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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Vor seyn und das Nach seyn.
komme. Denn da vermöge der Voraussetzung die
locale Ordnung in der Reihe fortgeht, so ist der blinde
Zufall schlechthin dabey ausgeschlossen, (§. 324. N°. 7.).
Demnach erfolgt jedes Glied der Reihe, es sey an sich
oder wenigstens in Absicht auf seine Stelle, entweder
aus einem oder einigen der vorhergehenden, oder aus
etwas, das sie nach einerley Gesetze in dieser Ord-
nung herfürbringt, oder sie in dieselbe bringt. Dieses
nennen wir im allgemeinsten Verstande einen Mecha-
nismum, weil wir diesen Begriff eben so transcendent
setzen, als den Begriff der Kräfte (§. 29. 68.), und
die Art und Weise dadurch verstehen, wie die Kräfte
nach einerley oder nach einem allgemeinen Gesetze wir-
ken, es mögen nun bewegende Kräfte, oder Kräfte
des Verstandes oder Kräfte des Willens, oder von
zweyen derselben oder alle drey Arten beysammen seyn.

§. 332.

Die vorhin angeführten drey Arten, periodische
Zahlreihen herfürzubringen (§. 331.), erläutern diesen
Satz, in Absicht auf Zahlen. Jn der Mechanic hat
man denselben längst schon als eine Quelle zu Erfin-
dung von Maschinen gebraucht (Dianoiol. §. 76.),
weil jede periodische Wiederkehr von Veränderungen
durch Maschinen zuwegegebracht werden kann, und
jede locale Ordnung in einer Reihe von Veränderun-
gen periodisch wird. Jn der wirklichen Welt finden
wir in der Erzeugung der Menschen, Thiere und
Pflanzen eine den periodischen Zahlreihen ähnliche
Ordnung. Bey den meisten ist sie A, A, A, etc. weil
sie sich jedes nach ihrer Art fortpflanzen. Bey den
Jnsecten aber, die sich aus Raupen in Schmetterlinge
verwandeln, ist sie ABABA etc. Und es ist nicht zu
zweifeln, daß es nicht auch sollte Fortpflanzungen

geben
X 2

Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
komme. Denn da vermoͤge der Vorausſetzung die
locale Ordnung in der Reihe fortgeht, ſo iſt der blinde
Zufall ſchlechthin dabey ausgeſchloſſen, (§. 324. N°. 7.).
Demnach erfolgt jedes Glied der Reihe, es ſey an ſich
oder wenigſtens in Abſicht auf ſeine Stelle, entweder
aus einem oder einigen der vorhergehenden, oder aus
etwas, das ſie nach einerley Geſetze in dieſer Ord-
nung herfuͤrbringt, oder ſie in dieſelbe bringt. Dieſes
nennen wir im allgemeinſten Verſtande einen Mecha-
niſmum, weil wir dieſen Begriff eben ſo tranſcendent
ſetzen, als den Begriff der Kraͤfte (§. 29. 68.), und
die Art und Weiſe dadurch verſtehen, wie die Kraͤfte
nach einerley oder nach einem allgemeinen Geſetze wir-
ken, es moͤgen nun bewegende Kraͤfte, oder Kraͤfte
des Verſtandes oder Kraͤfte des Willens, oder von
zweyen derſelben oder alle drey Arten beyſammen ſeyn.

§. 332.

Die vorhin angefuͤhrten drey Arten, periodiſche
Zahlreihen herfuͤrzubringen (§. 331.), erlaͤutern dieſen
Satz, in Abſicht auf Zahlen. Jn der Mechanic hat
man denſelben laͤngſt ſchon als eine Quelle zu Erfin-
dung von Maſchinen gebraucht (Dianoiol. §. 76.),
weil jede periodiſche Wiederkehr von Veraͤnderungen
durch Maſchinen zuwegegebracht werden kann, und
jede locale Ordnung in einer Reihe von Veraͤnderun-
gen periodiſch wird. Jn der wirklichen Welt finden
wir in der Erzeugung der Menſchen, Thiere und
Pflanzen eine den periodiſchen Zahlreihen aͤhnliche
Ordnung. Bey den meiſten iſt ſie A, A, A, ꝛc. weil
ſie ſich jedes nach ihrer Art fortpflanzen. Bey den
Jnſecten aber, die ſich aus Raupen in Schmetterlinge
verwandeln, iſt ſie ABABA ꝛc. Und es iſt nicht zu
zweifeln, daß es nicht auch ſollte Fortpflanzungen

geben
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[323/0359] Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn. komme. Denn da vermoͤge der Vorausſetzung die locale Ordnung in der Reihe fortgeht, ſo iſt der blinde Zufall ſchlechthin dabey ausgeſchloſſen, (§. 324. N°. 7.). Demnach erfolgt jedes Glied der Reihe, es ſey an ſich oder wenigſtens in Abſicht auf ſeine Stelle, entweder aus einem oder einigen der vorhergehenden, oder aus etwas, das ſie nach einerley Geſetze in dieſer Ord- nung herfuͤrbringt, oder ſie in dieſelbe bringt. Dieſes nennen wir im allgemeinſten Verſtande einen Mecha- niſmum, weil wir dieſen Begriff eben ſo tranſcendent ſetzen, als den Begriff der Kraͤfte (§. 29. 68.), und die Art und Weiſe dadurch verſtehen, wie die Kraͤfte nach einerley oder nach einem allgemeinen Geſetze wir- ken, es moͤgen nun bewegende Kraͤfte, oder Kraͤfte des Verſtandes oder Kraͤfte des Willens, oder von zweyen derſelben oder alle drey Arten beyſammen ſeyn. §. 332. Die vorhin angefuͤhrten drey Arten, periodiſche Zahlreihen herfuͤrzubringen (§. 331.), erlaͤutern dieſen Satz, in Abſicht auf Zahlen. Jn der Mechanic hat man denſelben laͤngſt ſchon als eine Quelle zu Erfin- dung von Maſchinen gebraucht (Dianoiol. §. 76.), weil jede periodiſche Wiederkehr von Veraͤnderungen durch Maſchinen zuwegegebracht werden kann, und jede locale Ordnung in einer Reihe von Veraͤnderun- gen periodiſch wird. Jn der wirklichen Welt finden wir in der Erzeugung der Menſchen, Thiere und Pflanzen eine den periodiſchen Zahlreihen aͤhnliche Ordnung. Bey den meiſten iſt ſie A, A, A, ꝛc. weil ſie ſich jedes nach ihrer Art fortpflanzen. Bey den Jnſecten aber, die ſich aus Raupen in Schmetterlinge verwandeln, iſt ſie ABABA ꝛc. Und es iſt nicht zu zweifeln, daß es nicht auch ſollte Fortpflanzungen geben X 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/359>, abgerufen am 25.04.2024.