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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die Kraft.
mit gleicher Geschwindigkeit fortgehen, sondern eines
von dem andern weggestoßen werde. Man setze nun,
der in den Theilen G H A B C (§. 385.) vor dem An-
stoße befindliche Druck vertheile sich bey dem Anstoße
auf die beyde Massen D E F G H A B C gleichförmig,
so werden jede Theile D, E, F etc. mit gleicher Ge-
schwindigkeit fortgehen, und demnach beyde Massen
an einander bleiben. Auf diese Art aber, so viel
man auch den Raum mit Materie und Bewegung
ausgefüllt gedenken will, erhält man nichts anders,
als daß zuletzt alles klumpenweise zusammenfalle oder
sich klumpenweise in das Unendliche zerstreue. Wir
schließen hieraus a posteriori, daß, weil die Welt
nicht so beschaffen ist, die kleinsten soliden Theilchen
entweder elastisch seyn, oder wenn sie nicht elastisch,
sondern nur hart sind, dennoch solche Gesetze des
Stoßes haben müssen, daß sie nach dem Stoße sich
von einander entfernen können.

§. 390.

Dieses hat nun gewissermaßen statt, wenn man
setzet, die zweyte von der erst vorgelegten Frage
müsse bejaht werden. Denn man setze (§. 385.),
der Druck, der vor dem Stoße in jeden der Theile
G H A B C ist, komme bey dem Stoße der Ordnung
nach in D E F G H, so haben nun die Theile D E F
sämmtlich eine Geschwindigkeit, und zwar diejenige,
welche die Theile G H A B C vor dem Anstoßen hat-
ten, und mit dieser können sie sich entfernen. Da
wird nun der Druck, der in den Theilen G H bleibt,
schlechthin nur auf die Masse G H A B C müssen ver-
theilt werden, und folglich derselben Geschwindigkeit
in eben der Verhältniß kleiner machen, in welcher M

zu
Lamb. Archit. II. B. B

Die Kraft.
mit gleicher Geſchwindigkeit fortgehen, ſondern eines
von dem andern weggeſtoßen werde. Man ſetze nun,
der in den Theilen G H A B C (§. 385.) vor dem An-
ſtoße befindliche Druck vertheile ſich bey dem Anſtoße
auf die beyde Maſſen D E F G H A B C gleichfoͤrmig,
ſo werden jede Theile D, E, F ꝛc. mit gleicher Ge-
ſchwindigkeit fortgehen, und demnach beyde Maſſen
an einander bleiben. Auf dieſe Art aber, ſo viel
man auch den Raum mit Materie und Bewegung
ausgefuͤllt gedenken will, erhaͤlt man nichts anders,
als daß zuletzt alles klumpenweiſe zuſammenfalle oder
ſich klumpenweiſe in das Unendliche zerſtreue. Wir
ſchließen hieraus a poſteriori, daß, weil die Welt
nicht ſo beſchaffen iſt, die kleinſten ſoliden Theilchen
entweder elaſtiſch ſeyn, oder wenn ſie nicht elaſtiſch,
ſondern nur hart ſind, dennoch ſolche Geſetze des
Stoßes haben muͤſſen, daß ſie nach dem Stoße ſich
von einander entfernen koͤnnen.

§. 390.

Dieſes hat nun gewiſſermaßen ſtatt, wenn man
ſetzet, die zweyte von der erſt vorgelegten Frage
muͤſſe bejaht werden. Denn man ſetze (§. 385.),
der Druck, der vor dem Stoße in jeden der Theile
G H A B C iſt, komme bey dem Stoße der Ordnung
nach in D E F G H, ſo haben nun die Theile D E F
ſaͤmmtlich eine Geſchwindigkeit, und zwar diejenige,
welche die Theile G H A B C vor dem Anſtoßen hat-
ten, und mit dieſer koͤnnen ſie ſich entfernen. Da
wird nun der Druck, der in den Theilen G H bleibt,
ſchlechthin nur auf die Maſſe G H A B C muͤſſen ver-
theilt werden, und folglich derſelben Geſchwindigkeit
in eben der Verhaͤltniß kleiner machen, in welcher M

zu
Lamb. Archit. II. B. B
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[17/0025] Die Kraft. mit gleicher Geſchwindigkeit fortgehen, ſondern eines von dem andern weggeſtoßen werde. Man ſetze nun, der in den Theilen G H A B C (§. 385.) vor dem An- ſtoße befindliche Druck vertheile ſich bey dem Anſtoße auf die beyde Maſſen D E F G H A B C gleichfoͤrmig, ſo werden jede Theile D, E, F ꝛc. mit gleicher Ge- ſchwindigkeit fortgehen, und demnach beyde Maſſen an einander bleiben. Auf dieſe Art aber, ſo viel man auch den Raum mit Materie und Bewegung ausgefuͤllt gedenken will, erhaͤlt man nichts anders, als daß zuletzt alles klumpenweiſe zuſammenfalle oder ſich klumpenweiſe in das Unendliche zerſtreue. Wir ſchließen hieraus a poſteriori, daß, weil die Welt nicht ſo beſchaffen iſt, die kleinſten ſoliden Theilchen entweder elaſtiſch ſeyn, oder wenn ſie nicht elaſtiſch, ſondern nur hart ſind, dennoch ſolche Geſetze des Stoßes haben muͤſſen, daß ſie nach dem Stoße ſich von einander entfernen koͤnnen. §. 390. Dieſes hat nun gewiſſermaßen ſtatt, wenn man ſetzet, die zweyte von der erſt vorgelegten Frage muͤſſe bejaht werden. Denn man ſetze (§. 385.), der Druck, der vor dem Stoße in jeden der Theile G H A B C iſt, komme bey dem Stoße der Ordnung nach in D E F G H, ſo haben nun die Theile D E F ſaͤmmtlich eine Geſchwindigkeit, und zwar diejenige, welche die Theile G H A B C vor dem Anſtoßen hat- ten, und mit dieſer koͤnnen ſie ſich entfernen. Da wird nun der Druck, der in den Theilen G H bleibt, ſchlechthin nur auf die Maſſe G H A B C muͤſſen ver- theilt werden, und folglich derſelben Geſchwindigkeit in eben der Verhaͤltniß kleiner machen, in welcher M zu Lamb. Archit. II. B. B

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/25>, abgerufen am 29.03.2024.