Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XX. Hauptstück.
die Substanzen, sondern allgemeiner und ohne Rück-
sicht auf den Unterschied zwischen Substanzen und
Accidenzen abgehandelt werden müssen, wie wir es
auch im vorhergehenden gethan haben.

§. 640.

Man wird ferner ohne Mühe den Schluß machen
können, daß jede wirkende Ursachen Substanzen,
und zwar ins besondere und unmittelbar Kräfte sind,
und daß hingegen das Solide nur mittelbar wirket,
und daher ehender, so fern es wirket, als ein Mittel
angesehen werden müsse, weil es an sich keine andere
Kraft, als die sogenannte vim inertiae hat, wodurch
es, ohne äußerliche Ursache der Veränderung, in sei-
nem Zustande beharret. Es kann aber dieses Be-
harren eben so gut von dem Gleichgewichte der wirk-
lichen Kräfte hergeleitet werden, die die Theilchen
des Soliden unter sich, und das Ganze mit anderm
Solidem in Verbindung erhalten, wie denn ein sol-
ches Gleichgewicht bey dem Beharrungsstande über-
haupt nothwendig ist.

§. 641.

Da sich endlich das Gleichartige substantiale zu-
sammensetzen, das Ungleichartige aber verbinden läßt
(§. 638. 637.), so entstehen daraus ungleichartige
zusammengesetzte Substanzen, welche so lange in ih-
rer Zusammensetzung und Verbindung verbleiben,
bis die Kräfte, die sie verbinden, durch die Einwir-
kung stärkerer Kräfte getrennet werden, und das ge-
meinsame Band, welches sie zum Ganzen machet,
wegfällt, (§. 220.). Besonders ist bey Substanzen,
wo das Solide mit unter dem Substantialen ist, die
Zusammensetzung wegen der unendlichen Theilbarkeit
wesentlich, (§. 542. 546.).

§. 642.

XX. Hauptſtuͤck.
die Subſtanzen, ſondern allgemeiner und ohne Ruͤck-
ſicht auf den Unterſchied zwiſchen Subſtanzen und
Accidenzen abgehandelt werden muͤſſen, wie wir es
auch im vorhergehenden gethan haben.

§. 640.

Man wird ferner ohne Muͤhe den Schluß machen
koͤnnen, daß jede wirkende Urſachen Subſtanzen,
und zwar ins beſondere und unmittelbar Kraͤfte ſind,
und daß hingegen das Solide nur mittelbar wirket,
und daher ehender, ſo fern es wirket, als ein Mittel
angeſehen werden muͤſſe, weil es an ſich keine andere
Kraft, als die ſogenannte vim inertiae hat, wodurch
es, ohne aͤußerliche Urſache der Veraͤnderung, in ſei-
nem Zuſtande beharret. Es kann aber dieſes Be-
harren eben ſo gut von dem Gleichgewichte der wirk-
lichen Kraͤfte hergeleitet werden, die die Theilchen
des Soliden unter ſich, und das Ganze mit anderm
Solidem in Verbindung erhalten, wie denn ein ſol-
ches Gleichgewicht bey dem Beharrungsſtande uͤber-
haupt nothwendig iſt.

§. 641.

Da ſich endlich das Gleichartige ſubſtantiale zu-
ſammenſetzen, das Ungleichartige aber verbinden laͤßt
(§. 638. 637.), ſo entſtehen daraus ungleichartige
zuſammengeſetzte Subſtanzen, welche ſo lange in ih-
rer Zuſammenſetzung und Verbindung verbleiben,
bis die Kraͤfte, die ſie verbinden, durch die Einwir-
kung ſtaͤrkerer Kraͤfte getrennet werden, und das ge-
meinſame Band, welches ſie zum Ganzen machet,
wegfaͤllt, (§. 220.). Beſonders iſt bey Subſtanzen,
wo das Solide mit unter dem Subſtantialen iſt, die
Zuſammenſetzung wegen der unendlichen Theilbarkeit
weſentlich, (§. 542. 546.).

