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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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IX. Hauptst. Das Nothwendig seyn
Gebrauchen wir diesen letztern Ausdruck, so wird die
ganze Formel folgende seyn:

1°. B ist F, und F ist entweder A, oder M, oder N,
oder P.
2°. Folglich was nicht F ist, ist nicht B.
3°. Und was weder A, noch M, noch P, noch Q ist,
ist nicht F.
4°. Folglich was weder A, noch M, noch P, noch Q
ist, ist auch nicht B.
5°. Nun wird M, P, Q an sich schon von B aus-
geschlossen.
6°. Demnach, was nicht A ist, ist nicht B.
7°. Da nun alle A, B sind, so ist A allein B.

Jn dieser Formel werden aber Bestimmungen und
Indiuidua nicht leicht, noch deutlich genug unterschie-
den, weil A, M, N, P hier nicht Bestimmungen, son-
dern Indiuidua sind. Jch habe demnach den vorhin
(§. 278. N°. 2.) gegebenen Vortrag vorgezogen.

§. 279.

Das bisher Gesagte betrifft die Art, wie wir aus
der Unmöglichkeit des Gegentheils, so fern das-
selbe symbolisch vorgestellet wird, und folglich aus
der symbolischen Gestalt unserer Erkenntniß auf
das Nothwendige schließen, und man wird in dem
sechsten Hauptstücke der Dianoiologie, welches von
den Beweisen handelt, noch mehrere hieher dienende
Betrachtungen finden. Man setzet aber das Noth-
wendige nicht nur seinem Unmöglichen und daher bloß
symbolischen Gegentheile, sondern auch dem Zufälli-
gen
entgegen. Das Wort zufällig wird im Deut-
schen bald ohne Unterschied zur Uebersetzung der Wör-
ter modisicatio, contingens, accidens, casus etc. ge-

braucht,

IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn
Gebrauchen wir dieſen letztern Ausdruck, ſo wird die
ganze Formel folgende ſeyn:

1°. B iſt F, und F iſt entweder A, oder M, oder N,
oder P.
2°. Folglich was nicht F iſt, iſt nicht B.
3°. Und was weder A, noch M, noch P, noch Q iſt,
iſt nicht F.
4°. Folglich was weder A, noch M, noch P, noch Q
iſt, iſt auch nicht B.
5°. Nun wird M, P, Q an ſich ſchon von B aus-
geſchloſſen.
6°. Demnach, was nicht A iſt, iſt nicht B.
7°. Da nun alle A, B ſind, ſo iſt A allein B.

Jn dieſer Formel werden aber Beſtimmungen und
Indiuidua nicht leicht, noch deutlich genug unterſchie-
den, weil A, M, N, P hier nicht Beſtimmungen, ſon-
dern Indiuidua ſind. Jch habe demnach den vorhin
(§. 278. N°. 2.) gegebenen Vortrag vorgezogen.

§. 279.

Das bisher Geſagte betrifft die Art, wie wir aus
der Unmoͤglichkeit des Gegentheils, ſo fern daſ-
ſelbe ſymboliſch vorgeſtellet wird, und folglich aus
der ſymboliſchen Geſtalt unſerer Erkenntniß auf
das Nothwendige ſchließen, und man wird in dem
ſechſten Hauptſtuͤcke der Dianoiologie, welches von
den Beweiſen handelt, noch mehrere hieher dienende
Betrachtungen finden. Man ſetzet aber das Noth-
wendige nicht nur ſeinem Unmoͤglichen und daher bloß
ſymboliſchen Gegentheile, ſondern auch dem Zufaͤlli-
gen
entgegen. Das Wort zufaͤllig wird im Deut-
ſchen bald ohne Unterſchied zur Ueberſetzung der Woͤr-
ter modiſicatio, contingens, accidens, caſus ꝛc. ge-

braucht,
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[270/0306] IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn Gebrauchen wir dieſen letztern Ausdruck, ſo wird die ganze Formel folgende ſeyn: 1°. B iſt F, und F iſt entweder A, oder M, oder N, oder P. 2°. Folglich was nicht F iſt, iſt nicht B. 3°. Und was weder A, noch M, noch P, noch Q iſt, iſt nicht F. 4°. Folglich was weder A, noch M, noch P, noch Q iſt, iſt auch nicht B. 5°. Nun wird M, P, Q an ſich ſchon von B aus- geſchloſſen. 6°. Demnach, was nicht A iſt, iſt nicht B. 7°. Da nun alle A, B ſind, ſo iſt A allein B. Jn dieſer Formel werden aber Beſtimmungen und Indiuidua nicht leicht, noch deutlich genug unterſchie- den, weil A, M, N, P hier nicht Beſtimmungen, ſon- dern Indiuidua ſind. Jch habe demnach den vorhin (§. 278. N°. 2.) gegebenen Vortrag vorgezogen. §. 279. Das bisher Geſagte betrifft die Art, wie wir aus der Unmoͤglichkeit des Gegentheils, ſo fern daſ- ſelbe ſymboliſch vorgeſtellet wird, und folglich aus der ſymboliſchen Geſtalt unſerer Erkenntniß auf das Nothwendige ſchließen, und man wird in dem ſechſten Hauptſtuͤcke der Dianoiologie, welches von den Beweiſen handelt, noch mehrere hieher dienende Betrachtungen finden. Man ſetzet aber das Noth- wendige nicht nur ſeinem Unmoͤglichen und daher bloß ſymboliſchen Gegentheile, ſondern auch dem Zufaͤlli- gen entgegen. Das Wort zufaͤllig wird im Deut- ſchen bald ohne Unterſchied zur Ueberſetzung der Woͤr- ter modiſicatio, contingens, accidens, caſus ꝛc. ge- braucht,

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/306>, abgerufen am 23.04.2024.