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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Das Ausmeßbare.
diese Fragen wirklich können gemacht werden, (§. 787.).
Dieses muß aber, und besonders bey den einfachen
Bestimmungen, die Betrachtung der Sache und
ihre Gedenkbarkeit angeben, (§. 776. seqq. §. 719.
seqq.). Wir haben hiebey die vorhin angegebenen
vier Classen, worein sich solche Fragen vertheilen las-
sen (§. 792-794.), so geordnet, daß, was bey dieser
Zergliederung schlechthin nur zu einer der erstern ge-
höret, bey den folgenden, wenigstens in eben der Ab-
sicht, nicht vorkomme. Besonders aber hat man auf
den Unterschied zu sehen, der zwischen der ersten und
der zweyten Classe ist, und der die Frage betrifft, ob
man die Schätzung der Summe bey dem bloßen Vor-
zählen der einzeln Stücke müsse bewenden lassen, oder
ob man dabey noch andere Ausmessungen und Be-
rechnungen vornehmen könne. Man sieht leicht, daß
dieser Unterschied gleichsam die Gränzlinie zwischen
dem Mathematischen und dem bloß Symbolischen
ausmacht, und daß es der Mühe lohne, denselben
so viel möglich ist, kenntlich zu machen.

§. 798.

Wir haben die erste Anlage zu der Betrachtung
dieses Unterschiedes bereits in dem vorhergehenden
(§. 434. 714.) angegeben, und dabey bemerket, daß,
indem wir auch die ungleichartigsten Dinge, wenig-
stens unter dem Begriffe, daß es Dinge sind, zu-
sammen nehmen, wir dadurch verleitet werden, einem
solchen Haufen eine Größe zuzuschreiben, und etwann
auch zu setzen, daß sie einen gemeinsamen Maaßstab
haben, nach welchem sie nicht bloß, wie einzelne ab-
gebrochene Zahlen vorgezählet, sondern eben so, als
wenn sie eine Continuität hätten, ausgemessen, mit
einander verglichen und in Verhältniß gebracht wer-

den
D d 3

Das Ausmeßbare.
dieſe Fragen wirklich koͤnnen gemacht werden, (§. 787.).
Dieſes muß aber, und beſonders bey den einfachen
Beſtimmungen, die Betrachtung der Sache und
ihre Gedenkbarkeit angeben, (§. 776. ſeqq. §. 719.
ſeqq.). Wir haben hiebey die vorhin angegebenen
vier Claſſen, worein ſich ſolche Fragen vertheilen laſ-
ſen (§. 792-794.), ſo geordnet, daß, was bey dieſer
Zergliederung ſchlechthin nur zu einer der erſtern ge-
hoͤret, bey den folgenden, wenigſtens in eben der Ab-
ſicht, nicht vorkomme. Beſonders aber hat man auf
den Unterſchied zu ſehen, der zwiſchen der erſten und
der zweyten Claſſe iſt, und der die Frage betrifft, ob
man die Schaͤtzung der Summe bey dem bloßen Vor-
zaͤhlen der einzeln Stuͤcke muͤſſe bewenden laſſen, oder
ob man dabey noch andere Ausmeſſungen und Be-
rechnungen vornehmen koͤnne. Man ſieht leicht, daß
dieſer Unterſchied gleichſam die Graͤnzlinie zwiſchen
dem Mathematiſchen und dem bloß Symboliſchen
ausmacht, und daß es der Muͤhe lohne, denſelben
ſo viel moͤglich iſt, kenntlich zu machen.

§. 798.

Wir haben die erſte Anlage zu der Betrachtung
dieſes Unterſchiedes bereits in dem vorhergehenden
(§. 434. 714.) angegeben, und dabey bemerket, daß,
indem wir auch die ungleichartigſten Dinge, wenig-
ſtens unter dem Begriffe, daß es Dinge ſind, zu-
ſammen nehmen, wir dadurch verleitet werden, einem
ſolchen Haufen eine Groͤße zuzuſchreiben, und etwann
auch zu ſetzen, daß ſie einen gemeinſamen Maaßſtab
haben, nach welchem ſie nicht bloß, wie einzelne ab-
gebrochene Zahlen vorgezaͤhlet, ſondern eben ſo, als
wenn ſie eine Continuitaͤt haͤtten, ausgemeſſen, mit
einander verglichen und in Verhaͤltniß gebracht wer-

den
D d 3
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[421/0429] Das Ausmeßbare. dieſe Fragen wirklich koͤnnen gemacht werden, (§. 787.). Dieſes muß aber, und beſonders bey den einfachen Beſtimmungen, die Betrachtung der Sache und ihre Gedenkbarkeit angeben, (§. 776. ſeqq. §. 719. ſeqq.). Wir haben hiebey die vorhin angegebenen vier Claſſen, worein ſich ſolche Fragen vertheilen laſ- ſen (§. 792-794.), ſo geordnet, daß, was bey dieſer Zergliederung ſchlechthin nur zu einer der erſtern ge- hoͤret, bey den folgenden, wenigſtens in eben der Ab- ſicht, nicht vorkomme. Beſonders aber hat man auf den Unterſchied zu ſehen, der zwiſchen der erſten und der zweyten Claſſe iſt, und der die Frage betrifft, ob man die Schaͤtzung der Summe bey dem bloßen Vor- zaͤhlen der einzeln Stuͤcke muͤſſe bewenden laſſen, oder ob man dabey noch andere Ausmeſſungen und Be- rechnungen vornehmen koͤnne. Man ſieht leicht, daß dieſer Unterſchied gleichſam die Graͤnzlinie zwiſchen dem Mathematiſchen und dem bloß Symboliſchen ausmacht, und daß es der Muͤhe lohne, denſelben ſo viel moͤglich iſt, kenntlich zu machen. §. 798. Wir haben die erſte Anlage zu der Betrachtung dieſes Unterſchiedes bereits in dem vorhergehenden (§. 434. 714.) angegeben, und dabey bemerket, daß, indem wir auch die ungleichartigſten Dinge, wenig- ſtens unter dem Begriffe, daß es Dinge ſind, zu- ſammen nehmen, wir dadurch verleitet werden, einem ſolchen Haufen eine Groͤße zuzuſchreiben, und etwann auch zu ſetzen, daß ſie einen gemeinſamen Maaßſtab haben, nach welchem ſie nicht bloß, wie einzelne ab- gebrochene Zahlen vorgezaͤhlet, ſondern eben ſo, als wenn ſie eine Continuitaͤt haͤtten, ausgemeſſen, mit einander verglichen und in Verhaͤltniß gebracht wer- den D d 3

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/429>, abgerufen am 29.03.2024.