§. 642.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0278" n="270"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XX.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
die Sub&#x017F;tanzen, &#x017F;ondern allgemeiner und ohne Ru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;icht auf den Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen Sub&#x017F;tanzen und<lb/>
Accidenzen abgehandelt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wie wir es<lb/>
auch im vorhergehenden gethan haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 640.</head><lb/>
            <p>Man wird ferner ohne Mu&#x0364;he den Schluß machen<lb/>
ko&#x0364;nnen, daß jede wirkende Ur&#x017F;achen Sub&#x017F;tanzen,<lb/>
und zwar ins be&#x017F;ondere und unmittelbar Kra&#x0364;fte &#x017F;ind,<lb/>
und daß hingegen das Solide nur mittelbar wirket,<lb/>
und daher ehender, &#x017F;o fern es wirket, als ein Mittel<lb/>
ange&#x017F;ehen werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, weil es an &#x017F;ich keine andere<lb/>
Kraft, als die &#x017F;ogenannte <hi rendition="#aq">vim inertiae</hi> hat, wodurch<lb/>
es, ohne a&#x0364;ußerliche Ur&#x017F;ache der Vera&#x0364;nderung, in &#x017F;ei-<lb/>
nem Zu&#x017F;tande beharret. Es kann aber die&#x017F;es Be-<lb/>
harren eben &#x017F;o gut von dem Gleichgewichte der wirk-<lb/>
lichen Kra&#x0364;fte hergeleitet werden, die die Theilchen<lb/>
des Soliden unter &#x017F;ich, und das Ganze mit anderm<lb/>
Solidem in Verbindung erhalten, wie denn ein &#x017F;ol-<lb/>
ches Gleichgewicht bey dem Beharrungs&#x017F;tande u&#x0364;ber-<lb/>
haupt nothwendig i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 641.</head><lb/>
            <p>Da &#x017F;ich endlich das Gleichartige &#x017F;ub&#x017F;tantiale zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;etzen, das Ungleichartige aber verbinden la&#x0364;ßt<lb/>
(§. 638. 637.), &#x017F;o ent&#x017F;tehen daraus ungleichartige<lb/>
zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Sub&#x017F;tanzen, welche &#x017F;o lange in ih-<lb/>
rer Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung und Verbindung verbleiben,<lb/>
bis die Kra&#x0364;fte, die &#x017F;ie verbinden, durch die Einwir-<lb/>
kung &#x017F;ta&#x0364;rkerer Kra&#x0364;fte getrennet werden, und das ge-<lb/>
mein&#x017F;ame Band, welches &#x017F;ie zum Ganzen machet,<lb/>
wegfa&#x0364;llt, (§. 220.). Be&#x017F;onders i&#x017F;t bey Sub&#x017F;tanzen,<lb/>
wo das Solide mit unter dem Sub&#x017F;tantialen i&#x017F;t, die<lb/>
Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung wegen der unendlichen Theilbarkeit<lb/>
we&#x017F;entlich, (§. 542. 546.).</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 642.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0278] XX. Hauptſtuͤck. die Subſtanzen, ſondern allgemeiner und ohne Ruͤck- ſicht auf den Unterſchied zwiſchen Subſtanzen und Accidenzen abgehandelt werden muͤſſen, wie wir es auch im vorhergehenden gethan haben. §. 640. Man wird ferner ohne Muͤhe den Schluß machen koͤnnen, daß jede wirkende Urſachen Subſtanzen, und zwar ins beſondere und unmittelbar Kraͤfte ſind, und daß hingegen das Solide nur mittelbar wirket, und daher ehender, ſo fern es wirket, als ein Mittel angeſehen werden muͤſſe, weil es an ſich keine andere Kraft, als die ſogenannte vim inertiae hat, wodurch es, ohne aͤußerliche Urſache der Veraͤnderung, in ſei- nem Zuſtande beharret. Es kann aber dieſes Be- harren eben ſo gut von dem Gleichgewichte der wirk- lichen Kraͤfte hergeleitet werden, die die Theilchen des Soliden unter ſich, und das Ganze mit anderm Solidem in Verbindung erhalten, wie denn ein ſol- ches Gleichgewicht bey dem Beharrungsſtande uͤber- haupt nothwendig iſt. §. 641. Da ſich endlich das Gleichartige ſubſtantiale zu- ſammenſetzen, das Ungleichartige aber verbinden laͤßt (§. 638. 637.), ſo entſtehen daraus ungleichartige zuſammengeſetzte Subſtanzen, welche ſo lange in ih- rer Zuſammenſetzung und Verbindung verbleiben, bis die Kraͤfte, die ſie verbinden, durch die Einwir- kung ſtaͤrkerer Kraͤfte getrennet werden, und das ge- meinſame Band, welches ſie zum Ganzen machet, wegfaͤllt, (§. 220.). Beſonders iſt bey Subſtanzen, wo das Solide mit unter dem Subſtantialen iſt, die Zuſammenſetzung wegen der unendlichen Theilbarkeit weſentlich, (§. 542. 546.). §. 642.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/278
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/278>, abgerufen am 19.04.2024.