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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Vor seyn und das Nach seyn.
drücken einige, z. E. vor, nach, auf, unter, über,
an, zwischen
etc. Verhältnisse der localen Ordnung
oder der Dimensionen des Ortes, andere z. E. in,
neben, bey, um, ob
etc. Bestimmungen des Ortes
aus, und bey einigen z. E. gegen, von, zu, bis,
aus, durch, wider
etc. kömmt mehr oder minder der
Begriff der Bewegung vor. Dieses ist aber nicht so
genau bestimmet, daß nicht auch Verwechselungen
dieser drey Classen vorkommen sollten.

§. 308.

So fern nun die Bedeutung dieser Wörter auf die
Verhältnisse des Ortes geht, stellen sie einfache Be-
griffe vor, und es sind dabey weder Worterklärungen
noch Sacherklärungen nothwendig, (§. 28.). Sie
werden aber stufenweise metaphorisch und transcen-
dent gemacht. Denn so kommen sie sämmtlich auch
bey der Zeit und Dauer vor, und da die Zeit nur
eine, der Raum aber drey Dimensionen hat, so
bindet man sich auch, in Ansehung der Zeit, nicht
so genau an diese oder jene Dimension des Ortes,
(Semiot. §. 215.). Da wir ferner bald jede Bestim-
mungen des Raums und des Ortes auf eine transcen-
dente Art in das Gedankenreich bringen (§. 29. 48.
81. 252.), so dehnen wir sie ohne Unterschied auf
alles aus, wo sich Dimensionen gedenken lassen.
Endlich werden sie in der Sprache in Aduerbia und
vollends auch in Ableitungstheilchen der Zeitwörter
verwandelt, und dadurch aus Verhältnißbegriffen
der Dinge
zu Bestimmungsbegriffen der Hand-
lungen
gemacht, (Semiot. §. 216.). So z. E. vor
einem gehen,
zeiget die Verhältniß des Ortes, einem
vorgehen,
zeiget eine Rangordnung an.

§. 309.

Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
druͤcken einige, z. E. vor, nach, auf, unter, uͤber,
an, zwiſchen
ꝛc. Verhaͤltniſſe der localen Ordnung
oder der Dimenſionen des Ortes, andere z. E. in,
neben, bey, um, ob
ꝛc. Beſtimmungen des Ortes
aus, und bey einigen z. E. gegen, von, zu, bis,
aus, durch, wider
ꝛc. koͤmmt mehr oder minder der
Begriff der Bewegung vor. Dieſes iſt aber nicht ſo
genau beſtimmet, daß nicht auch Verwechſelungen
dieſer drey Claſſen vorkommen ſollten.

§. 308.

So fern nun die Bedeutung dieſer Woͤrter auf die
Verhaͤltniſſe des Ortes geht, ſtellen ſie einfache Be-
griffe vor, und es ſind dabey weder Worterklaͤrungen
noch Sacherklaͤrungen nothwendig, (§. 28.). Sie
werden aber ſtufenweiſe metaphoriſch und tranſcen-
dent gemacht. Denn ſo kommen ſie ſaͤmmtlich auch
bey der Zeit und Dauer vor, und da die Zeit nur
eine, der Raum aber drey Dimenſionen hat, ſo
bindet man ſich auch, in Anſehung der Zeit, nicht
ſo genau an dieſe oder jene Dimenſion des Ortes,
(Semiot. §. 215.). Da wir ferner bald jede Beſtim-
mungen des Raums und des Ortes auf eine tranſcen-
dente Art in das Gedankenreich bringen (§. 29. 48.
81. 252.), ſo dehnen wir ſie ohne Unterſchied auf
alles aus, wo ſich Dimenſionen gedenken laſſen.
Endlich werden ſie in der Sprache in Aduerbia und
vollends auch in Ableitungstheilchen der Zeitwoͤrter
verwandelt, und dadurch aus Verhaͤltnißbegriffen
der Dinge
zu Beſtimmungsbegriffen der Hand-
lungen
gemacht, (Semiot. §. 216.). So z. E. vor
einem gehen,
zeiget die Verhaͤltniß des Ortes, einem
vorgehen,
zeiget eine Rangordnung an.

§. 309.
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[299/0335] Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn. druͤcken einige, z. E. vor, nach, auf, unter, uͤber, an, zwiſchen ꝛc. Verhaͤltniſſe der localen Ordnung oder der Dimenſionen des Ortes, andere z. E. in, neben, bey, um, ob ꝛc. Beſtimmungen des Ortes aus, und bey einigen z. E. gegen, von, zu, bis, aus, durch, wider ꝛc. koͤmmt mehr oder minder der Begriff der Bewegung vor. Dieſes iſt aber nicht ſo genau beſtimmet, daß nicht auch Verwechſelungen dieſer drey Claſſen vorkommen ſollten. §. 308. So fern nun die Bedeutung dieſer Woͤrter auf die Verhaͤltniſſe des Ortes geht, ſtellen ſie einfache Be- griffe vor, und es ſind dabey weder Worterklaͤrungen noch Sacherklaͤrungen nothwendig, (§. 28.). Sie werden aber ſtufenweiſe metaphoriſch und tranſcen- dent gemacht. Denn ſo kommen ſie ſaͤmmtlich auch bey der Zeit und Dauer vor, und da die Zeit nur eine, der Raum aber drey Dimenſionen hat, ſo bindet man ſich auch, in Anſehung der Zeit, nicht ſo genau an dieſe oder jene Dimenſion des Ortes, (Semiot. §. 215.). Da wir ferner bald jede Beſtim- mungen des Raums und des Ortes auf eine tranſcen- dente Art in das Gedankenreich bringen (§. 29. 48. 81. 252.), ſo dehnen wir ſie ohne Unterſchied auf alles aus, wo ſich Dimenſionen gedenken laſſen. Endlich werden ſie in der Sprache in Aduerbia und vollends auch in Ableitungstheilchen der Zeitwoͤrter verwandelt, und dadurch aus Verhaͤltnißbegriffen der Dinge zu Beſtimmungsbegriffen der Hand- lungen gemacht, (Semiot. §. 216.). So z. E. vor einem gehen, zeiget die Verhaͤltniß des Ortes, einem vorgehen, zeiget eine Rangordnung an. §. 309.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/335>, abgerufen am 29.03.2024.