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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Dinge und Verhältnisse.
einzelne Data und Fragmente zur Theorie auf, und
diese müssen eben so unter einander verglichen werden,
wenn man die geringste und dennoch zureichende An-
zahl finden will, wie wir es vorhin (§. 576.) bey der
allgemeinen Formel gethan haben. Denn welches
von diesen Fragmenten aus den andern an sich schon
hergeleitet werden kann, das wird nicht unter die Data
gerechnet, sondern unter das, was aus diesen Datis
nothwendig folgt, und es trägt auch zur Erfindung
des A nichts mehr bey, als die übrigen Data schon
beytragen. Behält man auf diese Art die von ein-
ander unabhängigen Data allein, so muß man von
denselben rückwärts auf A schließen können, das will
sagen, man muß finden können, was jedes dersel-
ben im A nothwendig voraussetzet, so daß ohne diese
Voraussetzung das Datum nicht statt haben könnte,
(Dianoiol. §. 404.).

§. 578.

Wir müssen ferner bey der Betrachtung der Ver-
hältnisse und ihrer Verbindung mit den Dingen selbst,
den Begriff des Ganzen und der Theile gleichsam
oben an rechnen, weil die Theorie davon sehr aus-
gebreitet ist. Denn

1°. ist jedes Ding, an sich betrachtet, ein Ganzes,
und hinwiederum kann man jede zusammenge-
hörende Stücke in einen Begriff bringen, und
sie als ein Ganzes, und so auch als ein Ding
ansehen.
2°. Die Verhältnisse selbst, so zwischen den Thei-
len eines Ganzen sind, machen an sich auch, und
in dieser Absicht betrachtet, ein zusammengehö-
rendes Ganzes aus.
3°. Sofern
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Dinge und Verhaͤltniſſe.
einzelne Data und Fragmente zur Theorie auf, und
dieſe muͤſſen eben ſo unter einander verglichen werden,
wenn man die geringſte und dennoch zureichende An-
zahl finden will, wie wir es vorhin (§. 576.) bey der
allgemeinen Formel gethan haben. Denn welches
von dieſen Fragmenten aus den andern an ſich ſchon
hergeleitet werden kann, das wird nicht unter die Data
gerechnet, ſondern unter das, was aus dieſen Datis
nothwendig folgt, und es traͤgt auch zur Erfindung
des A nichts mehr bey, als die uͤbrigen Data ſchon
beytragen. Behaͤlt man auf dieſe Art die von ein-
ander unabhaͤngigen Data allein, ſo muß man von
denſelben ruͤckwaͤrts auf A ſchließen koͤnnen, das will
ſagen, man muß finden koͤnnen, was jedes derſel-
ben im A nothwendig vorausſetzet, ſo daß ohne dieſe
Vorausſetzung das Datum nicht ſtatt haben koͤnnte,
(Dianoiol. §. 404.).

§. 578.

Wir muͤſſen ferner bey der Betrachtung der Ver-
haͤltniſſe und ihrer Verbindung mit den Dingen ſelbſt,
den Begriff des Ganzen und der Theile gleichſam
oben an rechnen, weil die Theorie davon ſehr aus-
gebreitet iſt. Denn

1°. iſt jedes Ding, an ſich betrachtet, ein Ganzes,
und hinwiederum kann man jede zuſammenge-
hoͤrende Stuͤcke in einen Begriff bringen, und
ſie als ein Ganzes, und ſo auch als ein Ding
anſehen.
2°. Die Verhaͤltniſſe ſelbſt, ſo zwiſchen den Thei-
len eines Ganzen ſind, machen an ſich auch, und
in dieſer Abſicht betrachtet, ein zuſammengehoͤ-
rendes Ganzes aus.
3°. Sofern
N 5
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[201/0209] Dinge und Verhaͤltniſſe. einzelne Data und Fragmente zur Theorie auf, und dieſe muͤſſen eben ſo unter einander verglichen werden, wenn man die geringſte und dennoch zureichende An- zahl finden will, wie wir es vorhin (§. 576.) bey der allgemeinen Formel gethan haben. Denn welches von dieſen Fragmenten aus den andern an ſich ſchon hergeleitet werden kann, das wird nicht unter die Data gerechnet, ſondern unter das, was aus dieſen Datis nothwendig folgt, und es traͤgt auch zur Erfindung des A nichts mehr bey, als die uͤbrigen Data ſchon beytragen. Behaͤlt man auf dieſe Art die von ein- ander unabhaͤngigen Data allein, ſo muß man von denſelben ruͤckwaͤrts auf A ſchließen koͤnnen, das will ſagen, man muß finden koͤnnen, was jedes derſel- ben im A nothwendig vorausſetzet, ſo daß ohne dieſe Vorausſetzung das Datum nicht ſtatt haben koͤnnte, (Dianoiol. §. 404.). §. 578. Wir muͤſſen ferner bey der Betrachtung der Ver- haͤltniſſe und ihrer Verbindung mit den Dingen ſelbſt, den Begriff des Ganzen und der Theile gleichſam oben an rechnen, weil die Theorie davon ſehr aus- gebreitet iſt. Denn 1°. iſt jedes Ding, an ſich betrachtet, ein Ganzes, und hinwiederum kann man jede zuſammenge- hoͤrende Stuͤcke in einen Begriff bringen, und ſie als ein Ganzes, und ſo auch als ein Ding anſehen. 2°. Die Verhaͤltniſſe ſelbſt, ſo zwiſchen den Thei- len eines Ganzen ſind, machen an ſich auch, und in dieſer Abſicht betrachtet, ein zuſammengehoͤ- rendes Ganzes aus. 3°. Sofern N 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/209>, abgerufen am 16.04.2024.