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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XIII. Hauptstück.
zu M - m ist. Demnach wäre die Geschwindig-
keit , und die Geschwindigkeit
folglich diese größer als jene. Letztere würde
sich demnach gar nicht nach der Masse richten, und
wenn auch die kleinere m an M stöße, so würde sie die-
ser ihre Geschwindigkeit nicht nur ganz mittheilen, son-
dern selbst noch mit der Geschwindigkeit
rückwärts gehen. Ersteres geht nun schlechthin nicht
an, weil aus m mehr Druck in M käme, als in m
selbst ist. Ueberdieß pflanzt sich der Druck bey ganz
harten soliden Theilen nicht nach und nach fort, und
wir haben aus diesem Grunde in dem §. 385. ange-
nommen, daß ungeachtet der Druck aus G H A B C
schon als bis in D E F G H fortgepflanzt angesehen
wird, und folglich in D E F eine Bewegung erfolge,
man dennoch nicht annehmen müsse, daß diese Bewe-
gung vor sich gehe, weil die Vertheilung des in den
Theilen G H zurück gebliebenen Druckes auf beyde
Massen noch erst vorgenommen werden müsse, um
die Geschwindigkeiten V, v ganz zu haben, mit wel-
chen sich beyde Massen nach dem Stoße von einander
entfernen.

§. 391.

Wir sehen hieraus, daß die in dem §. 289. vor-
gelegte Fragen so beschaffen sind, daß letztere unge-
reimt ist (§. 390.), erstere aber wenigstens der Er-
fahrung zuwiderläuft, (§. 389.). Sie läuft aber auch
wider den oben (§. 381.) angeführten Grundsatz, weil
man denselben dabey schlechthin nicht anbringen kann.
Denn da nach dem Stoße beyde Massen bey einander
bleiben, und mit gleicher Geschwindigkeit fortgehen,

so

XIII. Hauptſtuͤck.
zu M - m iſt. Demnach waͤre die Geſchwindig-
keit , und die Geſchwindigkeit
folglich dieſe groͤßer als jene. Letztere wuͤrde
ſich demnach gar nicht nach der Maſſe richten, und
wenn auch die kleinere m an M ſtoͤße, ſo wuͤrde ſie die-
ſer ihre Geſchwindigkeit nicht nur ganz mittheilen, ſon-
dern ſelbſt noch mit der Geſchwindigkeit
ruͤckwaͤrts gehen. Erſteres geht nun ſchlechthin nicht
an, weil aus m mehr Druck in M kaͤme, als in m
ſelbſt iſt. Ueberdieß pflanzt ſich der Druck bey ganz
harten ſoliden Theilen nicht nach und nach fort, und
wir haben aus dieſem Grunde in dem §. 385. ange-
nommen, daß ungeachtet der Druck aus G H A B C
ſchon als bis in D E F G H fortgepflanzt angeſehen
wird, und folglich in D E F eine Bewegung erfolge,
man dennoch nicht annehmen muͤſſe, daß dieſe Bewe-
gung vor ſich gehe, weil die Vertheilung des in den
Theilen G H zuruͤck gebliebenen Druckes auf beyde
Maſſen noch erſt vorgenommen werden muͤſſe, um
die Geſchwindigkeiten V, v ganz zu haben, mit wel-
chen ſich beyde Maſſen nach dem Stoße von einander
entfernen.

§. 391.

Wir ſehen hieraus, daß die in dem §. 289. vor-
gelegte Fragen ſo beſchaffen ſind, daß letztere unge-
reimt iſt (§. 390.), erſtere aber wenigſtens der Er-
fahrung zuwiderlaͤuft, (§. 389.). Sie laͤuft aber auch
wider den oben (§. 381.) angefuͤhrten Grundſatz, weil
man denſelben dabey ſchlechthin nicht anbringen kann.
Denn da nach dem Stoße beyde Maſſen bey einander
bleiben, und mit gleicher Geſchwindigkeit fortgehen,

ſo
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[18/0026] XIII. Hauptſtuͤck. zu M - m iſt. Demnach waͤre die Geſchwindig- keit [FORMEL], und die Geſchwindigkeit [FORMEL] folglich dieſe groͤßer als jene. Letztere wuͤrde ſich demnach gar nicht nach der Maſſe richten, und wenn auch die kleinere m an M ſtoͤße, ſo wuͤrde ſie die- ſer ihre Geſchwindigkeit nicht nur ganz mittheilen, ſon- dern ſelbſt noch mit der Geſchwindigkeit [FORMEL] ruͤckwaͤrts gehen. Erſteres geht nun ſchlechthin nicht an, weil aus m mehr Druck in M kaͤme, als in m ſelbſt iſt. Ueberdieß pflanzt ſich der Druck bey ganz harten ſoliden Theilen nicht nach und nach fort, und wir haben aus dieſem Grunde in dem §. 385. ange- nommen, daß ungeachtet der Druck aus G H A B C ſchon als bis in D E F G H fortgepflanzt angeſehen wird, und folglich in D E F eine Bewegung erfolge, man dennoch nicht annehmen muͤſſe, daß dieſe Bewe- gung vor ſich gehe, weil die Vertheilung des in den Theilen G H zuruͤck gebliebenen Druckes auf beyde Maſſen noch erſt vorgenommen werden muͤſſe, um die Geſchwindigkeiten V, v ganz zu haben, mit wel- chen ſich beyde Maſſen nach dem Stoße von einander entfernen. §. 391. Wir ſehen hieraus, daß die in dem §. 289. vor- gelegte Fragen ſo beſchaffen ſind, daß letztere unge- reimt iſt (§. 390.), erſtere aber wenigſtens der Er- fahrung zuwiderlaͤuft, (§. 389.). Sie laͤuft aber auch wider den oben (§. 381.) angefuͤhrten Grundſatz, weil man denſelben dabey ſchlechthin nicht anbringen kann. Denn da nach dem Stoße beyde Maſſen bey einander bleiben, und mit gleicher Geſchwindigkeit fortgehen, ſo

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/26>, abgerufen am 29.03.2024.