Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XIX. Hauptstück.
chen +, - (§. 435.) oder durch die Zeichen. : (§. 437.)
geschehen, je nach dem es wirkliche Theile oder Be-
stimmungen
betrifft. Denn daß hiebey eine Art
von Calcul vorkomme, das zeiget nicht nur die Spra-
che schon an, welche das Wort Calcul bereits bis
dahin metaphorisch gemacht hat, sondern die Aehn-
lichkeit der Sache mit arithmetischen Rechnungen be-
rechtiget diese Benennung, und zeiget, daß man
sich Rechnung mache,
wo von Zahlen kaum die
Rede ist. Denn dieser Calcul kömmt vornehmlich
vor, wo man die Veränderungen in Ueberschlag
bringt,
welche die Ausführung eines Vorhabens nach
sich zieht, und man thut es, um zu sehen, ob eine
Jdentität (um nicht zu sagen, eine Gleichung)
herauskomme? Die Absicht, die man sich vorsetzet,
zeiget, wie die Sache ausfallen solle. Man nimmt
sodann Ursachen und Triebfedern an, und calculirt
oder macht die Rechnung, oder den Ueberschlag, ob
die Veränderungen, die diese Ursachen und Triebfe-
dern in den vorgegebenen Umständen nach sich ziehen,
endlich und zu vorgesetzter Zeit, der vorhabenden Ab-
sicht gemäß ausfallen? Damit geht es nun am rich-
tigsten, wenn man von der Absicht rückwärts auf die
Mittel schließen kann. Widrigenfalls muß man, wie
bey der Regel Falsi, verfahren (§. 573.), und nach
willkührlich angenommenen Ursachen und Mitteln,
aus der Verschiedenheit der Wirkung auf die Aende-
rung der Ursachen, und besonders auf die Art, wie
sie geändert werden müssen, den Schluß machen,
(§. 571-577.).

§. 587.

Die ganze Veränderung, die in der einen Sub-
stanz vorgegangen, werden wir nun die Wirkung

nennen,

XIX. Hauptſtuͤck.
chen +, - (§. 435.) oder durch die Zeichen. : (§. 437.)
geſchehen, je nach dem es wirkliche Theile oder Be-
ſtimmungen
betrifft. Denn daß hiebey eine Art
von Calcul vorkomme, das zeiget nicht nur die Spra-
che ſchon an, welche das Wort Calcul bereits bis
dahin metaphoriſch gemacht hat, ſondern die Aehn-
lichkeit der Sache mit arithmetiſchen Rechnungen be-
rechtiget dieſe Benennung, und zeiget, daß man
ſich Rechnung mache,
wo von Zahlen kaum die
Rede iſt. Denn dieſer Calcul koͤmmt vornehmlich
vor, wo man die Veraͤnderungen in Ueberſchlag
bringt,
welche die Ausfuͤhrung eines Vorhabens nach
ſich zieht, und man thut es, um zu ſehen, ob eine
Jdentitaͤt (um nicht zu ſagen, eine Gleichung)
herauskomme? Die Abſicht, die man ſich vorſetzet,
zeiget, wie die Sache ausfallen ſolle. Man nimmt
ſodann Urſachen und Triebfedern an, und calculirt
oder macht die Rechnung, oder den Ueberſchlag, ob
die Veraͤnderungen, die dieſe Urſachen und Triebfe-
dern in den vorgegebenen Umſtaͤnden nach ſich ziehen,
endlich und zu vorgeſetzter Zeit, der vorhabenden Ab-
ſicht gemaͤß ausfallen? Damit geht es nun am rich-
tigſten, wenn man von der Abſicht ruͤckwaͤrts auf die
Mittel ſchließen kann. Widrigenfalls muß man, wie
bey der Regel Falſi, verfahren (§. 573.), und nach
willkuͤhrlich angenommenen Urſachen und Mitteln,
aus der Verſchiedenheit der Wirkung auf die Aende-
rung der Urſachen, und beſonders auf die Art, wie
ſie geaͤndert werden muͤſſen, den Schluß machen,
(§. 571-577.).

§. 587.

Die ganze Veraͤnderung, die in der einen Sub-
ſtanz vorgegangen, werden wir nun die Wirkung

