Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

und Forderungen der Grundlehre.
sechsmal, das ist eben so vielmal als diese Zahl Ein-
heiten hat, so erhält man die zweyte Dignität. Da ist
nämlich 6 als die Einheit vom ersten Range, 6 mal 6,
oder 36, als die Einheit vom zweyten Range, 6 mal 36
oder 216 als die Einheit vom dritten Range anzu-
sehen etc. Diese Einheiten werden daher auch so ge-
zeichnet 6', 6", 6''', 6 etc. oder 61, 62, 63, 64 etc. Da
nun eine kleinere Zahl, z. E. 4 nur ein Theil der Ein-
heit vom ersten Range der Zahl 6 ist, nämlich 2/3
von 6': so ist auch 4 mal 6 nur 2/3 von 6", oder 2/3 der
Einheit vom zweyten Range. Und eben so wird
3 mal 4, nur 1/3 von 6" seyn etc. Wir merken dieses
hier in Absicht auf die Dimensionen an, welche vor-
kommen, wo Einheiten von verschiedener Art ver-
bunden sind, und wo folglich auch die Zahlen der
einen mit den Zahlen der andern verbunden werden
müssen, welches durch das Multipliciren geschieht.
Wie verschieden aber die Einheiten seyn können, das
wird aus der Betrachtung der andern einfachen Be-
griffe erhellen, weil sich bey jedem derselben eine oder
mehrere verschiedene Einheiten und daher auch eine
oder mehrere Dimensionen gedenken lassen. Die
ausführliche Theorie der Einheiten und der Dimen-
sionen
gehöret in die allgemeine Mathesin (§. 56.).

§. 79.

Die Ausdehnung oder der Raum, so fern er
ausgemessen wird, ist der Gegenstand der Geometrie,
einer Wissenschaft, welche Euclid schon in eine wis-
senschaftliche Form gebracht, und dadurch ein ächtes
Muster dieser Form gegeben hat. Dabey kommen
nun folgende Grundsätze vor:

1°. Die Theile des Raums sind außer einander,
oder der Raum ist ausgedehnt.
2°. Der

und Forderungen der Grundlehre.
ſechsmal, das iſt eben ſo vielmal als dieſe Zahl Ein-
heiten hat, ſo erhaͤlt man die zweyte Dignitaͤt. Da iſt
naͤmlich 6 als die Einheit vom erſten Range, 6 mal 6,
oder 36, als die Einheit vom zweyten Range, 6 mal 36
oder 216 als die Einheit vom dritten Range anzu-
ſehen ꝛc. Dieſe Einheiten werden daher auch ſo ge-
zeichnet 6′, 6″, 6‴, 6⁗ ꝛc. oder 61, 62, 63, 64 ꝛc. Da
nun eine kleinere Zahl, z. E. 4 nur ein Theil der Ein-
heit vom erſten Range der Zahl 6 iſt, naͤmlich ⅔
von 6′: ſo iſt auch 4 mal 6 nur ⅔ von 6″, oder ⅔ der
Einheit vom zweyten Range. Und eben ſo wird
3 mal 4, nur ⅓ von 6″ ſeyn ꝛc. Wir merken dieſes
hier in Abſicht auf die Dimenſionen an, welche vor-
kommen, wo Einheiten von verſchiedener Art ver-
bunden ſind, und wo folglich auch die Zahlen der
einen mit den Zahlen der andern verbunden werden
muͤſſen, welches durch das Multipliciren geſchieht.
Wie verſchieden aber die Einheiten ſeyn koͤnnen, das
wird aus der Betrachtung der andern einfachen Be-
griffe erhellen, weil ſich bey jedem derſelben eine oder
mehrere verſchiedene Einheiten und daher auch eine
oder mehrere Dimenſionen gedenken laſſen. Die
ausfuͤhrliche Theorie der Einheiten und der Dimen-
ſionen
gehoͤret in die allgemeine Matheſin (§. 56.).

§. 79.

Die Ausdehnung oder der Raum, ſo fern er
ausgemeſſen wird, iſt der Gegenſtand der Geometrie,
einer Wiſſenſchaft, welche Euclid ſchon in eine wiſ-
ſenſchaftliche Form gebracht, und dadurch ein aͤchtes
Muſter dieſer Form gegeben hat. Dabey kommen
nun folgende Grundſaͤtze vor:

