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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die Einheit.
bis ins Unendliche, wie bey der Ausdehnung, der
Dauer, der Kraft, der Bewegung etc. oder es ist
eine absolute Einheit, die keine Gradus Intensitatis
zuläßt, sondern nur extensiue bey mehrern oder weni-
gern Dingen vorkommen kann, wie z. E. die Exi-
stenz, die Wahrheit etc. Den Grund, warum bey
dem Einfachen von diesen Extremis eines vorkomme,
haben wir bereits (§. 706.) angezeiget, weil nämlich,
wenn die Größe nur innert gewissen Schranken ver-
ändert werden kann, allemal etwas zusammengesetz-
tes in dem Begriffe ist, oder einschränkende Bedin-
gungen dabey vorkommen, (Alethiol. §. 248.). Und
diese geben gemeiniglich eine bestimmte und für sich
erkennbare Einheit an, auf welche die übrigen Grade
bezogen werden können.

§. 724.

Hingegen, wo jede Stufen der Größe an sich
gleich und uneingeschränkt möglich sind, da ist die
Einheit nothwendig unbestimmt, und daher kann sie
von jeder beliebigen Größe angenommen werden.
Es ist dabey alles nur verhältnißweise groß oder klein.
Wir haben daher bereits angemerket, daß, wenn
man für solche Fälle kenntliche Einheiten haben will,
man sie in der wirklichen Welt aufsuchen müsse. Die-
ses sind aber sodann nicht so fest Einheiten in der
Sache selbst, als vielmehr Maaßstäbe dazu, der-
gleichen man für die Zeit, den Raum, die Geschwin-
digkeit, das Gewicht etc. einige ziemlich genau ge-
funden. Sie hängen sämmtlich von der in dem
702ten §. betrachteten, an sich kenntlichen Einheit ab.
Denn die gleichförmige Umwälzung der Erdkugel
giebt uns das Maaß der Zeit, und dieses vermit-
telst der Pendul das Maaß der Länge, und diese

vermit-
Y 4

Die Einheit.
bis ins Unendliche, wie bey der Ausdehnung, der
Dauer, der Kraft, der Bewegung ꝛc. oder es iſt
eine abſolute Einheit, die keine Gradus Intenſitatis
zulaͤßt, ſondern nur extenſiue bey mehrern oder weni-
gern Dingen vorkommen kann, wie z. E. die Exi-
ſtenz, die Wahrheit ꝛc. Den Grund, warum bey
dem Einfachen von dieſen Extremis eines vorkomme,
haben wir bereits (§. 706.) angezeiget, weil naͤmlich,
wenn die Groͤße nur innert gewiſſen Schranken ver-
aͤndert werden kann, allemal etwas zuſammengeſetz-
tes in dem Begriffe iſt, oder einſchraͤnkende Bedin-
gungen dabey vorkommen, (Alethiol. §. 248.). Und
dieſe geben gemeiniglich eine beſtimmte und fuͤr ſich
erkennbare Einheit an, auf welche die uͤbrigen Grade
bezogen werden koͤnnen.

§. 724.

Hingegen, wo jede Stufen der Groͤße an ſich
gleich und uneingeſchraͤnkt moͤglich ſind, da iſt die
Einheit nothwendig unbeſtimmt, und daher kann ſie
von jeder beliebigen Groͤße angenommen werden.
Es iſt dabey alles nur verhaͤltnißweiſe groß oder klein.
Wir haben daher bereits angemerket, daß, wenn
man fuͤr ſolche Faͤlle kenntliche Einheiten haben will,
man ſie in der wirklichen Welt aufſuchen muͤſſe. Die-
ſes ſind aber ſodann nicht ſo feſt Einheiten in der
Sache ſelbſt, als vielmehr Maaßſtaͤbe dazu, der-
gleichen man fuͤr die Zeit, den Raum, die Geſchwin-
digkeit, das Gewicht ꝛc. einige ziemlich genau ge-
funden. Sie haͤngen ſaͤmmtlich von der in dem
702ten §. betrachteten, an ſich kenntlichen Einheit ab.
Denn die gleichfoͤrmige Umwaͤlzung der Erdkugel
giebt uns das Maaß der Zeit, und dieſes vermit-
telſt der Pendul das Maaß der Laͤnge, und dieſe

vermit-
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[343/0351] Die Einheit. bis ins Unendliche, wie bey der Ausdehnung, der Dauer, der Kraft, der Bewegung ꝛc. oder es iſt eine abſolute Einheit, die keine Gradus Intenſitatis zulaͤßt, ſondern nur extenſiue bey mehrern oder weni- gern Dingen vorkommen kann, wie z. E. die Exi- ſtenz, die Wahrheit ꝛc. Den Grund, warum bey dem Einfachen von dieſen Extremis eines vorkomme, haben wir bereits (§. 706.) angezeiget, weil naͤmlich, wenn die Groͤße nur innert gewiſſen Schranken ver- aͤndert werden kann, allemal etwas zuſammengeſetz- tes in dem Begriffe iſt, oder einſchraͤnkende Bedin- gungen dabey vorkommen, (Alethiol. §. 248.). Und dieſe geben gemeiniglich eine beſtimmte und fuͤr ſich erkennbare Einheit an, auf welche die uͤbrigen Grade bezogen werden koͤnnen. §. 724. Hingegen, wo jede Stufen der Groͤße an ſich gleich und uneingeſchraͤnkt moͤglich ſind, da iſt die Einheit nothwendig unbeſtimmt, und daher kann ſie von jeder beliebigen Groͤße angenommen werden. Es iſt dabey alles nur verhaͤltnißweiſe groß oder klein. Wir haben daher bereits angemerket, daß, wenn man fuͤr ſolche Faͤlle kenntliche Einheiten haben will, man ſie in der wirklichen Welt aufſuchen muͤſſe. Die- ſes ſind aber ſodann nicht ſo feſt Einheiten in der Sache ſelbſt, als vielmehr Maaßſtaͤbe dazu, der- gleichen man fuͤr die Zeit, den Raum, die Geſchwin- digkeit, das Gewicht ꝛc. einige ziemlich genau ge- funden. Sie haͤngen ſaͤmmtlich von der in dem 702ten §. betrachteten, an ſich kenntlichen Einheit ab. Denn die gleichfoͤrmige Umwaͤlzung der Erdkugel giebt uns das Maaß der Zeit, und dieſes vermit- telſt der Pendul das Maaß der Laͤnge, und dieſe vermit- Y 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/351>, abgerufen am 28.03.2024.