua theilet man ſaͤmmtlich in Claſſen, ſo daß in jeder Claſſe die beyſam- men ſeyn, welche die groͤßte Aehnlichkeit haben. Dieſes geſchieht, in Abſicht auf die wirkliche Welt, in der Naturgeſchichte, ſo daß man bey den einzeln Arten von Pflanzen, Thieren ꝛc. anfaͤngt. Jm Reiche der Moͤg- lichkeit aber faͤngt man um eine Stufe tiefer an, weil man in dieſe unterſte Claſſen Indiuidua nimmt, die nur der Zahl nach verſchieden ſind (§. 129. 130. 132.). 3°. Von

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/172>, abgerufen am 25.04.2024.