1°. Die Theile des Raums ſind außer einander,
oder der Raum iſt ausgedehnt.
2°. Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0097" n="61"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Forderungen der Grundlehre.</hi></fw><lb/>
&#x017F;echsmal, das i&#x017F;t eben &#x017F;o vielmal als die&#x017F;e Zahl Ein-<lb/>
heiten hat, &#x017F;o erha&#x0364;lt man die zweyte Dignita&#x0364;t. Da i&#x017F;t<lb/>
na&#x0364;mlich 6 als die Einheit vom er&#x017F;ten Range, 6 mal 6,<lb/>
oder 36, als die Einheit vom zweyten Range, 6 mal 36<lb/>
oder 216 als die Einheit vom dritten Range anzu-<lb/>
&#x017F;ehen &#xA75B;c. Die&#x017F;e Einheiten werden daher auch &#x017F;o ge-<lb/>
zeichnet 6&#x2032;, 6&#x2033;, 6&#x2034;, 6&#x2057; &#xA75B;c. oder 6<hi rendition="#sup">1</hi>, 6<hi rendition="#sup">2</hi>, 6<hi rendition="#sup">3</hi>, 6<hi rendition="#sup">4</hi> &#xA75B;c. Da<lb/>
nun eine kleinere Zahl, z. E. 4 nur ein Theil der Ein-<lb/>
heit vom er&#x017F;ten Range der Zahl 6 i&#x017F;t, na&#x0364;mlich &#x2154;<lb/>
von 6&#x2032;: &#x017F;o i&#x017F;t auch 4 mal 6 nur &#x2154; von 6&#x2033;, oder &#x2154; der<lb/>
Einheit vom zweyten Range. Und eben &#x017F;o wird<lb/>
3 mal 4, nur &#x2153; von 6&#x2033; &#x017F;eyn &#xA75B;c. Wir merken die&#x017F;es<lb/>
hier in Ab&#x017F;icht auf die Dimen&#x017F;ionen an, welche vor-<lb/>
kommen, wo Einheiten von ver&#x017F;chiedener Art ver-<lb/>
bunden &#x017F;ind, und wo folglich auch die Zahlen der<lb/>
einen mit den Zahlen der andern verbunden werden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, welches durch das Multipliciren ge&#x017F;chieht.<lb/>
Wie ver&#x017F;chieden aber die Einheiten &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, das<lb/>
wird aus der Betrachtung der andern einfachen Be-<lb/>
griffe erhellen, weil &#x017F;ich bey jedem der&#x017F;elben eine oder<lb/>
mehrere ver&#x017F;chiedene Einheiten und daher auch eine<lb/>
oder mehrere <hi rendition="#fr">Dimen&#x017F;ionen</hi> gedenken la&#x017F;&#x017F;en. Die<lb/>
ausfu&#x0364;hrliche Theorie der <hi rendition="#fr">Einheiten</hi> und der <hi rendition="#fr">Dimen-<lb/>
&#x017F;ionen</hi> geho&#x0364;ret in die allgemeine Mathe&#x017F;in (§. 56.).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 79.</head><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Ausdehnung</hi> oder der <hi rendition="#fr">Raum,</hi> &#x017F;o fern er<lb/>
ausgeme&#x017F;&#x017F;en wird, i&#x017F;t der Gegen&#x017F;tand der Geometrie,<lb/>
einer Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, welche <hi rendition="#fr">Euclid</hi> &#x017F;chon in eine wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaftliche Form gebracht, und dadurch ein a&#x0364;chtes<lb/>
Mu&#x017F;ter die&#x017F;er Form gegeben hat. Dabey kommen<lb/>
nun folgende Grund&#x017F;a&#x0364;tze vor:</p><lb/>
            <list>
              <item>1°. Die Theile des Raums &#x017F;ind außer einander,<lb/>
oder der Raum i&#x017F;t ausgedehnt.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">2°. Der</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0097] und Forderungen der Grundlehre. ſechsmal, das iſt eben ſo vielmal als dieſe Zahl Ein- heiten hat, ſo erhaͤlt man die zweyte Dignitaͤt. Da iſt naͤmlich 6 als die Einheit vom erſten Range, 6 mal 6, oder 36, als die Einheit vom zweyten Range, 6 mal 36 oder 216 als die Einheit vom dritten Range anzu- ſehen ꝛc. Dieſe Einheiten werden daher auch ſo ge- zeichnet 6′, 6″, 6‴, 6⁗ ꝛc. oder 61, 62, 63, 64 ꝛc. Da nun eine kleinere Zahl, z. E. 4 nur ein Theil der Ein- heit vom erſten Range der Zahl 6 iſt, naͤmlich ⅔ von 6′: ſo iſt auch 4 mal 6 nur ⅔ von 6″, oder ⅔ der Einheit vom zweyten Range. Und eben ſo wird 3 mal 4, nur ⅓ von 6″ ſeyn ꝛc. Wir merken dieſes hier in Abſicht auf die Dimenſionen an, welche vor- kommen, wo Einheiten von verſchiedener Art ver- bunden ſind, und wo folglich auch die Zahlen der einen mit den Zahlen der andern verbunden werden muͤſſen, welches durch das Multipliciren geſchieht. Wie verſchieden aber die Einheiten ſeyn koͤnnen, das wird aus der Betrachtung der andern einfachen Be- griffe erhellen, weil ſich bey jedem derſelben eine oder mehrere verſchiedene Einheiten und daher auch eine oder mehrere Dimenſionen gedenken laſſen. Die ausfuͤhrliche Theorie der Einheiten und der Dimen- ſionen gehoͤret in die allgemeine Matheſin (§. 56.). §. 79. Die Ausdehnung oder der Raum, ſo fern er ausgemeſſen wird, iſt der Gegenſtand der Geometrie, einer Wiſſenſchaft, welche Euclid ſchon in eine wiſ- ſenſchaftliche Form gebracht, und dadurch ein aͤchtes Muſter dieſer Form gegeben hat. Dabey kommen nun folgende Grundſaͤtze vor: 1°. Die Theile des Raums ſind außer einander, oder der Raum iſt ausgedehnt. 2°. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/97
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/97>, abgerufen am 19.04.2024.