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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Veränderliche und Fortdauernde.
daß es aufhörte Silber zu seyn, weil dieses auch noch
bis in die kleinern Theilchen, in welche das Scheide-
wasser nicht dringen mag, Silber bleibt.

§. 208.

Aus diesen verschiedenen Graden der Kräfte, durch
welche die Theilchen des Soliden verbunden sind, läßt
sich allerdings begreifen, wie in einem Soliden frem-
de Theile seyn, mit andern fremden Theilen verwech-
selt oder wiederum weggebracht werden können. Es
kömmt nur darauf an, daß die fremden Theilchen
mit den eigenen Theilchen des Soliden minder zusam-
menhängen, als diese unter sich. Denn so können die
fremden Theilchen durch geringere oder solche Kräfte
von den eigenen Theilchen getrennet werden, die we-
der stark noch fein genug sind, diese zu trennen. Wir
betrachten dieses hier nur als eine Möglichkeit für sich.
Die Chymie zeiget in einigen Versuchen, daß es in
den wirklichen Körpern angeht, ungeachtet die Aus-
wahl der Mittel, solche Verbindungen, Trennungen
und Affinitäten zu erhalten und zu bestimmen, für
jede einzelne Fälle schlechthin aus der Erfahrung und
angestellten Proben erlernet werden muß, weil wir
die Structur und den Mechanismum in den kleinsten
Theilchen nicht sehen, und die Körper in der Welt
nehmen müssen, wie sie sind. Wir werden uns hier
auch weiter nicht in umständlichere Betrachtungen
darüber einlassen, weil alles bisher Angeführte nur
einzelne Beyspiele sind, wodurch wir ungleich allge-
meinere Untersuchungen erläutern können.

§. 209.

Wir haben nämlich in vorhergehendem Hauptstücke
gezeiget, nach welchen Regeln wir uns richten, um
jede zusammengesetzte Begriffe in Classen, Arten und

Gat-
L 5

Das Veraͤnderliche und Fortdauernde.
daß es aufhoͤrte Silber zu ſeyn, weil dieſes auch noch
bis in die kleinern Theilchen, in welche das Scheide-
waſſer nicht dringen mag, Silber bleibt.

§. 208.

Aus dieſen verſchiedenen Graden der Kraͤfte, durch
welche die Theilchen des Soliden verbunden ſind, laͤßt
ſich allerdings begreifen, wie in einem Soliden frem-
de Theile ſeyn, mit andern fremden Theilen verwech-
ſelt oder wiederum weggebracht werden koͤnnen. Es
koͤmmt nur darauf an, daß die fremden Theilchen
mit den eigenen Theilchen des Soliden minder zuſam-
menhaͤngen, als dieſe unter ſich. Denn ſo koͤnnen die
fremden Theilchen durch geringere oder ſolche Kraͤfte
von den eigenen Theilchen getrennet werden, die we-
der ſtark noch fein genug ſind, dieſe zu trennen. Wir
betrachten dieſes hier nur als eine Moͤglichkeit fuͤr ſich.
Die Chymie zeiget in einigen Verſuchen, daß es in
den wirklichen Koͤrpern angeht, ungeachtet die Aus-
wahl der Mittel, ſolche Verbindungen, Trennungen
und Affinitaͤten zu erhalten und zu beſtimmen, fuͤr
jede einzelne Faͤlle ſchlechthin aus der Erfahrung und
angeſtellten Proben erlernet werden muß, weil wir
die Structur und den Mechaniſmum in den kleinſten
Theilchen nicht ſehen, und die Koͤrper in der Welt
nehmen muͤſſen, wie ſie ſind. Wir werden uns hier
auch weiter nicht in umſtaͤndlichere Betrachtungen
daruͤber einlaſſen, weil alles bisher Angefuͤhrte nur
einzelne Beyſpiele ſind, wodurch wir ungleich allge-
meinere Unterſuchungen erlaͤutern koͤnnen.

§. 209.

Wir haben naͤmlich in vorhergehendem Hauptſtuͤcke
gezeiget, nach welchen Regeln wir uns richten, um
jede zuſammengeſetzte Begriffe in Claſſen, Arten und

Gat-
L 5
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[169/0205] Das Veraͤnderliche und Fortdauernde. daß es aufhoͤrte Silber zu ſeyn, weil dieſes auch noch bis in die kleinern Theilchen, in welche das Scheide- waſſer nicht dringen mag, Silber bleibt. §. 208. Aus dieſen verſchiedenen Graden der Kraͤfte, durch welche die Theilchen des Soliden verbunden ſind, laͤßt ſich allerdings begreifen, wie in einem Soliden frem- de Theile ſeyn, mit andern fremden Theilen verwech- ſelt oder wiederum weggebracht werden koͤnnen. Es koͤmmt nur darauf an, daß die fremden Theilchen mit den eigenen Theilchen des Soliden minder zuſam- menhaͤngen, als dieſe unter ſich. Denn ſo koͤnnen die fremden Theilchen durch geringere oder ſolche Kraͤfte von den eigenen Theilchen getrennet werden, die we- der ſtark noch fein genug ſind, dieſe zu trennen. Wir betrachten dieſes hier nur als eine Moͤglichkeit fuͤr ſich. Die Chymie zeiget in einigen Verſuchen, daß es in den wirklichen Koͤrpern angeht, ungeachtet die Aus- wahl der Mittel, ſolche Verbindungen, Trennungen und Affinitaͤten zu erhalten und zu beſtimmen, fuͤr jede einzelne Faͤlle ſchlechthin aus der Erfahrung und angeſtellten Proben erlernet werden muß, weil wir die Structur und den Mechaniſmum in den kleinſten Theilchen nicht ſehen, und die Koͤrper in der Welt nehmen muͤſſen, wie ſie ſind. Wir werden uns hier auch weiter nicht in umſtaͤndlichere Betrachtungen daruͤber einlaſſen, weil alles bisher Angefuͤhrte nur einzelne Beyſpiele ſind, wodurch wir ungleich allge- meinere Unterſuchungen erlaͤutern koͤnnen. §. 209. Wir haben naͤmlich in vorhergehendem Hauptſtuͤcke gezeiget, nach welchen Regeln wir uns richten, um jede zuſammengeſetzte Begriffe in Claſſen, Arten und Gat- L 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/205>, abgerufen am 29.03.2024.