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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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IX. Hauptst. Das Nothwendig seyn
Grundsätzen, so man für solche Veränderungen und
für ihre Abwechslungen finden kann, bereits oben
(§. 139. 140.) in einem allgemeinen Grundsatze vor-
getragen, und eben daselbst auch die Erheblichkeit
und den Gebrauch der Analogie, so dabey vor-
kömmt (§. 144. 145.) angezeiget.

§. 287.

Da überhaupt die Kräfte die unmittelbare Quelle
zu positiven Möglichkeiten sind (§. 243.) einige Mög-
lichkeiten aber, als Gegentheile von andern angese-
hen werden können, so stehen die Kräfte überhaupt
mit dem Nothwendigen in gewissen Verhältnissen,
die wir noch anzeigen wollen.

1°. Eine nicht aufgehaltene oder verhinderte Kraft
bringt ihre Wirkung nothwendig hervor. Denn
eben das ist es, was sie vom bloßen Vermögen
oder Möglichkeit unterscheidet.
2°. Was durch Kräfte verbunden ist, bleibt noth-
wendig, so lange das Band nicht durch grö-
ßere Kräfte getrennet oder gehoben wird.
3°. Das Daseyn einer Kraft machet die Sache
möglich, das Wegseyn der verhindernden
Kräfte machet den Erfolg wirklich, und so
lange sie weg sind, nothwendig. Und sowohl
in dieser Möglichkeit als in der Wirklichkeit,
ist eine Art von Nothwendigkeit. Jn der Mög-
lichkeit schlechthin, in der Wirklichkeit, so fern
die Kraft da ist, und sich äußert.
§. 288.

Jnsbesondere geben uns die Kräfte des Verstan-
des zwo Arten von Möglichkeiten an. 1°. Die sym-
bolische,
und mit dieser reichen wir so weit, daß
wir auch unmögliche Dinge bezeichnen können,

(§. 273.

IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn
Grundſaͤtzen, ſo man fuͤr ſolche Veraͤnderungen und
fuͤr ihre Abwechslungen finden kann, bereits oben
(§. 139. 140.) in einem allgemeinen Grundſatze vor-
getragen, und eben daſelbſt auch die Erheblichkeit
und den Gebrauch der Analogie, ſo dabey vor-
koͤmmt (§. 144. 145.) angezeiget.

§. 287.

Da uͤberhaupt die Kraͤfte die unmittelbare Quelle
zu poſitiven Moͤglichkeiten ſind (§. 243.) einige Moͤg-
lichkeiten aber, als Gegentheile von andern angeſe-
hen werden koͤnnen, ſo ſtehen die Kraͤfte uͤberhaupt
mit dem Nothwendigen in gewiſſen Verhaͤltniſſen,
die wir noch anzeigen wollen.

1°. Eine nicht aufgehaltene oder verhinderte Kraft
bringt ihre Wirkung nothwendig hervor. Denn
eben das iſt es, was ſie vom bloßen Vermoͤgen
oder Moͤglichkeit unterſcheidet.
2°. Was durch Kraͤfte verbunden iſt, bleibt noth-
wendig, ſo lange das Band nicht durch groͤ-
ßere Kraͤfte getrennet oder gehoben wird.
3°. Das Daſeyn einer Kraft machet die Sache
moͤglich, das Wegſeyn der verhindernden
Kraͤfte machet den Erfolg wirklich, und ſo
lange ſie weg ſind, nothwendig. Und ſowohl
in dieſer Moͤglichkeit als in der Wirklichkeit,
iſt eine Art von Nothwendigkeit. Jn der Moͤg-
lichkeit ſchlechthin, in der Wirklichkeit, ſo fern
die Kraft da iſt, und ſich aͤußert.
§. 288.

Jnsbeſondere geben uns die Kraͤfte des Verſtan-
des zwo Arten von Moͤglichkeiten an. 1°. Die ſym-
boliſche,
und mit dieſer reichen wir ſo weit, daß
wir auch unmoͤgliche Dinge bezeichnen koͤnnen,

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[278/0314] IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn Grundſaͤtzen, ſo man fuͤr ſolche Veraͤnderungen und fuͤr ihre Abwechslungen finden kann, bereits oben (§. 139. 140.) in einem allgemeinen Grundſatze vor- getragen, und eben daſelbſt auch die Erheblichkeit und den Gebrauch der Analogie, ſo dabey vor- koͤmmt (§. 144. 145.) angezeiget. §. 287. Da uͤberhaupt die Kraͤfte die unmittelbare Quelle zu poſitiven Moͤglichkeiten ſind (§. 243.) einige Moͤg- lichkeiten aber, als Gegentheile von andern angeſe- hen werden koͤnnen, ſo ſtehen die Kraͤfte uͤberhaupt mit dem Nothwendigen in gewiſſen Verhaͤltniſſen, die wir noch anzeigen wollen. 1°. Eine nicht aufgehaltene oder verhinderte Kraft bringt ihre Wirkung nothwendig hervor. Denn eben das iſt es, was ſie vom bloßen Vermoͤgen oder Moͤglichkeit unterſcheidet. 2°. Was durch Kraͤfte verbunden iſt, bleibt noth- wendig, ſo lange das Band nicht durch groͤ- ßere Kraͤfte getrennet oder gehoben wird. 3°. Das Daſeyn einer Kraft machet die Sache moͤglich, das Wegſeyn der verhindernden Kraͤfte machet den Erfolg wirklich, und ſo lange ſie weg ſind, nothwendig. Und ſowohl in dieſer Moͤglichkeit als in der Wirklichkeit, iſt eine Art von Nothwendigkeit. Jn der Moͤg- lichkeit ſchlechthin, in der Wirklichkeit, ſo fern die Kraft da iſt, und ſich aͤußert. §. 288. Jnsbeſondere geben uns die Kraͤfte des Verſtan- des zwo Arten von Moͤglichkeiten an. 1°. Die ſym- boliſche, und mit dieſer reichen wir ſo weit, daß wir auch unmoͤgliche Dinge bezeichnen koͤnnen, (§. 273.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/314>, abgerufen am 19.04.2024.