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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Volle und das Durchgängige.
Redensarten finden auch statt, wenn die Absich-
ten den Graden nach immer genauer erhalten
werden,
und so auch, wenn man zu jeden Ar-
ten von Absichten jede Arten dienlicher Mittel
findet und zusammen ordnet.
Hiebey können
wir besonders anmerken, daß bey dem Menschen alle
Arten von Fähigkeiten, als die erste Anlage zu
Mitteln, gewisse Absichten zu erreichen,
ange-
sehen werden können. Da diese Fähigkeiten theils
durch ein natürliches Geschicke, theils durch
Uebung zu immer größern Fertigkeiten werden kön-
nen, so kann man es auch darinn weit und zu einem
hohen Grade der Vollkommenheit bringen.
Und wir können in dieser Absicht die Vollkommen-
heit eines Menschen,
so fern sie nämlich von sei-
nen freyen Handlungen abhängt, darinn setzen, wenn
alle seine natürliche Fähigkeiten in gewissem
oder behörigem Ebenmaaße zu Fertigkeiten ge-
worden sind.
Dieses Ebenmaaß aber bestimmet sich
durch die den Naturgaben und äußern Umständen an-
gemessene und gewählete Lebensart und durch die Ver-
theilung der Zeit, die zur Uebung jeder dazu gehö-
rigen Fähigkeit verwendet werden muß. (Dianoiol.
§. 531. 532. und Phänomenol. §. 131.).

§. 356.

Die Fernröhre geben uns ein Beyspiel, wodurch
wir das bisher gesagte erläutern können. Sie sind
allerdings eines gewissen Grades der Vollkommenheit
fähig. Die Absichten, die man sich dabey vor-
setzet, und wozu sie ein so viel möglich einfaches
Mittel
seyn sollen, sind die Vergrößerung, die
Deutlichkeit, die Helligkeit, das Feld des Ueber-
sehens,
und bey irdischen Gegenständen die auf-

rechte

Das Volle und das Durchgaͤngige.
Redensarten finden auch ſtatt, wenn die Abſich-
ten den Graden nach immer genauer erhalten
werden,
und ſo auch, wenn man zu jeden Ar-
ten von Abſichten jede Arten dienlicher Mittel
findet und zuſammen ordnet.
Hiebey koͤnnen
wir beſonders anmerken, daß bey dem Menſchen alle
Arten von Faͤhigkeiten, als die erſte Anlage zu
Mitteln, gewiſſe Abſichten zu erreichen,
ange-
ſehen werden koͤnnen. Da dieſe Faͤhigkeiten theils
durch ein natuͤrliches Geſchicke, theils durch
Uebung zu immer groͤßern Fertigkeiten werden koͤn-
nen, ſo kann man es auch darinn weit und zu einem
hohen Grade der Vollkommenheit bringen.
Und wir koͤnnen in dieſer Abſicht die Vollkommen-
heit eines Menſchen,
ſo fern ſie naͤmlich von ſei-
nen freyen Handlungen abhaͤngt, darinn ſetzen, wenn
alle ſeine natuͤrliche Faͤhigkeiten in gewiſſem
oder behoͤrigem Ebenmaaße zu Fertigkeiten ge-
worden ſind.
Dieſes Ebenmaaß aber beſtimmet ſich
durch die den Naturgaben und aͤußern Umſtaͤnden an-
gemeſſene und gewaͤhlete Lebensart und durch die Ver-
theilung der Zeit, die zur Uebung jeder dazu gehoͤ-
rigen Faͤhigkeit verwendet werden muß. (Dianoiol.
§. 531. 532. und Phaͤnomenol. §. 131.).

§. 356.

Die Fernroͤhre geben uns ein Beyſpiel, wodurch
wir das bisher geſagte erlaͤutern koͤnnen. Sie ſind
allerdings eines gewiſſen Grades der Vollkommenheit
faͤhig. Die Abſichten, die man ſich dabey vor-
ſetzet, und wozu ſie ein ſo viel moͤglich einfaches
Mittel
ſeyn ſollen, ſind die Vergroͤßerung, die
Deutlichkeit, die Helligkeit, das Feld des Ueber-
ſehens,
und bey irdiſchen Gegenſtaͤnden die auf-

rechte
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[347/0383] Das Volle und das Durchgaͤngige. Redensarten finden auch ſtatt, wenn die Abſich- ten den Graden nach immer genauer erhalten werden, und ſo auch, wenn man zu jeden Ar- ten von Abſichten jede Arten dienlicher Mittel findet und zuſammen ordnet. Hiebey koͤnnen wir beſonders anmerken, daß bey dem Menſchen alle Arten von Faͤhigkeiten, als die erſte Anlage zu Mitteln, gewiſſe Abſichten zu erreichen, ange- ſehen werden koͤnnen. Da dieſe Faͤhigkeiten theils durch ein natuͤrliches Geſchicke, theils durch Uebung zu immer groͤßern Fertigkeiten werden koͤn- nen, ſo kann man es auch darinn weit und zu einem hohen Grade der Vollkommenheit bringen. Und wir koͤnnen in dieſer Abſicht die Vollkommen- heit eines Menſchen, ſo fern ſie naͤmlich von ſei- nen freyen Handlungen abhaͤngt, darinn ſetzen, wenn alle ſeine natuͤrliche Faͤhigkeiten in gewiſſem oder behoͤrigem Ebenmaaße zu Fertigkeiten ge- worden ſind. Dieſes Ebenmaaß aber beſtimmet ſich durch die den Naturgaben und aͤußern Umſtaͤnden an- gemeſſene und gewaͤhlete Lebensart und durch die Ver- theilung der Zeit, die zur Uebung jeder dazu gehoͤ- rigen Faͤhigkeit verwendet werden muß. (Dianoiol. §. 531. 532. und Phaͤnomenol. §. 131.). §. 356. Die Fernroͤhre geben uns ein Beyſpiel, wodurch wir das bisher geſagte erlaͤutern koͤnnen. Sie ſind allerdings eines gewiſſen Grades der Vollkommenheit faͤhig. Die Abſichten, die man ſich dabey vor- ſetzet, und wozu ſie ein ſo viel moͤglich einfaches Mittel ſeyn ſollen, ſind die Vergroͤßerung, die Deutlichkeit, die Helligkeit, das Feld des Ueber- ſehens, und bey irdiſchen Gegenſtaͤnden die auf- rechte

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/383>, abgerufen am 20.04.2024.