nennen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0216" n="208"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XIX.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
chen +, - (§. 435.) oder durch die Zeichen. : (§. 437.)<lb/>
ge&#x017F;chehen, je nach dem es <hi rendition="#fr">wirkliche Theile</hi> oder <hi rendition="#fr">Be-<lb/>
&#x017F;timmungen</hi> betrifft. Denn daß hiebey eine Art<lb/>
von Calcul vorkomme, das zeiget nicht nur die Spra-<lb/>
che &#x017F;chon an, welche das Wort <hi rendition="#fr">Calcul</hi> bereits bis<lb/>
dahin metaphori&#x017F;ch gemacht hat, &#x017F;ondern die Aehn-<lb/>
lichkeit der Sache mit arithmeti&#x017F;chen Rechnungen be-<lb/>
rechtiget die&#x017F;e Benennung, und zeiget, <hi rendition="#fr">daß man<lb/>
&#x017F;ich Rechnung mache,</hi> wo von Zahlen kaum die<lb/>
Rede i&#x017F;t. Denn die&#x017F;er Calcul ko&#x0364;mmt vornehmlich<lb/>
vor, wo man die Vera&#x0364;nderungen in <hi rendition="#fr">Ueber&#x017F;chlag<lb/>
bringt,</hi> welche die Ausfu&#x0364;hrung eines Vorhabens nach<lb/>
&#x017F;ich zieht, und man thut es, um zu &#x017F;ehen, ob eine<lb/><hi rendition="#fr">Jdentita&#x0364;t</hi> (um nicht zu &#x017F;agen, eine <hi rendition="#fr">Gleichung</hi>)<lb/>
herauskomme? Die Ab&#x017F;icht, die man &#x017F;ich vor&#x017F;etzet,<lb/>
zeiget, wie die Sache ausfallen &#x017F;olle. Man nimmt<lb/>
&#x017F;odann Ur&#x017F;achen und Triebfedern an, und calculirt<lb/>
oder macht die Rechnung, oder den Ueber&#x017F;chlag, ob<lb/>
die Vera&#x0364;nderungen, die die&#x017F;e Ur&#x017F;achen und Triebfe-<lb/>
dern in den vorgegebenen Um&#x017F;ta&#x0364;nden nach &#x017F;ich ziehen,<lb/>
endlich und zu vorge&#x017F;etzter Zeit, der vorhabenden Ab-<lb/>
&#x017F;icht gema&#x0364;ß ausfallen? Damit geht es nun am rich-<lb/>
tig&#x017F;ten, wenn man von der Ab&#x017F;icht ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts auf die<lb/>
Mittel &#x017F;chließen kann. Widrigenfalls muß man, wie<lb/>
bey der Regel <hi rendition="#aq">Fal&#x017F;i,</hi> verfahren (§. 573.), und nach<lb/>
willku&#x0364;hrlich angenommenen Ur&#x017F;achen und Mitteln,<lb/>
aus der Ver&#x017F;chiedenheit der Wirkung auf die Aende-<lb/>
rung der Ur&#x017F;achen, und be&#x017F;onders auf die Art, wie<lb/>
&#x017F;ie gea&#x0364;ndert werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, den Schluß machen,<lb/>
(§. 571-577.).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 587.</head><lb/>
            <p>Die ganze Vera&#x0364;nderung, die in der einen Sub-<lb/>
&#x017F;tanz vorgegangen, werden wir nun die <hi rendition="#fr">Wirkung</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nennen,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0216] XIX. Hauptſtuͤck. chen +, - (§. 435.) oder durch die Zeichen. : (§. 437.) geſchehen, je nach dem es wirkliche Theile oder Be- ſtimmungen betrifft. Denn daß hiebey eine Art von Calcul vorkomme, das zeiget nicht nur die Spra- che ſchon an, welche das Wort Calcul bereits bis dahin metaphoriſch gemacht hat, ſondern die Aehn- lichkeit der Sache mit arithmetiſchen Rechnungen be- rechtiget dieſe Benennung, und zeiget, daß man ſich Rechnung mache, wo von Zahlen kaum die Rede iſt. Denn dieſer Calcul koͤmmt vornehmlich vor, wo man die Veraͤnderungen in Ueberſchlag bringt, welche die Ausfuͤhrung eines Vorhabens nach ſich zieht, und man thut es, um zu ſehen, ob eine Jdentitaͤt (um nicht zu ſagen, eine Gleichung) herauskomme? Die Abſicht, die man ſich vorſetzet, zeiget, wie die Sache ausfallen ſolle. Man nimmt ſodann Urſachen und Triebfedern an, und calculirt oder macht die Rechnung, oder den Ueberſchlag, ob die Veraͤnderungen, die dieſe Urſachen und Triebfe- dern in den vorgegebenen Umſtaͤnden nach ſich ziehen, endlich und zu vorgeſetzter Zeit, der vorhabenden Ab- ſicht gemaͤß ausfallen? Damit geht es nun am rich- tigſten, wenn man von der Abſicht ruͤckwaͤrts auf die Mittel ſchließen kann. Widrigenfalls muß man, wie bey der Regel Falſi, verfahren (§. 573.), und nach willkuͤhrlich angenommenen Urſachen und Mitteln, aus der Verſchiedenheit der Wirkung auf die Aende- rung der Urſachen, und beſonders auf die Art, wie ſie geaͤndert werden muͤſſen, den Schluß machen, (§. 571-577.). §. 587. Die ganze Veraͤnderung, die in der einen Sub- ſtanz vorgegangen, werden wir nun die Wirkung nennen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/216
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/216>, abgerufen am 29.03.2024.